Friedrichshafen / sz - Das Weiterbildungsinstitut IWT der Dualen Hochschule Ravensburg hatte zum Talk am See eingeladen. Thema der Veranstaltung ist die Willkommenskultur im Umgang mit internationalen Fachkräften gewesen.
„Da können die Abschlüsse anerkannt sein und die Motivation ist da – die Sprache ist das allerwichtigste, wenn internationale Fachkräfte in deutsche Betriebe kommen“, sagt Aline Slijkerman vom Welcome Center Bodensee-Oberschwaben. Die Willkommenskultur ist sogar im aktuellen Koalitionsvertrag thematisiert. Aline Slijkerman ist Niederländerin, lebt seit sieben Jahren in Oberschwaben und weiß inzwischen, dass dort neben Deutsch auch ein Grundwortschatz in Schwäbisch nicht schadet.
In ihren Gesprächen beim Welcome Center erfährt sie, wo viele ausländische Fachkräfte der Schuh drückt. Beim Kontakt mit den Ämtern sieht sie einige „Luft nach oben“ in Sachen Willkommenskultur. Das eine oder andere Formular in einer anderen Sprache würde schon helfen. In Betrieben findet sie genauso wie Irene Schmutz-Bohnes, Leiterin des Welcome Centers, einen „Kümmerer“ wichtig, der Ansprechpartner für banale Tipps wie zum Einkaufen oder Auto anmelden, wäre.
In die Lage der anderen versetzen
„Sich auch einmal in die Lage der anderen hineinzuversetzen“, sagt die Niederländerin, sei sehr wichtig.
Indes stellt Irene Schmutz-Bohnes das Welcome Center Bodensee-Oberschwaben vor. Das Landesministerium für Wirtschaft und Finanzen unterstützt im Rahmen der Fachkräfte-Allianz landesweit den Aufbau von insgesamt elf Welcome Centern. Ziel ist die Etablierung einer Willkommenskultur. Das Welcome Center sieht sich als Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen, internationale Fachkräfte und Netzwerkpartner.
Ernst Deuer, Professor an der DHBW Ravensburg, stellte einige Studien zum Thema vor. Eine Umfrage etwa fragt nach den attraktivsten Ländern für ein Studium. Ganz vorne finden sich Großbritannien und die USA – Deutschland ist mit 19 Prozent nur im Mittelfeld. Sein Fazit: „Wir sollten ernsthaft über eine Willkommens- und auch über eine Anerkennungskultur nachdenken.“ Ein simples Beispiel für Letzteres: Hat eine Lehrerin in Russland nur ein Fach studiert, kann sie in Deutschland nicht unterrichten, denn dort müsse ein Lehrer zwei Fächer vorweisen können. Nach sieben Jahren in Deutschland hätte Aline Slijkerman auch noch einen Wunsch: „Keine Witze mehr über Fußball, Wohnwagen und gelbe Autokennzeichen.“