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Kinderschutz hat hohen Stellenwert

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Friedrichshafen / sz - „Eine Garantie kann es nicht geben. Wir arbeiten aber daran, Kindesmissbrauch, wenn’s irgendwie geht, zu vermeiden“: Worte von Landrat Lothar Wölfle in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit sowie des Jugendhilfeausschusses des Kreistags. Der ehemalige Jugendamtsleiter Werner Feiri verdeutlichte beiden Ausschüssen, wie der Kreis das Anfang 2012 in Kraft getretene Bundeskinderschutzgesetz umsetzt. Großgeschrieben werde dabei das Programm „Mobile“ – das der Bodenseekreis bereits 2007 im Sinne eines präventiven Kinderschutzes ins Leben gerufen habe.

„Die Prävention in der Jugendhilfe hat im Bodenseekreis seit Jahrzehnten einen hohen Stellenwert“, erläuterte Werner Feiri, Projektverantwortlicher von „Mobile“. Schon weit vor dem Gesetz zur Stärkung eines aktiven Schutzes von Kindern und Jugendlichen (Anfang 2012 in Kraft getreten), sei der Kreis mit Mobile aktiv geworden. Aus dem ursprünglichen Projekt sei ein dauerhaftes Programm geworden. Ein Netzwerk im Kreis, in das Städte und Gemeinden, die Kirchen und Verbände, die Träger der freien Jugendhilfe, das Gesundheitswesen, die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Familiengerichte und die Polizei eingebunden seien. Jetzt gelte es, das in Friedrichshafen begonnene Projekt im gesamten Kreis weiter auszubauen, das Gesundheitswesen in das Netzwerk frühe Hilfen verstärkt einzubinden.

Netzwerk und Kommunikation seien wesentliche Bestandteile des präventiven Kinderschutzes, meinte der Landrat in diesem Zusammenhang. Dabei zeigte sich Lothar Wölfle „dankbar, dass im Bodenseekreis so viele mitmachen“.

In Sachen Kinder- und Jugendschutz geht es um Prävention, aber auch um „intervenierenden Kinderschutz“, wie Sozialdezernent Andreas Köster betonte. Kinderschutz als „staatliches Wächteramt“ greife dann, wenn das Kindeswohl gefährdet sei. Im Fall des Falles, so Jugendamtsleiterin Simone Schilling, gelte es zunächst die eingegangenen Hinweise zu prüfen. Die gebe es auch deshalb immer häufiger, weil die Sensibilität für Kindesmissbrauch in der Bevölkerung gestiegen sei. Gebe es Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung, erfolgen Hausbesuche. Liege etwas vor, würde ein Schutzkonzept erarbeitet. „Ein Konzept, aus dem hervorgeht, wer was, wann und wie tut“, erläuterte die Kreisjugendamtschefin. Im Übrigen, Simone Schilling weiß von Fällen, in denen Kinder selbst zum Jugendamt gekommen sind und ihr Leid geklagt haben.

Die Realität des Kindesmissbrauchs im Bodenseekreis? Über die Jahre sind durchschnittlich etwas mehr als 100 Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen (staatlicher Obhut) untergebracht. Allein 2013 hat es im Bodenseekreis 95 Verfahren im Zusammenhang von möglichem Kindesmissbrauch gegeben. Nach Worten von Simone Schilling habe sich in 22 Fällen der Verdacht nicht bestätigt. In 21 Fällen habe sich jedoch eine konkrete Gefährdung, in 44 Fällen eine latente Gefährdung gezeigt.

Von 21 Gefährdungen also hörten die Rätinnen und Räte. Die Zahl der tatsächlichen Fälle, in denen Kinder in staatliche Obhut genommen wurden, ist aber doppelt so hoch (2013: 41 Fälle). Die Erklärung in der Sitzung: In Obhut genommen werden nicht nur deutsche Kinder, sondern auch Flüchtlingskinder, die in Zeiten von Krisen und Kriegen im Bodenseekreis landen. Aus welchen Gründen das Jugendamt bei solchen Kindern interveniert, das Kindeswohl gefährdet sieht, hat in der Sitzung allerdings niemand angesprochen.

Um den flächendeckenden Ausbau des Netzwerkes Mobile nachhaltig zu sichern, führt das Jugendamt am 7. November im Markdorfer Bildungszentrum eine Zukunftswerkstatt durch.


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