Friedrichshafen / sz - Lesen fördert Intelligenz, Bildung und das Beherrschen der deutschen Sprache – und es macht Spaß. Dass das auch viele Schüler so sehen zeigt sich beim Vorlesewettbewerb, einem der größten Schülerwettbewerbe, an dem sich jährlich rund 600000 Sechstklässler beteiligen. Auch das Karl-Maybach-Gymnasium (KMG) ist in diesem Jahr wieder dabei.
„Die Vorbereitungen begannen Anfang des Schuljahres. Wir haben zum Beispiel die Lesetechnik und die richtige Betonung geübt. Dazu haben wir zusammen ein Jugendbuch gelesen. Dann hat ein klasseninterner Wettbewerb stattgefunden, bei dem jede Klasse ihren besten Leser gekürt hat“, sagt Johanna Buchsteiger, Lehrerin am KMG.
Am Mittwochmorgen war für die Sieger der vier Sechserklassen der große Augenblick gekommen: Im Cinema des Gymnasiums lasen Jana Hensinger (6a), Jessica Dick (6b), Valeska Francis-Henrichsen (6c) und Julia Munding (6d) um den Schulsieg und ums Weiterkommen in den Stadtentscheid. Ermutigt wurden sie dabei von ihren Freunden und Klassenkameraden, die für ihre Favoriten extra große Fanplakate gebastelt hatten, um ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen.
Drei Minuten, ein Text
Die vier Mädchen machten der vierköpfigen Jury, bestehend aus Chantal Kollmar von der Buchhandlung Gessler 1862, Heike Fechter von Ravensbuch Friedrichshafen und den ehemaligen Mitgliedern des Lehrerkollegiums Günter Lenze und Kurt Drechsel die Entscheidung nicht leicht.
Der Wettbewerb selbst bestand aus zwei Teilen. Während des ersten mussten Jana, Jessica, Valeska und Julia drei Minuten eine Textpassage aus einem selbst ausgewählten Buch vorlesen, das zunächst kurz zusammengefasst werden sollte.
Fehlerfrei und so selbstbewusst, als würden sie jeden Tag nichts anderes tun als ihren Mitschülern Geschichten vorzulesen, schenkten sie ihren Zuhörern kurze Einblicke in die Bücher „Hexen küsst man nicht“, „Paradiesvoll und geheimnisgrün“, „Sophiechen und der Riese“ und „Flora Fox und das verflixte Vorgestern“. Diese Hürde hinter sich gebracht, wurden sie von ihren Mitschülern mit einem kräftigen Applaus und Anfeuerungsrufen belohnt. Im zweiten Teil bekamen die Sechstklässlerinnen einen Fremdtext vorgelegt. Dafür hatte die Organisatorin Buchsteiger Passagen aus dem Roman „Die Konferenz der Tiere“ ausgewählt, einem Buch von Erich Kästner, der 1959 selbst ein Mitbegründer des Vorlesewettbewerbs gewesen war.
Noch einmal hieß es für die Mädchen jeweils zwei Minuten lang höchste Konzentration. Auch den zweiten Teil des Wettbewerbs absolvierten die vier, zwar mit ein paar Verhasplern, aber nicht mit weniger Leseleidenschaft souverän.
Ihre Lehrerinnen waren sichtlich stolz auf ihre Schützlinge. Nach einer viertelstündigen Beratungspause war die Entscheidung gefallen – für Valeska, die das KMG beim baldigen Stadtentscheid vertreten wird.