Friedrichshafen / sz - Der Senat der Zeppelin Universität (ZU) hat am Mittwoch die in Hamburg geborene Wirtschafts-Professorin Insa Sjurts zur neuen Präsidentin gewählt. Sjurts soll im Frühjahr ihr Amt antreten. Sie soll die Universität nach den Turbulenzen der sogenannten Provisions-Affäre aus der Krise führen.
Der Vorstand der ZU-Stiftung, Träger der Universität, hat Sjurts bereits im Amt bestätigt, nachdem der Senat als höchstes Gremium der Uni mit Vertretern aus Verwaltung, Wissenschaft und Studenten, einstimmig „Ja“ gesagt hatte. Die Ökonomin ist unter anderem Professorin der Universität Hamburg und Geschäftsführerin der Filmhochschule Hamburg Media School. Sjurts ist De-Facto-Nachfolgerin von ZU-Präsident Stephan A. Jansen der im September nach Vorwürfen wegen Provisions-Zahlungen zurückgetreten war. Zwischenzeitlich leitet Alfred Kieser die Uni kommissarisch. Die Hamburgerin gilt als Expertin für Vertrauen in Organisationen und Unternehmenskultur – ein Punkt, bei dem ihr umstrittener Vorgänger unter Beschuss stand. Aus von der ZU unabhängigen Kreisen deutscher Dekane und Präsidenten von Hochschulen wird die Wahl von Sjurts sehr positiv bewertet: „Sie ist kein Forschungs-Yogi, sondern sie ist durch eine harte Uni gegangen, beherrscht Management und kann Mitarbeiter führen“, sagte ein solcher Informant der Schwäbischen Zeitung. Auch an der ZU und bei den drei „Z“, den ZU-Hauptförderern Zeppelin-Stiftung, Zeppelin GmbH und ZF Friedrichshafen AG, wird die Wahl der Präsidentin als gutes Zeichen gesehen.
Sjurts ist Campus-Gespräch
Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand sagte als Vertreter der Zeppelin-Stiftung nach der Wahl: „Die Erwartungen an die künftige Präsidentin sind sehr groß, aber Insa Sjurts bringt meiner Überzeugung nach alle Qualifikationen und Voraussetzungen mit, um die ZU in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Sie steht auch für einen klaren Neubeginn der ZU.“
Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG, freute sich ebenfalls über die Wahl: „Sie wird eine kommunikative, integrative und führungsstarke ZU-Präsidentin sein“, sagt er und ergänzt: „Die neue Präsidentin wird neue Impulse für diese für Friedrichshafen und die Region so bedeutende Bildungseinrichtung geben.“
Peter Gerstmann, Chef der Zeppelin GmbH, sagte: „Ihre Biografie und Forschungsschwerpunkte passen hervorragend zur wissenschaftlichen Ausrichtung der Zeppelin Universität zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik.“ Dass sich Insa Sjurts „gegen starke Mitbewerber aus der internationalen Hochschullandschaft durchsetzen konnte“, hebe ihre Klasse und Kompetenz hervor, so Gerstmann.
Beherzter Schritt
Unter ZU-Studenten scheint die Nachricht jedenfalls gute Laune zu verbreiten: „Wir freuen uns natürlich“, sagte ein Student im dritten Semester am Mittwoch: „Es ist ein neues Gesicht aus einer neuen Stadt. Damit beginnt eine neue Zeit.“ Die neue Präsidentin sei Campus-Gespräch, sagt auch eine Studentin im sechsten Semester. Marcel Tyrell, Professor der Wirtschaftswissenschaften an der ZU, der selbst Ambitionen auf das höchste Amt der Universität hatte, bezeichnete die Wahl im SZ-Gespräch ebenfalls als gelungen: „Das ist genau das, was die ZU jetzt gebraucht hat.“
Sjurts De-Facto-Vorgänger Jansen war als Präsident am 8. September zurückgetreten, da er aus Fördergeldern der Uni Provisionen bekommen haben soll und Förderer darüber nicht informiert habe. In diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft. Mit Alfred Kieser hatte die Privat-Universität am Bodensee einen Schritt zu einem Neuanfang getan. Das Provisions-System soll jetzt vom Senat in Frage gestellt werden. Eine Entscheidung in dieser Sache soll aber erst mit der neuen Präsidentin fallen, da man sie in den Prozess einbinden möchte.
Die wichtigsten Fakten zur neuen ZU-Präsidentin
Die gebürtige Hamburgerin Insa Sjurts war bislang Geschäftsführerin und Akademische Direktorin der Hamburg Media School und dort Lehrstuhl-Inhaberin für Betriebswirtschaftslehre
Der Doktortitel wurde ihr 1994 an der Universität der Bundeswehr in Hamburg verliehen. Thema ihrer Arbeit: „Kontrolle, Controlling und Unternehmensführung“
Im Jahr 2000 wurde sie zur Professorin in Flensburg berufen
Bis 2014 war sie Mitglied der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, die die Meinungsvielfalt im deutschen Privatfernsehen gewährleisten soll
Sie ist Mitherausgeberin der Fachzeitschrift MedienWirtschaft
Sjurts gilt unter anderem als Expertin für Vertrauen in Organisationen und Unternehmenskultur - ein Punkt, bei dem ihr umstrittener Vorgänger Stephan A. Jansen zuletzt unter Beschuss stand.