Friedrichshafen / sz - Die Selbsthilfegruppe für Eltern mit epilepsiekranken Kindern lädt am heutigen Dienstag zu einem Infoabend ein. Vor drei Jahre hat sich die Interessensgemeinschaft gegründet und es ist eine stetig wachsende Gemeinschaft, die es zur Aufgabe gemacht hat, sich gegenseitig auszutauschen und Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen.
Im Foyer der Tannenhag Schule/Schule am See werden um 19.30 Uhr Ausschnitte aus dem Film „Bin gleich zurück” gezeigt, der ins Thema einführt. Anschließend wird es eine Diskussionsgruppe geben.
Fast ein Prozent der Bevölkerung leidet nach offiziellen Angaben an Epilepsie, früher Schüttelkrankheit genannt. Obwohl die Anzahl nicht gering ist, gibt es kaum eine Krankheit, um die sich so viele Mythen ranken, so die Selbsthilfegruppe.
Bei Epilepsie handelt es sich um die häufigste chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems bei Kindern und Jugendlichen. In Deutschland sind über 500000 Menschen jeden Alters an Epilepsie erkrankt. Ein Krampfanfall wird oft mit auf dem Boden liegenden Personen verbunden, die ihre Muskulatur nicht unter Kontrolle haben. Meist wird das allgemein gängige Bild damit gerundet, dass der Betroffene auch noch Schaum vor dem Mund hat.
Keine Erinnerung
Das gibt es tatsächlich – aber das Krankheitsbild Epilepsie äußert sich in vielen Facetten und ist vom Laien schwer einzuordnen. Bei den sogenannten Absencen handelt es sich beispielsweise um kurze Bewußtseinspausen, die oft nur einige Sekunden andauern. Epilepsie ist weder vererbbar noch führt es zu Intelligenzminderung. Der Titel des Films „Bin gleich zurück“ ist daher wörtlich zu nehmen, da die Betroffenen keine Erinnerungen an die Bewußtseinspausen haben.
Die Produzenten haben mehrere Erkrankte und Angehörige im Alltag begleitet und dokumentieren den Umgang mit der Krankheit. Am Infoabend werden Ausschnitte gezeigt in denen ein junges Mädchen mit Dravet-Syndrom, einer der vielen Arten von Epilepsie, im Mittelpunkt steht. Im Anschluss lädt die Elterngruppe zum Gespräch ein und bietet so die Möglichkeit, mehr über Epilepsie, insbesondere bei Kindern zu erfahren. Welche Arten von Epilepsie gibt es bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Wie sehen Anfälle aus und wie kann ich als Außenstehender helfen? Wie funktioniert Inklusion? Welche Informationen gibt es für Lehrer und Erzieher?
Im Alltag hilft kein Mitleid, sondern Toleranz, sagt die Selbsthilfegruppe, denn für Epileptiker ist ein ganz normales Leben innerhalb der Gesellschaft möglich. Wichtig sei die Aufklärung in den pädagogischen Berufen, sprich der Erzieher in den Kindergärten und Lehrern.
In Bayern gibt es eine spezielle Weiterbildung für Lehrkräfte, in deren Klassen Schüler von diesem Krankheitsbild betroffen sind. In Baden Württemberg gibt es das noch nicht, dabei sei insbesondere in diesen Bereichen wichtig, dass man den Pädagogen den Umgang mit der Epilepsie vermittelt. Die Häfler Gruppe möchte mit ihren Veranstaltungen und den regelmäßigen Treffen helfen Vorurteile abzubauen, sich gegenseitig zu stärken und neueste Informationen austauschen.
Die Gruppe trifft sich einmal im Monat am letzten Dienstag ab 19.30 Uhr im Kirchencafé Up-to-date/St. Petrus Canisius, Katharinenstrasse 16, 88045 Friedrichshafen. Der nächste Termin ist am 25.November.