Friedrichshafen / sz - 550 000 Passagiere zählt der Häfler Flughafen pro Jahr. Dass die beim Starten und Landen oder während des Aufenthalts der Maschinen auch im Notfall so gut wie möglich in sicheren Händen sind, dafür sorgt die 43 Mann starke Flughafenfeuerwehr. Sie arbeitet im Schichtbetrieb zwischen 4 und 22 Uhr und rekrutiert sich aus Mitarbeitern des Flughafens. Nur der Chef ist Hauptamtlicher: Kommandant Michael Holz. Er weiß um die Funktion seiner schnellen Einsatztruppe: Seine Worte, „ohne Feuerwehr gibt’s keinen Flugbetrieb“, sagt eigentlich alles über den Stellenwert der Feuerwehr am Häfler Airport.
Für den Fall des Falles: Die Wehr übt regelmäßig. Mindestens einmal im Monat. So wie jüngst: Das rechte Triebwerk einer gelandeten Passagiermaschine steht in Flammen. Drinnen im Flugzeug sitzen 358 Passagiere – in einem Airbus A 300, dem größten Flieger, der in Friedrichshafen starten und landen darf. In weniger als zwei Minuten nach dem Alarm schon sind die zwei Flughafen-Löschfahrzeuge am brennenden Flugzeug. Das eine schleudert mit seiner Löschkanone riesige Mengen an Wasserschaum an den Flugzeugrumpf, das zweite Fahrzeug erstickt in Sekundenschnelle mit dem Löschschaum die Flammen. Jetzt kann die eigentliche Menschenrettung beginnen – auch bei einer Flughafenfeuerwehr das oberste Einsatzziel.
Immer mit dem Wind arbeiten
„Gegenüber herkömmlichen Freiwilligen Feuerwehren haben wir aber eine andere Einsatztaktik“, verdeutlicht Kommandant Holz. „Wenn ein Flugzeug brennt, geht es zunächst darum, den Rumpf zu kühlen. Damit die Passagiere eine Überlebenschance haben.“ Das zweite Ziel ist, das Feuer von der Kabine wegzudrücken - damit wir so schnell wie möglich die Passagiere aus der Maschine holen können.“ Dabei laufen die Löschangriffe immer mit dem Wind. Um dem Feuerqualm aus dem Weg zu gehen, damit die Feuerlöschkanonen der Löschfahrzeuge ihre volle Reichweite bekommen. Die beträgt bei Windstille gut und gerne 80 Meter.
Die Leistungsfähigkeit beziehungsweise Kapazität einer Flughafenfeuerwehr richtet sich nach den Regeln der International Civil Aviation Organisation (ICAO). Die Luftverkehrsorganisation schreibt Rettungsstandards je nach anfliegendem Fluggerät vor. Der Häfler Flughafen rangiert in der Kategorie 9 (von insgesamt zehn Stufen). In Friedrichshafen nämlich muss man gerüstet sein für Maschinen der Größe eines A 300. Konkret, die Wehr des Häfler Flughafens muss im Fall des Falles innerhalb von zwei Minuten 50 Prozent ihres vorgeschriebenen Löschmittelvorrats auf die Piste bringen können. Innerhalb von vier Minuten muss die Wehr an jedem Ort des Geländes stehen. „Spätestens 20 Sekunden nach dem Alarm müssen wir ausrücken“, sagt Holz. „Eine Zeit aber, die wir gut einhalten können“, meint der hauptamtliche Feuerwehrmann.
Zwei „Panther“ im Einsatz
Was da in der 1998 neu erbauten Feuerwache unmittelbar an der Grenze zum „sensiblen Bereich“ des Flughafens steht, ist hochmoderne Feuerwehrtechnik. Im Mittelpunkt des sechs Feuerwehrautos umfassenden Fahrzeugparks stehen die zwei jeweils 1000 PS starken 40 Tonnen schweren „Panther“. Ihre Beschleunigung von 0 auf 80 Kilometer in 20 Sekunden ist für ein Fahrzeug dieser Tonnage super sportlich. „Panther“-Technik hat ihren Preis. An die 1,5 Millionen Euro kostet ein solches Spezialfahrzeug. Auch grundsätzlich gilt, Sicherheit ist nicht zum Nulltarif zu haben: Flughafensprecher Christian Wulf nennt zwar keine konkreten Zahlen. Aber: „Wenn man einen Flughafen betreiben möchte, muss man auch eine Feuerwehr vorhalten.“ Sicherheit habe in der Fliegerei, und das zu Recht, eben oberste Priorität.
Die Häfler Rettungstruppe ist im Fall des Falles als erste am Unfallort. Allein retten muss sie aber nicht. Alarme am Flughafen von den Stufen I bis III (das beginnt vom verunglückten einmotorigen Sportflugzeug und endet beim Großflugzeug) laufen auch über die Rettungsleitstelle im Landratsamt. Damit sind auch weitere Einsatzkräfte über die Not-Situation am Airport im Bilde. Beispielsweise die Freiwilligen Feuerwehren Friedrichshafens oder Meckenbeurens. Je nach Grad der Alarmierung rücken auch diese Einsatzkräfte aus. Zum Glück: „Mit durchschnittlich sieben Mann in einer Schicht können wir zwar den Erstschlag leisten. Für alles darüberhinaus brauchen wir aber Unterstützung von außen“, sagt Michael Holz. Dabei wäscht eine Hand die andere. Wenn es der Flugbetrieb erlaubt, löscht und rettet die Werkswehr des Airports auch außerhalb. Auf der Flughafenstraße etwa. So wie jüngst, als dort ein Motorradfahrer verunglückt ist. Rund der Hälfte aller Alarmierungen richten sich übrigens an den Rettungsdienst der Flughafenwehr. Wenn es beispielsweise um die medizinische Erstversorgung im Terminalgebäude geht.
Eine Flughafenfeuerwehr gibt es in Löwental, seit dort geflogen wird. Seit fast 100 Jahren also. In dieser Zeit war nach Worten von Michael Holz „zwar immer wieder etwas Kleines los.“ Seit es aber regelmäßigen Linien- und Charterverkehr in Friedrichshafen gibt, „hat’s keine größeren Brandeinsätze gegeben“, meint Christian Wulf.