Friedrichshafen / sz - Sechshundertfünfzig Grundschulkinder auf einen Streich im großen Saal des Graf-Zeppelin-Hauses, die wollen gepackt sein und das hat das gute alte kettenrasselnde „Gespenst von Canterville“ mit Bravour geschafft.
Nicht nur aus Friedrichshafen sind sie gekommen, sondern aus dem weiteren Umkreis – wie die gesamte Grundschule Unteruhldingen mit 240 Kindern. So musste das Kulturbüro schließlich mehr Plätze zum Verkauf freigeben als ursprünglich vorgesehen. Auf die Aufführungen der Badischen Landesbühne aus Bruchsal ist Verlass, manche wie die „Ronja Räubertochter“ von 1989 behält man noch jahrelang im Gedächtnis. Natürlich darf man in einer Inszenierung für Kinder ab sechs Jahren nicht erwarten, dass diese die in Oscar Wildes erstem erzählerischem Werk steckende Satire auf den amerikanischen Zeitgeist, die Parodie auf die in England durchaus gepflegte Gespensterangst erkennen – für sie ist die Komik durch das Aufeinanderprallen von drei Welten entscheidend, und das hat Olivier Garofalo mit seinen Spielern mit Witz und Temperament realisiert, ohne in Klamauk auszuufern.
„Mum, ist das cool“
Klar hat er das Stück nicht im Entstehungsjahr 1887 angesiedelt, sondern im Heute, mit munteren amerikanischen Kids, die beim Betreten des Schlosses erst einmal in ein „Mum, ist das cool, wow!“ ausbrechen. Nichts ist mehr zu sehen von Oscar Wildes alter Tudorhalle, von der schwarzen Eichenholztäfelung und dem bunten Glasfenster der Bibliothek, stattdessen zerschlissene rote Vorhänge und ein alter Uhrenkasten vor dem Bild von Sir Simon, aus dem dieser leibhaftig hervortritt. Köstlich der Kontrast zwischen der beherzten Familie Otis, dem steifen Aristokraten Lord Edward de Canterville mit seiner noch steiferen Haushälterin und dem 300 Jahre alten Gespenst Sir Simon, das die Eindringlinge nach Kräften zu vertreiben sucht.