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„Eure Mütter“ spielen alte Programme

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Friedrichshafen / sz - Andreas „Andi“ Kraus, Donato „Don“ Svezia und Matthias „Matze“ Weinmann – so heißen die drei Stuttgarter, die sich „Eure Mütter“ nennen. Sie haben am Mittwochabend den Hugo-Eckener-Saal des Graf-Zeppelin-Hauses unterhalten.

Dass sie diesmal auf der großen Bühne stehen durften, statt im Bahnhof Fischbach, wo sie beinahe zuhause zu sein schienen, war eine gute Entscheidung: der Saal ist fast bis auf den letzten Platz belegt. Nur für Verwirrung hat der Ortswechsel gesorgt, was auch prompt die Komiker zum Einstieg des Abends aufgreifen. Aber: so ein Witzle hat noch niemandem geschadet.

Charme kleiner Jungen

Das Trio ist dafür bekannt, bei keinem Thema ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dabei gehen ihre Sprüche und Pointen auch gern mal ordentlich unter die Gürtellinie, sind ganz schön sexistisch oder machen sich sogar über Themen wie Ritualmorde lustig, die sonst eher mit Samthandschuhen angepackt werden. Irgendwie kann man ihnen das alles aber nicht übel nehmen.

Mit einem kleine-Jungen-Charme retten sie sich auch über verbale Fehltritte bei ihren Stand-Up-Einlagen hinweg, ohne dass jemand ihnen ernsthaft böse werden könnte. So bezeichnet Matze eine mehr schlecht als recht gezeichnete Frau, die dem Publikumsmalwettbewerb entsprungen ist, wegen ihrer ungewöhnlich proportionierten Arme beispielsweise mal als „Contergan-Fall“.

Das Programm „Nix da, leck mich, auf geht’s!“ ist inzwischen stolze sieben Jahre alt – es gibt auch bereits zwei Nachfolger – und so setzt sich das Geschehen auf der Bühne aus vielen altbekannten Einlagen zusammen – gespickt mit kleinen Neuerungen. Sogar Beiträge aus ihrem allerersten Programm „Schieb, du Sau!“ landen noch auf der Bühne. Dem Publikum gefällt's und manch einer lehnt sich entspannt zurück und lässt sich von den Spaßmachern berieseln. Denn das können sie gut: Witze reißen, über die man nicht erst großartig nachdenken muss, um sie zu verstehen. Damit sprechen sie ein erstaunlich bunt gemischtes Publikum an und scheinen bei allen den richtigen Nerv zu treffen.

Für die meisten Lacher sorgen die spontanen Stand-Up-Einlagen, bei denen irgendjemand von den Zuschauern das Ziel der Häme sein darf. Sei es der Herr von der Sparkasse, dem zu Ehren sie einen Jingle auf „6 Euro 90 für nix – Kreissparkasse Friedrichshafen“ erfinden. Es sei ihnen verziehen, dass sie nicht wissen, dass diese gar nicht existiert. Oder aber „Nikolaus“, dessen Name im Begrüßungslied fehlt, das angeblich alle Zuschauernamen enthält und dem sie eine Pornoplattform andichten.

Wer die alten Programme aber so langsam wirklich komplett auswendig kennt, dem sei das neue Programm des Comedytrios empfohlen, das mit dem eingängigen Titel „Bloß nicht menstruieren jetzt!“ der Linie der Drei treu bleibt. Im einundvierzigsten Lebensjahr der Komiker darf allerdings gefragt werden: wie lange kauft man ihnen noch den unschuldig jungenhaften Charme ab, auf der sich ihr Witz ganz klar begündet?


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