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„Wir sind keine Protestler, wir sind Hinterfragler“

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Friedrichshafen / sz - Was bedeutet eigentlich „4+“? Um die geplanten Stöckhöhen im Baugebiet an der Regener Straße zu demostrieren, hat das Aktionsbündnis Apfelbaumfeld am Sonntagnachmittag Ballone aufsteigen lassen.

„Ein Hauptgrund, wieso wir genau hierher gezogen sind, war die schöne Apfelwiese“, erklärt Anwohnerin Daniera Marinov, die erst zum 1. Juni diesen Jahres gemeinsam mit Fabian Rohe aus München hergezogen ist. Beide sind entsetzt von den Bebauungsplänen, die die Stadt für ihr Wohngebiet zu haben scheint. „Wir sind extra zur Gemeinderatssitzung, die die Pläne besprechen sollte, aber irgendwie stand gar nicht mehr zur Debatte, ob hier gebaut wird“, ergänzt Rohe, der seinen Wohntraum im Grünen bedroht sieht. Mit diesem Umstand haben sich die Angehörigen der Initiative Apfelbaumfeld GbR, die überwiegend aus Anwohnern besteht, ganz offensichtlich längst abgefunden. Sie möchten allerdings mitreden und dafür sorgen, dass an Stelle der Apfelwiese keine Hochhaussiedlung entsteht, sondern ein Wohnhausareal, das sich seiner Umgebung anpasst und architektonisch überzeugt.

Um zu demonstrieren, dass das mit den durch die Stadt vorgegebenen Maximalhöhen von „4+“ Stockwerken (also vier Stockwerken und einem Penthouse) nicht möglich ist, haben sie um die Apfelwiese herum vor den bestehenden Wohnhäusern Luftballons aufsteigen lassen, an deren Halteseilen unterschiedliche Gebäudehöhen mit drei, drei+, vier und vier+ Stockwerken mit bunten Wimpeln markiert sind. Alle Passanten sind sich einig: So hoch darf hier kein Haus werden.

Architekt Hack stellt sich

Und das Aktionsbündnis, das sich im Übrigen nicht als Gruppe von Protestlern sehen mag, sondern einfach als Bürger, die mitreden mögen, hat auch einige Argumente parat. Das Stärkste darunter ist neben dem Schattenwurf auf die bestehende Häuserreihe in der Regenerstraße der Verkehr, der schon mit der aktuellen Bewohnerzahl in den kleinen Sträßchen ein Problem darstellt. Eine Verkehrsplanung sei erst durch die Stadt in Auftrag gegeben worden. „Da kommt der zweite Schritt vor dem ersten, finde ich“, meint Jan von Decken von der Initiative.

Architekt Fritz Hack hat sich als einziger der Teilnehmer am von der Gemeinde ausgeschriebenen Architekturwettbewerb hergegeben, um sich anzuhören, was denn die Anwohner zu sagen haben. Er hat sich in dem kleinen Wohngebiet umgeschaut und will eine Lösung finden, die zumindest der Mehrheit hier gerecht wird. „Ich fühle mich ein bisschen, als sei ich hier der Schuldige“, meint er halb im Ernst, halb scherzhaft, als sich in Windeseile ein Pulk um ihn herum bildet, nachdem sich herumgesprochen hat, wer er ist. Doch der Sprecher der Initiative Ulrich Bernard bittet ihn nur darum, sich einmal die simulierten Höhen genau anzusehen. Und gemeinsam findet sich dann tatsächlich auch eine Idee für die nahe Zukunft: Holzgerüste, wie sie in der Schweiz vor jedem größeren Bauvorhaben aufgestellt werden, das wäre eine Lösung, um das Ausmaß der Pläne zu veranschaulichen. Da sind sich alle einig und auch der Architekt hält es für eine sinnvolle Maßnahme, sobald nach der zweiten Wettbewerbsrunde ein Entwurf festgelegt worden ist. Schließlich könne sich kaum jemand solche Höhen einfach so vorstellen. Selbst der Fachmann muss zugeben, dass sein Augenmaß dafür nicht ausreicht.

Mehr Infos zur Initiative Apfelbaumfeld im Internet unter

www.apfelbaumfeld.de


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