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Echt merkwürdig: Zeitung hat Zukunft

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Friedrichshafen / sz - „Die Zeitung. Reif fürs Museum?“ Diese Frage nach der Zukunft des klassischen Mediums in einem Zeitalter, in dem sich Nachrichten rasend schnell per Internet verbreiten, stellt eine kleine, aber feine Ausstellung, die am Dienstagabend in der Volkshochschule (vhs) im Charlottenhof eröffnet worden ist. Bis 23. Oktober zeigt das Gemeinschaftswerk von vhs und Schwäbischer Zeitung, wie vielschichtig die Antwort ausfällt.

Da ist zum Beispiel Robert, 15 Jahre alt, aus Leverkusen, der auf einer der Tafeln, die das Internationale Zeitungsmuseum der vhs Friedrichshafen zur Verfügung gestellt hat, betont: „Ich will umweltbewusst sein. Eine Zeitung wird weggeschmissen, das Internet produziert hingegen keinen Müll.“ Eine klare Position, wobei davon auszugehen und zu hoffen ist, dass nicht Inhalte gemeint sind. Dem gegenüber steht die Aussage von Erik, 14 Jahre, aus Heydt: „Obwohl das Internet schneller zugänglich ist, vermittelt die Zeitung ein Gefühl von Echtheit.“

Wie echt und wirklich nicht nur die Berichterstattung, sondern oftmals deren Auswirkungen sind, weiß auch Friedrichshafens Bürgermeister Peter Hauswald, der die Ausstellung eröffnet hat: „Die Zeitung ist ein merkwürdiges Medium, das wir am Frühstückstisch nicht missen möchten und das vor allem uns Politiker immer wieder auf die Palme bringt.“ Reichskanzler Otto von Bismarck habe gesagt: „Die Presse ist für mich Druckerschwärze auf Papier“, aber: „Wir erleben täglich, dass Zeitung viel mehr ist“, versicherte Bürgermeister Hauswald.

Die Ab- und Zuneigung zum Medium stand auch im Mittelpunkt des Vortrags mit dem Titel „Die Zeitung – Keimzelle der Demokratie. Szenen einer deutschen Hassliebe“, den Jeannine Meighörner hielt. Die Journalistin und Autorin lieferte einen höchst interessanten Abriss. Angefangen beim Buchdruck Gutenbergs (1450), der ermöglichte, dass die Zeitung für das Bürgertum zur Selbstverständlichkeit wurde, über das erste Frauenmagazin „Mit Pomona für Deutschlands Töchter“, das von 1783 an Themen wie Schwangerschaft, Kindererziehung oder Mode aufgriff, sowie das Damoklesschwert der Zensur, unter dem die deutschen Journalisten bis ins 20. Jahrhundert über ihren Zeilen brüteten. Bis hin zur Qualitätspresse, die ihre Legitimation aus kritischer Recherche beziehe, „die mehr ist, als die Eingabe von Begriffen in die Suchfelder von Google oder Wikipedia“.

Das Medium lebt

Jeannine Meighörner: Auch wenn das Wort „Zeitungssterben“ in aller Munde sei, „ich glaube an die Zukunft der Zeitung“. Ein Fazit, das Martin Hennings, Leiter der Lokalredaktion der Schwäbischen Zeitung in Friedrichshafen, sehr gerne hört. Sein klares Statement: „Wenn Sie im Lokalen informiert sein wollen, kommen Sie an uns nicht vorbei.“ Und das übrigens schon seit einer und noch eine ganze Weile, wie die vhs-Ausstellung nicht zuletzt in Form von historischen Zeitungsseiten und der Dokumentation des Projektes „ZiSch – Zeitung in der Grundschule“ veranschaulicht.

Zu sehen ist die Ausstellung in der Eingangshalle der vhs im Charlottenhof bis 23. Oktober montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr und samstags von 8 bis 13 Uhr.

Vom perfekten Bild bis zur korrekten Nachricht: Veranstaltungsreihe beginnt

In Zusammenarbeit mit der Schwäbischen Zeitung bietet die vhs zudem unter dem Titel „Zeitung, Medien und die Informationsgesellschaft“ eine Veranstaltungsreihe an. Auf dem Programm stehen unter anderem folgende Kurse:

Los geht’s mit dem Kurs „Reportage-Fotografie – nah dran am Event“, in dem Hagen Schönherr, Redakteur und Fotograf der Schwäbischen Zeitung, zeigt, wie das perfekte Bild gelingt. Die Ausstattung spielt dabei eine untergeordnete Rolle, es geht vielmehr um die Bildgestaltung und das „Richtig-Sehen-Lernen“. Das Seminar beginnt am Freitag, 17. Oktober, um 18 Uhr. Die weiteren Termine: 18. Oktober, 10 - 14.30 Uhr; 24. Oktober, 18 - 21 Uhr im Seminarraum 6 der vhs Friedrichshafen.

Redaktionsleiter Martin Hennings erklärt bei einer Führung durch die Lokalredaktion Friedrichshafen, wie die Neuigkeiten aus der Region morgens auf dem Frühstückstisch landen. Ebenfalls gibt er Einblicke in die Recherchearbeit. Die Führung beginnt am Dienstag 21. Oktober, um 18 Uhr. Treffpunkt ist die Redaktion in der Schanzstraße.

Zudem besteht die Möglichkeit, die Mantelredaktion in Ravensburg und die Druckerei in Weingarten zu besichtigen. Zuerst geht es in das neue Medienhaus von „Schwäbisch Media“. Hier sitzt die Mantelredaktion der Schwäbischen Zeitung. In Ravensburg werden oft bis zur letzten Minute Meldungen eingearbeitet und Bilder, Grafiken und Anzeigen zu einer Zeitung zusammengefügt. Im Medienhaus sitzt neben der Schwäbischen Zeitung auch der Fernsehsender „Regio TV“, der Teil der Führung ist. Anschließend geht es ins Druckhaus nach Weingarten. Dort stehen zwei High-Tech-Rotationsdruckmaschinen, mit denen täglich mehrere Hundert Kilometer Papier bedruckt werden. Die Führung ist am Dienstag, 28. Oktober, von 17 - 21.30 Uhr bei Schwäbisch Media in der Karlstraße 16 in Ravensburg.

Zu guter Letzt gibt es von Martin Hennings Tipps und Ratschläge aus erster Hand. Der Häfler Redaktionsleiter erklärt, wie ein Zeitungsartikel aufgebaut wird. Dabei geht es um die formale und inhaltliche Gestaltung. Der Kurs findet am Mittwoch 5. November, im Tagungsraum 1 der Volkshochschule statt.

Informationen und Anmeldung unter Telefon 07541/2033434 oder im Internet unter www.vhs-fn.de


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