Friedrichshafen / flo - Knapp 4000 Mitarbeiter der Rolls-Royce Power Systems AG sind am Freitag der Einladung zur Betriebsversammlung in die Messehalle A2 gefolgt. Betriebsrat und Management blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft, wenngleich das kommende Jahr erneut schwierig werden dürfte.
„2015 wir ein anstrengendes Jahr.“ Das steht für Thomas Bittelmeyer, den Vorsitzenden des Betriebsrats fest. Er stellt aber auch klar: „Keiner muss Angst um seinen Job haben.“ Wie er am Freitagnachmittag im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung erläutert, habe bei ihm vor allem der Auftritt von Aufsichtsratschef Lawrie Haynes bei der Betriebsversammlung für Zuversicht gesorgt. Allein die Tatsache, dass ein Vertreter des Eigentümers sich dort blicken lässt – auch noch extra aus London anreist – findet Bittelmeyer bemerkenswert. Denn: „Bei Daimler hätte es das nie gegeben.“ Haynes habe die Strategie des Unternehmens vorgestellt und betont, dass Rolls-Royce ein langfristiges Engagement beim Häfler Motorenbauer anstrebe, berichtet Andreas Bemerl, der stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrats. Die Briten würden zudem voll auf den Standort Friedrichshafen setzen.
Dennoch gibt es aktuell auch einige Probleme, die den Betriebsrat bewegen. Einen Schwerpunkt seiner Rede widmete Bittelmeyer der Führungskultur im Hause Rolls-Royce Power Systems. Den beiden Standorten in den USA attestierte er einen „recht vernünftigen Umgang“, davon könnte man sich in Deutschland eine Scheibe abschneiden. „Vor allem wenn die wirtschaftlichen Aussichten nicht so rosig sind, ist es wichtig, dass die Mannschaft voll motiviert ist“, sagt Bittelmeyer. Er befürchtet, dass in Friedrichshafen die Identifikation mit dem Unternehmen und auch das Wir-Gefühl verloren geht. Indiz dafür: „Hier gibt’s Leute, die laufen mit Schuhen und Mützen unseres Konkurrenten CAT rum. Das geht doch gar nicht.“
Ein Dauerbrenner für Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern – und damit in der Arbeit des Betriebsrats – ist das Leistungsentgelt ERA. Anfang des kommenden Jahres soll ein Haustarifvertrag Ruhe in dieses leidige Thema bringen. Die Kernforderung des Betriebsrats: Die Leistungszulage soll künftig nicht mehr variieren, vielmehr sollen alle Beschäftigten fix 15 Prozent auf ihr Grundgehalt bekommen. Apropos Geld: Eine Forderung nach einer Sonderzahlung für das Jahr 2014 stellte Bittelmeyer auch schon mal vorsichtshalber in den Raum. Bevor er eine konkrete Summe nennt, will er jedoch erstmal die endgültigen Zahlen des Geschäftsjahrs abwarten. Was Vorstandschef Ulrich Dohle zu dieser Forderung sagte? „Er hat’s zur Kenntnis genommen“, sagt Andreas Bemerl.
Längere Schließzeit
Die geringe Auslastung in Teilen der Produktion sorgte zuletzt auch für wilde Gerüchte. Nachdem der Absatz bei den mittelschweren 4000er- und 2000er-Motoren ins Stocken geriet, wird die Schließzeit über die Jahreswende um eine Woche verlängert – auf nunmehr vier Wochen. Der Anteil der Leiharbeiter liege im Moment unter einem Prozent, deshalb gebe es hier keinen Spielraum mehr, erklärt Bittelmeyer.
Thema bei der Betriebsversammlung war natürlich auch die Kürzung bei der Zahl der Ausbildungsplätze – 2015 wird Rolls-Royce nur noch 80 anstatt 107 Azubis einstellen. „Das gilt nur für nächstes Jahr“, stellt Bittelmeyer klar. „Wir vom Betriebsrat möchten gerne wieder rauf auf über 100 Ausbildungsplätze.