Friedrichshafen / sz - Als wäre nichts gewesen hat das Bistro im Häfler Hallenbad zu Wochenbeginn wieder die Rolläden geöffnet. Doch hinter den Kulissen brodelt es. Nach einer Räumungsklage gegen die Pächterin kontert diese nun mit einer Schadenersatzklage gegen die Stadt. Außerdem erhitzt ein strittiges Hausverbot und eine eingesperrte Kleinwüchsige die Gemüter.
Ganz regulär hat das Häfler Hallenbad am Montag wieder seine Türen für die neue Saison geöffnet. Und wie in all den Jahren zuvor war auch das Hallenbad-Bistro mit Pächterin Assunta Suglia wieder am Start, um Hallenbad-Gäste und externe Besucher mit Snacks und Getränken zu versorgen.
Nur eines ist anders in der jetzt laufenden Hallenbadsaison: Die Pächterin hat ihr Bistro geöffnet, obwohl ihr die Stadt eigentlich längst gekündigt hat. Begründung: Ein „nachhaltig gestörtes Vertrauensverhältnis“, vor allem weil Suglia das Bistro offenbar immer wieder geöffnet hatte, obwohl das zugehörige Hallenbad geschlossen war. Suglia hält diese Kündigung für Unrecht. Es gebe keine Vertragsbedingungen, die sie zwingen würden, ihr Bistro zeitgleich mit dem Hallenbad zu schließen. Sie hat die Aufforderung, den Betrieb aufzugeben, daher schlicht ignoriert. Und die Stadt wiederum hat diesen Affront vor wenigen Wochen mit einer Räumungsklage beantwortet.
Jetzt muss ein Gericht entscheiden, ob die Kündigung der Bistro-Pächterin rechtens ist. Bis das Verfahren beginnt, was frühestens in mehreren Wochen der Fall sein dürfte, will die Stadt die Entwicklung in Sachen Hallenbad zudem nicht mehr kommentieren: „Wir äußern und dazu nicht mehr“, sagte Stadtsprecherin Andrea Gärtner am Freitag zur SZ. Dabei zieht offenbar neuer Ärger in der Sache auf.
„Ich habe beim Amtsgericht in Tettnang einen neuen Schriftsatz eingereicht“, sagte Daniel Müller, Anwalt der Bistro-Pächterin, am Donnerstag zur Schwäbischen Zeitung. Offenbar will sich die Pächterin vor Gericht nicht nur gegen die Räumungsklage wehren, sondern zusätzlich auch Schadenersatz für entgangene Gewinne einfordern. Weil die Stadt der Pächterin nämlich im April 2013 untersagte hatte, eine rund 40-köpfige Reisegruppe außerhalb der Hallenbad-Öffnungszeiten zu bewirten, möchte Suglia jetzt die möglichen Einnahmen aus diesem Termin von der Verwaltung ersetzt bekommen.
Der neuerliche Streit vor Gericht könnte das Verfahren um die Räumung oder Nicht-Räumung des Hallenbad-Bistro nun noch weiter hinauszögern. Und weil des Schlagabtauschs offenbar noch nicht genug ist, schwelt im Hintergrund schon die nächste Auseinandersetzung. Nach der SZ vorliegenden Informationen hat Bürgermeister Peter Hauswald einem Bekannten der Bistro-Pächterin im Juni ein Hausverbot für Hallenbad inklusive Bistro erteilt, nachdem dieser Mitarbeiterinnen „bedrängt und am Verlassen des Hallenbads gehindert“ haben soll.
Der Betroffene Ulrich Skronn, der Stadtverwaltung offenbar notorisch bekannt, stellt die Sache anders dar: Mitarbeiterinnen hätten die Notausgangsfunktion der Hallenbad-Schiebetüren ausschalten wollen und er habe das verhindert, sagte er unlängst der Schwäbischen Zeitung. Er habe das Vorgehen der Mitarbeiterinnen vor allem deshalb nicht akzeptieren können, da ebenfalls im Juni eine kleinwüchsige Frau zwischen den beiden Eingangsschiebetüren des Hallenbads eingeschlossen worden sei. Grund sei ebenfalls eine deaktivierte Notausgangsfunktion gewesen.
Die Polizei bestätigte jetzt der SZ, dass es am 12. Juni sogar einen Einsatz wegen der eingeschlossenen, kleinwüchsigen Frau gegeben habe, die den Hebel zur Notöffnung der Türe am Ende nur mit einem Schuhabsatz als Armverlängerung erreichen konnte. „Da hätte man selber drauf kommen können“, so ein Polizeisprecher lakonisch.
Doch selbst wenn Skronn im Nachgang dieses Vorfalls wirklich handgreiflich gewesen sein sollte: Jurist Müller zweifelte im Gespräch mit der SZ an, ob Hauswald überhaupt ein Hausverbot für das Bistro der Pächterin aussprechen dürfe. „Das ist so nicht haltbar“, sagte er zuletzt, das Hausrecht liege im Bereich des Bistro bei deer Pächterin.
Und so bleibt auch dieser Schlagabtausch einer von vielen Vorfällen, die im Hallenbadstreit noch der Aufklärung bedürfen: Im Zank zwischen Stadt und Pächterin Suglia ist unter anderem von unerlaubten Partys, illegalen Überwachungskameras und Bademeistern die Rede, die völlig ungefragt ins Bistro eingedrungen sein sollen.