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Lernprojekt an Häfler Gesamtschulen

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Friedrichshafen / sz - An den beiden Häfler Gemeinschaftsschulen Schreienesch und Graf Soden startet im laufenden Schuljahr das Projekt „Lerntherapie“ für Kinder mit einer Rechtschreib-, Lese- oder Rechenschwäche. Die Barbara-Mügel-Stiftung unterstützt das Projekt. Gemeinsam mit den Verantwortlichen hat OB Andreas Brand das Projekt in einem Pressegespräch vorgestellt.

„Sieben Prozent der Deutschen haben eine Leseschwäche“, erklärt Stiftungsratsmitglied Dagmar Hoehne, die auch als Kinder-und Jugendpsychiaterin arbeitet. „Diese Menschen müssen sich täglich mit Peinlichkeiten herumschlagen“, berichtet sie weiter. Psychische oder soziale Probleme seien die Folge. Die Kinder kämen in diesem Fall zu ihr. Das Jugendamt leiste im Normalfall erst dann Hilfe, wenn bereits eine seelische Behinderung festzustellen sei. Im Laufe des Projekts soll bereits in der fünften Klasse testdiagnostisch festgestellt werden, wer ein Defizit beim Lesen, Schreiben oder Rechnen aufweist. So können die Kinder schon früh von ausgebildeten Therapeuten gefördert werden. „Das ist keine bloße Nachhilfe“, sagt Hoehne, „und daher von vielen Eltern nicht selbst bezahlbar.“ „Eine Therapiestunde kostet um die 50 Euro“, verrät Thomas Strobel, Rektor der Gemeinschaftsschule Schreienesch.

„Ein Fachmann hat bisher gefehlt“, sagt Iris Engelmann, Rektorin der Gemeinschaftsschule Graf Soden. Als sie vom Projekt erfahren habe, habe sie mit einem breiten Lächeln gedacht: „Endlich!“ Nach den Diagnosen, die zum Teil schon abgeschlossen sind, gelten zehn Kinder in den zwei fünften Klassen der Gemeinschaftsschule Schreiensch, 24 in vier fünften Klassen der Gemeinschaftsschule Graf Soden als auffällig mit Bezug auf die Teilleistungsstörungen. Nonverbale Intelligenztests wurden hier mit den Lese- und Rechenfähigkeiten kombiniert und verglichen.

Eine Stunde in der Woche werden die Kinder ab Dezember alleine mit dem Therapeuten verbringen, in anderen Schulstunden werden Vorgaben des Therapeuten mit eingeflochten. Bei fünf Kindern seien die Ergebnisse des Tests sogar so gravierend ausgefallen, dass über das Hinzuziehen des sonderpädagogischen Diensts nachgedacht werde, erklärt Engelmann. In den Therapiestunden möchte Lerntherapeutin Gabriele Guggolz verschiedenste Methoden mixen. Wichtig sei, dass man zuerst aufs Kind gucke und dann die Methoden auswähle.

Höhere Straffälligkeit

Frühe Maßnahmen seien wichtig, da die betroffenen Kinder ansonsten schwächere Schulabschlüsse hätten, als sie eigentlich erreichen könnten, erklärt Hoehne. Und das habe wiederum eine Auswirkung auf die beruflichen Aussichten. Lerntherapeut Jörg Boyke-Weiland betont zudem, dass Kinder mit den Teilleistungsstörungen auch eine höhere Straffälligkeit aufwiesen. „Förderung lohnt sich“, meint Hoehne. Boyke-Weiland merkt an, dass man mit den Diagnosen zu 99 Prozent richtig liege.

Die Gemeinschaftsschulen seien der richtige Ort für das Projekt, da sie zum einen eine ganztägige Struktur aufwiesen und so die Maßnahmen nicht an Eltern oder auswärtige Therapeuten weiter delegiert werden müssten, sagt Hoehne. Zum anderen hätten die Gemeinschaftsschulen ohnehin den Auftrag, Maßnahmen zur Inklusion umzusetzen.

Zwei Jahre soll das Projekt andauern. Nach einer Bewertung, was erreicht worden ist und ob solch ein Projekt überhaupt Sinn macht, sollen im besten Falle Ideen für die anderen Häfler Schulen entwickelt werden, so Hoehne.

Während die Zeppelin-Stiftung in Friedrichshafen dominiere, sei die Barbara-Mügel-Stiftung nicht Jedem bekannt, erklärt OB Brand beim Pressegespräch. „Dabei könnten uns Viele um sie beneiden“, fügt er an. Die Namensgeberin der Stiftung war eine engagierte Apothekerin. Ihr Vermögen vermachte sie nach ihrem Tod im Jahr 1983 der Stadt. Rückwirkend wurde die Stiftung im gleichen Jahr gegründet, um Menschen mit Behinderung zu unterstützen. Stiftungspräsident ist gemäß der Satzung der OB. Jetzt finanziert die Stiftung das Projekt „Lerntherapie bei Teilleistungsstörungen“. Die Kosten belaufen sich auf 150000 Euro.


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