Friedrichshafen / sz - Professoren, Studenten, Belegschaft und Finanziers der Zeppelin Universität (ZU) in Friedrichshafen blicken derzeit gespannt in Richtung Mittwoch. Da soll der ZU-Senat einen Nachfolger für Ex-Präsident Stephan A. Jansen wählen. Die seit Monaten erwartete Entscheidung wird eng mit der Hoffnung auf einen Neustart der Universität nach der sogenannten Provisionsaffäre verknüpft.
Laut ZU-Sprecher Rainer Böhme gab es mehr als 25 Bewerbungen um das Amt des künftigen Präsidenten und damit obersten Leiters der Privatuniversität am Seemoser Horn. Aus allen Bewerbern hat eine Findungskommission der ZU in einem mehrmonatigen Verfahren nun eine Auswahl getroffen, die dem Senat als Entscheidungsgremium der Universität in der Sitzung am Mittwoch vorgestellt werden soll.
Glaubwürdigkeit und Transparenz
In diesem höchsten Gremium der Universität, besetzt mit Vertretern aller universitären Gruppen, wird der künftige Präsident eine Stimmenmehrheit erhalten müssen, um den Zuschlag für das Amt zu erhalten. Formal könnten dann nur noch ZU-Stiftungsvorstand oder - Rat, Träger der Universität, ein Veto einlegen – was als höchst unwahrscheinlich gilt.
„Wir werden am Mittwoch eine Mitteilung versenden“, sagte daher auch Georg Jochum, Vorsitzender der Findungskomission für den neuen Präsidenten, am Montag zur Schwäbischen Zeitung.
Was formal einfach klingt, ist dennoch keine leichte Entscheidung für die Häfler Vorzeigeuniversität, die im September über die sogenannte Provisions-Affäre gestolpert war. Der damalige ZU-Präsident Stephan A. Jansen nahm den Hut, da er möglicherweise fragwürdige Provisionen aus Förderverträgen der Universität bezogen hatte. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft in dieser Angelegenheit. Doch um das Bild der Eliteuniversität wieder gerade zu rücken, braucht es jetzt einen glaubwürdigen Mann an der Spitze.
„Die Universität braucht einen international erfahrenen Mann, einen Schaffer“, hieß es am Montag aus gut informierten Kreisen über die bevorstehende Präsidentschaftswahl. Nicht nur politisches Geschick sei demnach für einen Präsidenten der ZU dringend erforderlich. Die Universität brauche auch schlicht einen Chef „der mit Geld umgehen kann“, so die Quelle weiter. Auch die ZU macht keinen Hehl daraus, dass sich der neue Präsident neben Qualifikationen als akademischer und strategischer Leiter mit enger Vernetzung in Gesellschaft, Wirschaft und Politik, wohl auch transparenter geben sollte als sein Vorgänger: „Das bereits vorhandene Compliance-System der ZU wird derzeit weiterentwickelt. Natürlich wird es auch für den neuen Präsidenten gelten“, sagte dazu ZU-Sprecher Böhme. Compliance bezieht sich in diesem Fall vor allem auf die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien und wohl auch auf ethische oder moralische Grundsätze der Universität.
Gradmesser für diese Anforderung dürfte am Ende auch der Wahlvorgang des Präsidenten selbst werden: „Wenn ein Senat in einem demokratischen Prozess entscheidet, ist alles fein“, sagt dementsprechend auch der Branchen-Insider. Transparenz sei das A und O für einen Neustart der Privatuniversität am Bodensee.