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Kitzenwiese zu wertvoll für Wertstoffhof

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Friedrichshafen / sz - Ein Haus für Migrantenvereine am Rande der Kitzenwiese? Nach dem überraschenden Aus für den Wertstoffhof ist eine solche Nutzung für das Gelände an der B 31-Auffahrt durchaus möglich. Der Landkreis hält unterdessen an seinen Plänen für eine Wertstoffsammelstelle in der Innenstadt fest.

Die Stadt selbst hatte diesen Ort für einen Wertstoffhof vor gut einem Jahr ins Gespräch gebracht – und damit Proteste in der Bevölkerung ausgelöst. Nach einer Bürgerversammlung waren Alternativen geprüft worden, die ebenfalls nicht in Frage kämen, so Oberbürgermeister Andreas Brand in der Ratssitzung am Montag. Es handele sich um Standorte innerhalb von Gewerbegebieten, die für die Müllentsorgung zu wertvoll seien, teilte der OB mit.

Höherwertige Verwendung

Als Begründung, weswegen an der heutigen Skateranlage nahe der B31-Anschlussstelle und des Autohauses Bleicher kein Wertstoffhof mehr gebaut werden soll, sprach der Verwaltungschef von „stets höherwertigen Verwendungszwecken der Fläche“. Gleichzeitig brachte er für diesen Standort ein Haus für Migrantenvereine ins Spiel, das dort immer schon vorgesehen gewesen sei. In der Tat hatten vor einigen Jahren die Migrantenvereine zusammen mit der Stadt nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht. Der Türkische Arbeitnehmerverein war damals auf die Löwentaler Straße in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen ZF Forum ausgewichen. Der damalige Vorsitzende Ümit Gökhan erinnert sich: „Den anderen Migrantenvereinen war eine Lösung an dem besagten Standort in der Kitzenwiese seinerzeit zu teuer. Daher ist diese Variante schnell verworfen worden.“

Der Türkische Arbeitnehmerverein kaufte daraufhin ein Haus an der Löwentaler Straße und fühlt sich versorgt. Dort wolle man auch nicht weg, sagt Gökhan, zumindest sei davon derzeit noch keine Rede. Und die anderen Vereine werden im Fallenbrunnen 17 eine Bleibe finden, dort wird gerade das Obergeschoss renoviert. Einige Ratsmitglieder sprechen nach wie vor über eine Alternative für den Türkischen Arbeitnehmerverein in der Kitzenwiese. Unter Umständen könnte die ZF Friedrichshafen AG in absehbarer Zeit ja Bedarf an dem Grundstück an der Löwentaler Straße anmelden. Das Haus des Vereins steht zwischen ZF Forum und Werk I.

Die Zeiten haben sich geändert

Andreas Brand will sich nicht festlegen. Für ihn zählt die Weitsicht, die Vorsorge für Eventualitäten. „Die Nennung des Platzes als Standort für einen Wertstoffhof war eine Momentaufnahme zum damaligen Zeitpunkt“, sagt der OB. Die Zeiten hätten sich verändert und die Stadt müsse Flächen vorhalten. Man könne nicht immer wieder Stücke abgeben, irgendwann seien keine mehr da.

Eine Fläche aber ist nötig, wenn der Landkreis seine Pläne verwirklichen will. Es gibt bereits einen von der Stadt genehmigten Bauantrag für die Kitzenwiese, dem die Zustimmung der Grundstückseigentümerin fehlt. Und das ist ebenfalls die Stadt.

Klingt paradox und wird im Landratsamt auch so gesehen. „Wir würden gerne zu gegebener Zeit noch einmal in dieser Sache auf die Stadt zugehen“, sagt Kreissprecher Robert Schwarz diplomatisch zurückhaltend. Der Landkreis habe bereits Vorplanungen für den Wertstoffhof geleistet, was das gekostet hat, könne nicht beziffert werden, sagt Schwarz weiter.

Die Enttäuschung auf Seiten der Kreisverwaltung aber sei da, „weil wir den Häfler Bürgern einen Standort in der Innenstadt bieten wollen, um den Andrang zu den Stoßzeiten an den vorhandenen Wertstoffhöfen in Raderach und Ailingen zu entzerren.“ Friedrichshafen sei wie die Stadt Tettnang ein „weißer Fleck auf der Karte der Wertstoffhöfe im Kreisgebiet“, so Robert Schwarz. Daher sei man im Landratsamt nach wie vor der Auffassung, dass ein weiterer, wenn nicht gar zwei Wertstoffhöfe für die Stadt nötig wären.

Unterdessen ist aus den Reihen des Gemeinderates zu hören, dass der Oberbürgermeister in der Entscheidung zum Standort des Wertstoffhofes eingeknickt sein könnte, weil der Widerstand der Bevölkerung zu groß gewesen sei.

Das plant der Landkreis

Der Landkreis will einen Wertstoffhof in zentraler Lage in Friedrichshafen bauen. Der Standort Kitzenwiese fällt weg, die Prüfung alternativer Standorte durch die Stadt Friedrichshafen hat zu keinem Ergebnis geführt.

Stefan Stoeßel, Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, erklärt, warum der Landkreis in der Stadt weitere Standorte für Wertstoffhöfe braucht. Es gebe nur in Kluftern, an der Deponie Weiherberg in Raderach und in Ailingen diese Annahmestellen. Dort komme es immer wieder in Stoßzeiten, vor allem am Wochenende, zu Behinderungen. Dabei gehe es nicht um die Ein- und Ausfahrt, sondern eher um die verkehrliche Erschließung innerhalb der Anlage, in der sich bei großem Andrang die Leute gegenseitig im Wege stünden.

„Seit Jahrzehnten haben wir mit der Stadt verhandelt. Daher überrascht uns die aktuelle Absage doch sehr“, sagt Stoeßel.

Für die bestehenden Standorte hätte der Wertstoffhof in der Kitzenwiese eine Entlastung bringen können. Er wäre damit aber auch nur ein Baustein auf dem Weg zu den geplanten Entlastungen der Annahmestellen. Der Landkreis werde daher die Anstrengungen verstärken, durch Umstrukturierung und gegebenenfalls Umbau der vorhandenen Wertstoffhöfe die Situation zu den Stoßzeiten zu entzerren. Trotzdem zeige ein Blick auf die Karte, dass in Friedrichshafen zumindest ein weiterer Standort fehle. Auch in Tettnang plant der Kreis einen weiteren Wertstoffhof.


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