Friedrichshafen / sz - Mit einem bunten Kaleidoskop tänzerischer Ausdrucksformen ist am Samstagnachmittag das Bayerische Staatsballett II in das Graf-Zeppelin-Haus gekommen. Wie der künstlerische Leiter Ivan Liška vor dem Vorhang erzählte, sind es 18- bis 21-jährige Tänzerinnen und Tänzer, die nach ihrer Ausbildung in der „Junior Company“ erste Erfahrungen im großen Ensemble sammeln und Gruppen- und Solopartien erarbeiten.
Besonders bunt gemischt waren da die „Bilder einer Ausstellung“, die Liška und zwei weitere Choreografen angeregt hatten, Bilder zeitgenössischer Künstler wie Beuys, Picasso, Oppenheim oder Magritte in Tanzbilder umzusetzen, wobei Mussorgskys Musik in verschiedenster Instrumentierung zu hören war, für Marimba ebenso wie für Klavier oder Gitarre. War zuerst das ganze Ensemble in der jeweiligen Kostümierung im Scherenschnitt zu sehen, schälten sich dann die einzelnen Paare oder Gruppen heraus.
Harte, hämmernde Klänge begleiteten das erste Solo mit verqueren Sprüngen zu Meret Oppenheim, während ein geschmeidiges Paar in poetischen Hebungen und Drehungen Roy Lichtenstein abbildete. Fließende Übergänge schufen jeweils die Promenaden zum nächsten Bild. An amerikanische Tanzfilme erinnerte das Duo „Boys für Beuys“, mit Witz folgte Picasso „Tanz der Küken in der Eierschale“. Neben Witz und Akrobatik und gelebter Symmetrie gab es hier auch das ganz klassische Vokabular.
Klassisch hatte der Abend angefangen mit der Balanchine-Choreografie „Valse fantaisie“ zur Musik von Glinka. Im Mittelpunkt stand ein vielversprechendes Solopaar – sie ungemein grazil; er sehr elegant mit gut angelegter Sprungkraft –, während die vier Ensembletänzerinnen hier noch die im klassischen Ballett geforderte Eleganz und Exaktheit vermissen ließen.
Eleganz und Geschmeidigkeit vereinten sich dagegen in Hans van Manens „Concertante“ für vier Paare. In hautengen Streifenkostümen entfaltete sich ein dramatisches Spiel von Annähern und Abstoßen, von Anziehen und Loslassen. Eine köstliche Parodie auf den „Schwanensee“ war Ralf Jaroschinskis Choreografie „Institution Blast“ für zwei Tänzer. In Hose, Hemd und Krawatte kamen sie zusammen, „probierten“ Bewegungen zur Musik, betrachteten einander, imitierten, korrigierten Posen. Ungeschickte Versuche mischten sich mit vollendeten Figuren, mit weiten Drehsprüngen – eine Choreografie mit Geist und Witz. Anmut und Melancholie lag zuletzt über Nacho Duatos „Jardi Tancat“, dem „geschlossenen Garten“, in dem katalanische Paare ihr Leben betrachten.