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Makler: „Beide sollten was von seiner Arbeit haben“

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Friedrichshafen / sz - Wohnungssuchende habe es schwer in Friedrichshafen. Zwar gibt es das Internet, wo Wohnungen kostenlos angeboten werden können, aber an der Maklerprovision führt der Weg selten vorbei. Das frustriert. Professor Stephan Kippes, beim Immobilienverband Deutschland zuständig für den Süden, steht dem neuen Mietrecht kritisch gegenüber. Wird die Maklerprovision abgeschafft, trifft das wohl die Mieter, wie er im Gespräch mit Michael Scheyer erklärt.

Herr Kippes, ganz platt gefragt: Ihrem Verständnis als Vertreter der Immobilienwirtschaft im Süden nach, wer sollte eigentlich die Maklerprovision bezahlen? Mieter oder Vermieter?

Das sollten die Vertragsparteien selber regeln dürfen. Der Markt sollte das regeln. Da haben wir die Möglichkeit, der Käufer zahlt alles, und die Möglichkeit, der Verkäufer zahlt alles. Und wir haben letztlich auch die Möglichkeit, dass die Provision aufgeteilt wird.

Ist es in der Praxis nicht so, dass die Provision in 95 Prozent der Fälle vom Mieter gezahlt wird?

Das hängt natürlich sehr stark von den Gegenden ab. Wenn Sie in andere Regionen schauen – gehen Sie in Ecken der neuen Bundesländer – dann haben wir keine 95 Prozent mehr. Dann haben wir Vermieter, die sich langfristige Mietverträge wünschen, und die gerne bereit sind, dafür auch die Provision zu bezahlen oder eben auch zu teilen. Sehen Sie, da gibt es eine Leistung, und die muss von irgendjemanden bezahlt werden. Wenn der Vermieter diese Leistung bezahlt – was ja immer die Wunschvorstellung ist – dann wird der Vermieter diese Provision letztlich wieder anderswo hereinholen wollen. Er wird versuchen, diese Provision weiterzugeben und in die Miete einzurechnen. Dann wird es hauptsächlich diejenigen Mieter treffen, die längerfristig mieten. Für kurze Mietenvertragslaufzeiten wirkt sich eine solche Mieterhöhung geringer aus als für lange Laufzeiten.

Die Provision ist doch eigentlich eine Art Servicegebühr. Wohnungssuchende haben aber häufig das Gefühl, dass sie entweder keinen oder nur schlechten Service erhalten und dann auch noch dafür zahlen sollen.

Da darf man eines aber nicht vergessen: Meistens ist die Wohnung vermietet. Da ist der Makler oft limitiert. Denn wenn die Wohnung vermietet ist, wird der Service vom Mieter diktiert. Ich kriege das aus der Immobilienwirtschaft immer wieder mit, dass die aktuellen Mieter eben sagen: Nein, da passt’s mir nicht und da passt’s mir nicht und da passt’s mir auch nicht. Gerade in angespannten Märkten wird natürlich versucht, zeitnah weiterzuvermieten. Und da haben wir vermietete Wohnungen. Und dann gibt es vereinzelt Mieter, die sogar versuchen, Besichtigungen ganz zu sabotieren.

Gibt es denn Bemühung der Immobilienwirtschaft, diese gefühlt unfaire Provision in einem besseren Licht dastehen zu lassen?

Letztendlich muss man wissen: Der Makler wird in Ballungszentren mit vielen Nachfragen eingedeckt. Da ist es eine erhebliche Arbeit eine vernünftige Vorauswahl treffen zu müssen. Es ist wichtig, keine Massenbesichtigung zu organisieren, wo sich dann auf 60 Quadratmeter gefühlt 25 Leute herumquetschen. Was aber wiederum zur Folge hat, dass der Makler sehr viele Besichtigungstermine zu organisieren hat. Außerdem kann er die Bonität der Mieter prüfen. Vernünftige Informationen sollte er liefern und Mithilfe bei der Wohnungsübergabe leisten. Letztlich ist der Makler für beide tätig, für Mieter und für Vermieter, und beide sollten was von seiner Arbeit haben.

Das neue Mietrecht, das bald kommen soll, zielt aber nicht nur auf die Provision ab. Es soll ihre Branche auch schützen, richtig?

Das ist eine alte Forderung: Dass ein gewisser Fachkundenachweis erbracht werden muss. Jetzt ist es so, dass einer zum Gewerbeamt geht, ein Gewerbe anmeldet und sich Immobilienmakler nennen darf. Das kann es eigentlich nicht sein. Das muss mit einer hochwertigen Qualifikation geregelt werden. Das wäre sicher eine Möglichkeit, die berühmten schwarzen Schafe aus der Branche herauszuhalten.


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