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Wenn Unsicherheit auf Neugierde trifft

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Friedrichshafen / sz - Premiere im Bodenseekreis: In den Herbstferien wird erstmals eine Jugendmedienwoche angeboten. In etwa 30 Workshops, Vorträgen und Mitmachangeboten wird Jugendlichen, Eltern und Pädagogen gezeigt, wie sie mit der digitalen Medienwelt umgehen können. Auch die Schwäbische Zeitung ist mit von der Partie. Yvonne Durawa hat sich mit Robert Schwarz, Pressesprecher im Landratsamt, über die Jugendmedienwoche unterhalten.

Der Bodenseekreis veranstaltet erstmals eine Jugendmedienwoche. Wie kam es dazu?

Im Rahmen der Bildungsregion bieten wir immer wieder mal Orientierungsseminare zu Social Media wie Facebook an. Auch unsere Volkshochschule hat Angebote in diesem Bereich. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass es hier einen großen Bedarf gibt: Unsicherheiten, ganz praktische Fragen sowie auch große Neugierde – jeweils in etwas anderer Ausprägung bei Eltern, Lehrern sowie den Kindern und Jugendlichen.

Worauf zielt die Jugendmedienwoche ab?

Wer sich mit dem Thema befasst, muss eines verstehen: Digitale Medien sind längst fester Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden und werden künftig noch viel stärker sein. Sie zu verteufeln oder zu ignorieren, wäre geradezu idiotisch. Denn diese Technik gibt uns auch viele Möglichkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten, uns mitzuteilen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Wer seine Kinder oder Schüler hier begleiten will, muss sich selbst damit beschäftigen. Die Jugendmedienwoche soll ganz konkrete Hilfestellungen und Impulse geben, die neuen Medien klug und kreativ zu nutzen.

Inwiefern werden in dieser Woche auch die Eltern angesprochen?

Im Programm der Jugendmedienwoche gibt es Workshops und Vorträge speziell für Erwachsene. Außerdem wäre es schön, wenn jetzt viele Eltern zu ihren Kindern sagen würden: „Da ist doch was für Dich dabei, das wäre doch eine tolle Aktion für die Ferien.“ Und wenn beide Generationen danach auch noch über die neu gewonnenen Erkenntnisse miteinander sprechen, ist doppelt etwas gewonnen.

Arbeiten Sie während der Jugendmedienwoche auch mit den Schulen zusammen?

Wir haben allen Schulen die Infos und das Programm geschickt und sie gebeten, das an die Lehrer und Schüler weiterzugeben. Auch bei der Entwicklung des Programms haben wir mit Pädagogen gesprochen. Die Veranstaltungen selbst haben wir aber ganz bewusst auf die Ferien gelegt, um auch mehrstündige Workshops anbieten zu können.

Kinder und Jugendliche haben bereits früh Zugang zum Internet und folglich auch zu Medien. Wird eine richtige Mediennutzung heutzutage auch im Unterricht thematisiert?

Das Thema wird künftig in den Schulen sicher noch mehr Raum einnehmen. Unsere Beobachtung ist, dass das jetzt noch sehr von der jeweiligen Lehrerin oder dem Lehrer abhängt. Denn es erfordert ein umfassendes Verständnis einerseits davon, was da technisch passiert, und andererseits, was Smartphone & Co. für die Kinder und Jugendlichen in deren individuellen Lebenswelten bedeuten. Einem Sechstklässler kann man nicht einfach mal was über Urheberrechte und Datenschutz erzählen. Das Thema will übersetzt und praktisch begleitet werden.

Wo fängt eine falsche Mediennutzung an, wo hört eine richtige auf?

Einerseits ist das sehr stark vom Einzelfall abhängig. Dabei spielt auch eine Rolle, in was für ein soziales Umfeld der Jugendliche eingebettet ist. Andererseits gibt es aber auch klare Grenzen. Beispielsweise, wenn ein Jugendlicher Dinge von sich preisgibt, die Fremde einfach nicht wissen sollten oder die er später bereut, beispielsweise bei einer Bewerbung. Oder wenn Gewalt und Pornografie auf Heranwachsende einströmen, ohne auch nur ansatzweise gefiltert oder reflektiert zu werden. Kritisch wird es auch, wenn die jungen Menschen so viel Zeit vor diversen Bildschirmen verbringen, dass das Lese-, Ausdrucks- und Vorstellungsvermögen leidet.

Inwiefern spielt die Thematik Mediensucht im Bodenseekreis eine Rolle und welche Hilfsangebote gibt es?

Nicht jeder extrem erscheinende Konsum von Computerspielen oder Onlinemedien ist gleich eine Sucht. In einem bestimmten Alter ist das Abtauchen in andere Welten sogar ein Stück weit normal. Anzeichen einer Sucht kann dann beispielsweise eine deutliche äußerliche Verwahrlosung sein. Wenn Eltern hier Hilfe suchen oder brauchen, ist im Bodenseekreis unsere Erziehungsberatung beziehungsweise für über 18-Jährige die Suchtberatung der Diakonie die richtige Anlaufstelle. Fälle wirklicher Mediensucht kommen aber sehr selten vor.


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