Friedrichshafen / sz - Drei Tage nachdem das Bundeskartellamt die Übernahme des Tettnanger Klinikums durch das Klinikum Friedrichshafen genehmigt hat, haben sich Arbeitnehmervertreter positiv über den neuen Klinikverbund geäußert. In einzelnen Bereichen wollen Gewerkschaften und Betriebsräte aber genauer hinschauen.
„Es ist gut, dass diese Entscheidung gefällt wurde“, sagte Sabine Hofmann-Stadtländer, Klinik-Expertin und stellvertretende Bezirksgeschäftsfüherin der Gewerkschsaft Verdi in Oberschwaben, am Montag im SZ-Gespräch. Es sei sehr zu begrüßen, dass die private Klinik in Tettnang jetzt „in die öffentliche Hand zurückkehrt“, so Hofmann-Stadtländer weiter. Auch wenn es bislang noch keine Details zu möglichen Personalveränderungen in Folge der Fusion gebe, sehe sie derzeit überhaupt keinen Anlass „Befürchtungen zu haben.“
Genauer will sich die Gewerkschaft allerdings ansehen, was die Klinikleitungen künftig mit den sogenannten „patientenfernen Bereichen“ vorhaben, nachdem Tettnangs Klinikchef Ellio Schneider dort Sparpotential verortet hatte. Solche Bereiche, Hofmann-Stadtländer spricht zum Beispiel von Personal für Reinigung oder die Küche, seien „extrem wichtig für Krankenhäuser.“ Sollte es dort Veränderungen geben „ist klar, dass wir gefordert sind“, so die Gewerkschafterin weiter.
Matthias Schlunke, Betriebsrat am Klinikum Friedrichshafen, begrüßte die Klinikfusion im SZ-Gespräch ebenfalls und schwor die Arbeitnehmer an allen Standorten auf Zusammenarbeit ein: „Die Betriebsräte der betroffenen Krankenhäuser werden hierbei natürlich zum Wohle ihrer Mitarbeiter sich austauschen und zusammenarbeiten.“
Ziel müsse es jetzt sein, „die Arbeitsplätze im Sinne einer guten Patientenversorgung und guten Arbeitsbedingungen auszubauen“, sagte Schlunke weiter. Gefahren sieht der Häfler Betriebsrat allerdings bei der allgemeinen Krankenhausfinanzierung: „Es darf nicht verschwiegen werden, dass die katastrophale Krankenhausfinanzierung in allen eventuellen Problempunkten mit hinein spielt.“
Auch Boby Johny Plassery, Vorsitzender des Betriebsrates in Tettnang und damit ein künftiger Kollege Schlunkes, ist zuversichtlich. „Aufgrund guter interner Zusammenarbeit im Klinikum Tettnang wird auch durch den Klinikverbund kein Problem gesehen“, so Plassery.
Der Betriebsrat habe zudem regelmäßig die Mitarbeiter der Klinik informiert, Wünsche aufgenommen und sie auf dem Laufenden über den Entscheidungsfindungsverlauf des Bundeskartellamts gehalten. Plassery: „Wir sind offen für Veränderung, damit eine starke Einheit entsteht und ein Maximum an Gesundheitsbetreuung geleistet werden kann.“
Johannes Weindel, Leiter des Klinikums Friedrichshafen, gab am Montag auch weitere Details zu möglichen Veränderungen an den neuen Klinikstandorten bekannt. „Unsere klare Botschaft bleibt: Die Arbeitsplätze wollen wir sichern“, sagte er zunächst. Trotzdem schrecke er nicht vor Reformen zurück: „Man wird in beiden Häusern nicht alles belassen können wie es ist. Das es Veränderungen geben wird, ist vollkommen klar.“
Zusammenlegen und spezialisieren
Man werde unter anderem über Zusammenlegungen nachdenken müssen, zum Beispiel in der Verwaltung der Häuser. Und auch wenn beide Kliniken sogenannte Häuser der Regel- beziehungsweise Zentralversorgung bleiben werden, führe wohl auch kein Weg daran vorbei, dass sich die Kliniken in einzelnen Bereichen weiter spezialisieren müssten. Zu alle diesen Punkte gebe es aber noch keinerlei Pläne. Es sei Aufgabe der Klinikverwaltungen, diese im Jahr 2015 auszuarbeiten.
Auch für den Geschäftsführer der Klinik Tettnang überwiegt nach der Entscheidung des Bundeskartellamts die Zuversicht: „Wir sind froh, dass jetzt endlich eine Entscheidung gefallen ist.“ Seit nunmehr einem Jahr hatten auch die Mitarbeiter auf eine Entscheidung gewartet, denn „die Unsicherheit“ sei das größte Problem gewesen.
Jetzt blicke man zuversichtlich in die Zukunft. „Eine vernünftige und notwendige Lösung auf einem hart umkämpften Gesundheitsmarkt“ nennt Jürgen Sachsenmaier die anstehende Verbundlösung mit Friedrichshafen, zu der auch das Weingartener 14-Nothelfer-Krankenhaus gehören soll.
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