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Fischer verzweifelt: Ertrag bricht erneut ein

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Friedrichshafen / sz - Der Fang der Berufsfischer am Bodensee-Obersee ist 2013 mit insgesamt 465 Tonnen erneut eingebrochen und um 16 Prozent niedriger als im Vorjahr. Wie dramatisch die Situation ist, wurde auf der Jahreshauptversammlung des Internationalen Bodensee-Fischereiverband (IBF) am Samstag im Graf Zeppelin-Haus in Friedrichshafen bekannt.

Es ist offenbar das schlechteste Fangergebnis seit 60 Jahren, melden die Berufsfischer. Der äußerst niedrige Felchen-Fang lag 2013 mit 294 Tonnen nochmals 17 Prozent niedriger als 2012 (334 Tonnen) und der Fang an Barschen mit knapp 80 Tonnen um 27 Prozent unter dem des Vorjahres 2011. Die Weißfischfänge haben mit 26,8 Tonnen um insgesamt 34,7 Prozent abgenommen, die von Brachsen sogar um knapp 44 Prozent.

IBF-Präsident Wolfgang Sigg und der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft der bayerischen Bodenseeberufsfischer, Roland Stohr, nahmen während der Versammlung kein Blatt vor den Mund. Sigg sprach zunächst von einer „verzweifelten Situation für Berufsfischer“. „Es geht weiter bergab mit der Fischerei“, sagte dagegen Stohr und ergänzte, lange versprochene Hilfe für die Fischer aus der Politik fehle bis heute.

Kormoran im Visier

Verschärfe werde die Situation durch die schlechte Nährstoffsituation im Bodensee und die steigende Anzahl von Kormoranen, die laut der Berufsfischer 150 bis 200 Tonnen Fisch pro Jahr verzehren würden und damit Existenzen gefährden würden. Der IBF verlangt daher die Zahl der Kormorane am See zu dezimieren.

Aktuelle Fangzahlen zeigen offenbar auch, dass aufgrund teils starker Einbrüche beim Barsch, Saibling, Zander und Hecht insgesamt mit einem weiteren Rückgang um fast zehn Prozent gerechnet werden muss. „Wir Berufsfischer stehen im Starkregen, und es fehlt uns an jeglicher wettertauglicher Kleidung“, malte Roland Stohr ein düsteres Bild für sich und seine Berufskollegen am Bodensee, von denen weitere in diesem Jahr ihren Job an den Nagel gehängt hätten. Er habe manchmal den Eindruck, diese Entwicklung sei gewollt, „frei nach dem Motto, wenn es weniger Fischer gibt, vielleicht genügt ja dann die vorhandene Fischmenge zum Überleben“.

Saibling im Aufwind

Erfreulich nannte Vorsitzender Wolfgang Sigg unter anderem den Fang von Seesaiblingen von 16,1 Tonnen. Das sei der höchste, der seit Beginn der Statistik im Jahr 1910 erzielt worden sei. Das sei zwar erfreulich, aber in keiner Weise eine Möglichkeit der Kompensation der insgesamt sehr niedrigen Erträge der Berufsfischerei, relativierte er.

Präsident Sigg forderte als dringend notwendige Maßnahmen eine Änderung der Bewirtschaftungsmethoden und ein Umdenken in Sachen Nährstoffe, nachdem der lange Jahre als schädlich eingestufte Phosphatgehalt eindeutig nichts mit der Sauberkeit des Sees zu tun habe. „Der Fischbestand hängt von den Nährstoffen ab und die vom Phosphatgehalt“, sagte Sigg. Allerdings: Die IGKB hat sich gegen eine Erhöhung der Nährstoffkonzentration im Bodensee ausgesprochen und auch aus der Politik sind derzeit keine ernsthaften Anzeichen für eine Zustimmung zu erkennen.

Präsident Karl Geyer sprach sich in der Sitzung im Auftrag der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Bodensee-Angelfischer (IABS) für eine nachhaltige Entwicklung der Fischerei am Bodensee aus, die es nach Ansicht des früheren Leiters der Fischereiforschungsstelle, Rainer Berg, bereits gibt. „Wir fischen nachhaltig“, betonte er


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