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Purer Genuss in der Sankt-Johannes-Kirche

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Friedrichshafen / sz - Zwei Jahre ist es her, dass der Ailinger Chor unter der Leitung von Chordirektor Erich Hörmann sein letztes Adventskonzert gegeben hat. 25 Jahre lang war diese Konzertreihe zur adventlichen Tradition für viele in der Region geworden. Umso größer ist die Freude, dass es nun weitergehen kann.

Zwar nicht mit Weihnachtsmusik, denn der Chor wünschte sich nach eigenen Angaben etwas mehr Abwechslung bei der Musikauswahl, aber doch mit besinnlich-schöner Kirchenmusik. Den Auftakt zu dieser neuen Konzertreihe machte ein barockes Konzert am Sonntagabend in der St. Johannes-Kirche in Ailingen. Im bis zum letzten Platz voll besetzten Gotteshaus lauschte ein verzücktes Publikum den Klängen, die sich dank des Raumes besonders schön entfalten konnten.

Mit dem Ailinger Chor begleitet von Pauke (Matthias Draschner), Trompete (Daniel Bucher), Orgel (Georg Brendle), Streichern und Bläsern erklangen die barocken Kompositionen von Antonio Vivaldi und Marc-Antoine Charpentier.

Selbst die allgemein eher geringgeschätzte Holzblockflöte, der man nachsagt, ein bloßes Anfängerinstrument zu sein, überzeugte an diesem Abend mit Zwiegesprächen – die Solisten des Chors Irene Mattausch (Sopran), Simone Hofstetter (Mezzosopran), Ulrich Müller-Adam (Tenor) und Christian Feichtmair (Bariton) wechselten sich mit dem klaren hellen Spiel unterschiedlicher Flöten, gespielt von Hans-Dietrich Buchheim und Nicola Merz ab.

Der schön erleuchtete helle Kirchenraum bot mit seiner angenehmen Akustik einen wunderbaren Rahmen für die Musik, die zum ganz genauen Hinhören einlud. Helle klare Töne trafen hier auf eine ebenso helle und durch ihre Klarheit schöne Kulisse. Doch das Schönste an diesem Abend war – so paradox es im Bericht über ein Konzert klingen mag – die Ruhe. Durch die Aufforderung der Gastgeber, mit dem Applaus bis nach dem Glockengeläut zu warten, bot sich den Anwesenden eine besonders ruhige, besonders störungsfreie Konzertatmosphäre. So ging auch kein noch so zarter Ton im Klanggebilde unter oder wurde überhört.

Und so war es unüberhörbar, dass hier wahre Perfektionisten am Werk waren. Da sang oder musizierte niemand aus der Reihe, kein noch so kleiner schiefer Ton störte den Gesamtklang. Es bot sich vielmehr eine musikalische Reise durch das Barock, die die Zuhörer einfach nur zum Genießen einlud.

Stumme Gesten

Aus dem Auftaktkonzert wurde damit ein besonders stimmungsvoller Konzertabend, der sich auf das Wesentliche, nämlich die Musik und ihre Wirkung, konzentrierte. Alles Übrige lebte von stummen Gesten, von Zeichen und Nicken, selbst beim Schlussapplaus bedeutete der Dirigent seinen Musikerin ganz wortlos, wer sich erheben solle, wer vortreten und wer zurück.

Das Publikum bedankte sich für den gelungenen Sonntagabend mit langem, begeisterten Beifall und wo anderswo für diese Leistung sicher Rufe und Füßegetrappel laut geworden wäre, tat es in diesem Rahmen eine ebenfalls beinahe stumme Geste: das Publikum erhob sich geschlossen von den Sitzbänken und applaudierte im Stehen weiter.


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