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Friedrichshafenerin lebt ein Jahr in Kenia

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Friedrichshafen / sz - Die 20-jährige Häfler Franziska Dickmanns ist bei den Massai in Kenia gewesen und hat mit ihnen gelebt. Im Weltlladen berichtete sie von ihren Erfahrungen.

Während es draußen im Laufe des Abends immer kälter wird, sitzen die Gäste im Weltladen in Friedrichshafen mit einer Tasse heißen Früchte-, Pfefferminz- oder Ingwertees in einer gemütlichen Atmosphäre beieinander. Sie alle waren am Mittwochabend zusammen gekommen, um dem Bilder-Vortrag der 20-jährigen Franziska Dickmanns zu lauschen. Die Häflerin und ehemalige Schülerin des Graf-Zeppelin-Gymnasiums war für ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) ins Hochland Kenias gereist, wo sie in dem kleinen Dorf Olereko unter den Massai lebte. Laut eigener Aussage war dies das bisher beste Jahr ihres Lebens.

„Die Massai sind mit zwei Prozent die kleinste Bevölkerungsgruppe Kenias, und dennoch sind sie weltbekannt. Es ist das stolzeste Volk des Landes und sie waren große Krieger“, berichtet die Häflerin. Zwar habe der Stamm viele seiner alten Traditionen im Laufe der Zeit abgelegt, dennoch seien ihre Sitten vergleichbar mit anderen Stämmen am weitgehendsten vorhanden geblieben.

Die junge Frau war während ihres FSJs im Erishata Learning Center tätig, einer privaten Grundschule mit einem integrierten Patenschaftsprogramm. Auch eine Farm, ein Kindergarten und eine Baumschule befinden sich auf dem Gelände.

Ihr Haupteinsatzort war die Baumschule, wo sie und drei andere freiwillige Arbeiter viele neue Bäume pflanzten, um die Wälder, die abgeholzt worden waren, in ihrem Wachstum unterstützen zu können.

Ihr zweiter Arbeitsplatz war die Grundschule, in der 400 Schüler aus den Klassen eins bis sieben unterrichtet werden. „Wir gaben Sport-, Kunst-, Musik- und etwas Englischunterricht. Nebenbei haben wir eigene Projekte gestartet.“ So seien eine Weltkarte, Bibelverse und deutsche Vokabeln auf den Schulwänden verewigt worden. Ein Spielplatz ist ebenfalls entstanden. „So etwas kannten sie nicht, da es dort keine Spielplätze gibt“, sagte Franziska.

Paten aus Deutschland

Viele Familien haben Paten aus Deutschland, mit deren Hilfe ihren Kindern der Schulbesuch ermöglicht werden kann. Beeindruckend fand die junge Frau auch, dass viele Kinder von klein auf drei Sprachen sprechen. „Kenia hat 40 Sprachen – Sprachen, keine Dialekte. Das heißt, die Kleinen lernen ihre Muttersprache, die Nationalsprache Kiswahili und die Schulsprache Englisch“, sagte Franziska. Auch ihre Traditionen – wie Lieder und Tänze – werden den Kindern bereits von Anfang an beigebracht. Als Franziska damals in dem Dorf ankam, war sie mit ihrer hellen Haut etwas Besonderes. Nach und nach jedoch legte sich das und sie wurde als Frau angenommen – aber auch dementsprechend behandelt, womit sie anfänglich Probleme hatte. „Sie kennen den Stolz als Frau nicht, der unseren Mädchen schon früh beigebracht wird. Frauen haben dort weniger Rechte, sie ordnen sich den Männern unter. Das hat mich am Anfang sehr getroffen“, erzählte die Zwanzigjährige. Sie hatte lernen müssen, dass sie nicht von heute auf morgen verändern kann und dass sie nicht alles verstehen muss.

An Erfahrungen mitgenommen hat sie trotzdem einiges. So zum Beispiel, dass ein einfaches Leben mit viel Verzicht und harter Arbeit dennoch sehr erfüllend sein kann. Es gebe zudem eine Sache, in der die Maasai uns weit voraus seien. „Es ist das Gemeinschaftsgefühl. Der Zusammenhalt ist dort sehr wichtig. Niemand hat viel, aber alles wird geteilt. Niemand wird allein gelassen. Die Großen beschützen die Kleinen, niemand wird ausgelacht. Die Jungen haben vor den Alten einen Respekt, den man sich hier nicht vorstellen kann. Und jeder Mensch wird akzeptiert“, erzählte Franziska.

Das Jahr hat sie geprägt. Nun möchte die junge Frau Sozialwissenschaften studieren um später für soziale Institutionen arbeiten, Projekte begleiten und entwickeln zu können.


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