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Friedrichshafens Jazzfestival setzt Maßstäbe

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Friedrichshafen / sz - Die letzte Künstlerin des dreiteiligen Konzerts am Samstagabend, Angie Taylor, hat gesagt: „Das ist kein Jazz. Das ist mehr als das.“ Mehr als vier Stunden lang nahmen drei Bands das Publikum auf eine kunterbunte Reise durch die Welt des Jazz mit und überraschten immer wieder mit ihren Klanggebilden.

Los ging's mit dem Resident Artist des Jazzfestivals Jens Loh und seiner Band HIPPIE, diesmal mit Gastsaxophonist und Jazzpreisträger Alexander 'Sandi' Kuhn sowie Sängerin Barbara Bürkle. „Der Titel dieses Stücks fuhr in New York in der U-Bahn an mir vorbei“, kündigt der Blasmusiker seine eigene Komposition „Sustainable Happiness“ an, die lange gar keinen Titel getragen habe, denn: „Ich denke, Titel müssen stimmig sein. Ein Lied kann nicht einfach irgendwie heißen.“ Und die Musik wird ihrem Namen auch gerecht: im Publikum verbreitet sie direkt gute Laune. Überhaupt beeindruckt es, wie harmonisch und ausdrucksstark die Musiker an diesem Abend auftreten, obwohl sie einen langen Tag als Workshopleiter hinter sich haben. Da stehen eindeutig Musiker auf der Bühne, die mit Herzblut spielen.

Emotion pur

Noch emotionaler geht es weiter. Mit besonders zarten Melodien und Tönen entführt uns das Kyle Eastwood Quintet in die weite Welt und spielt große Gefühle. Da verstummen sogar die Gespräche an der Bar im Casino-Raum für einen Moment. Eastwood entlockt seinem Kontrabass mit einem tänzelnden Bogen ungewöhnliche und zugleich sanfte Laute, während Andrew McCormack am Flügel die Tasten mehr streichelt als spielt. Die so erklingende Filmmusik, die der Namensgeber der Jazzcombo für seinen Vater geschrieben hat, ist ein sich langsam und feinfühlig aufbauendes Klangkonstrukt, das selbst mit Schlagzeug – wunderbar gespielt von Ernesto Simpson – noch überraschend leise bleibt. Mit Allen Brandon am Saxophon und Quentin Collins an der Trompete endet es schließlich nach einem schnellen Crescendo. Kein Wunder, dass diese Musiker nicht ohne Zugabe gehen dürfen, obwohl das Publikum nun bereits drei Stunden lang Jazzklängen gelauscht hat. Der vielseitige und trotz seiner mehr als vier Stunden Dauer viel zu kurze Konzertabend endet mit einem Auftritt der Künstlerförderpreisträgerin Angie Taylor. Die wenigen Zuhörer, die das Experiment wagen, beim Jazzfestival einer Musik zu lauschen, die man landläufig nicht unbedingt in dieses Genre einordnen würde, beenden den Abend tanzend. Mit Electrobeats und -klängen, dazu live gespieltem E-Bass (Taylor), Gitarre (Holger Blaess) und Saxophon (Arno Haas) bietet die Häfler Band eine besondere Art der hochwertigen Tanzmusik. Auf der Bühne bietet sich ein kunterbuntes Spektakel aus in Schwarzlicht getauchten floureszierenden Neonfarben.


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