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„Die ZU braucht eine starke Führungspersönlichkeit“

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Friedrichshafen / sz - Friedrich Herzog von Württemberg ist Chef der Verwaltung der Hofkammer des Hauses Württemberg. Er leitet ein Familienunternehmen, das in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Weinbau sowie Immobilien tätig ist. Mit seiner Gattin Marie Herzogin von Württemberg (geborene Prinzessin zu Wied) und drei Kindern wohnt Herzog Friedrich im Schloss in Friedrichshafen. Die ehemalige Sommerresidenz der Könige von Württemberg ist gleichzeitig sein Arbeitsplatz. Unser Redakteur Anton Fuchsloch traf ihn dort zum Sommerinterview.

Sie Sind hier in Friedrichshafen geboren, hier zur Schule gegangen und wohnen mit Ihrer Familie seit 1993 im Schloss. Fühlen Sie sich als Friedrichshafener?

Friedrichshafen ist meine Heimat. Die Stadt bedeutet mir sehr viel, und ich fühle mich hier in dem alten Gemäuer rundum wohl. Die Tradition des Hauses will es allerdings, dass ich hier nicht bleibe, sondern irgendwann nach Altshausen ziehe. Ich wünsche mir jedoch, dass sich dieser Zeitpunkt noch sehr lange hinauszögert.

Warum gerade Altshausen?

Es hat sich nach dem Ende der Monarchie so ergeben, dass der Chef des Hauses Württemberg in Altshausen wohnt. Mein Vater, Carl Herzog von Württemberg, ist der dritte Chef des Hauses. Er wohnt seit 1975 dort. Der Sitz des Juniorchefs ist traditionell in Friedrichshafen, wo sich auch die Zentrale der Hofkammer befindet.

Sie führen eine Art Familienunternehmen, das in ganz verschiedenen Bereichen tätig ist. Wo sehen Sie die Schwerpunkte?

Das Weingut des Herzogs von Württemberg mit etwa 40 Hektar Rebflächen hat eine große Tradition, die wir sorgsam pflegen und immer wieder den Erfordernissen der Zeit anpassen. Wir bewirtschaften etwa 1000 Hektar landwirtschaftliche Fläche, kümmern uns um unsere Wälder, um Liegenschaften und Immobilen. Unsere Wurzeln kommen aus dem Grund und Boden. Daran halten wir fest. Ich möchte diese Bereiche so führen und ausbauen, dass auch die nächste Generation Freude an den Produkten hat. Dabei ist für mich nicht die Quantität, sondern die Qualität ausschlaggebend. Die einzige industrielle Beteiligung, die wir noch haben, sind die Baresel Kies- und Steinwerke. Das passt zu uns, weil es ja auch mit Grund und Boden zu tun hat.

Die Hofkammer ist auch regional in der Projektentwicklung von Immobilien engagiert. Gibt es Pläne in diesem Bereich?

Momentan nicht. Aber ich sehe gerade für die Bodenseeregion im Bereich des Wohnungsbaus großes Potenzial. Deshalb waren wir auch an der Bodanwerft in Kressbronn interessiert. Das Areal hätte uns sehr gereizt, etwas Tolles zu machen. Aber daraus ist aus den bekannten Gründen nichts geworden. Wir bauen zur Zeit in Ravensburg Am Hofgut, in Stuttgart-Fasanenhof und in Konstanz-Allmanshof Wohnungen. Bei all den Projekten achten wir auf Qualität und Nachhaltigkeit. Wenn ich Frage, würde ich da selbst gerne wohnen, mit ja beantworten kann, ist es für mich in Ordnung.

Sie wohnen in einem Schloss und haben darüber hinaus rund 70 Kulturdenkmäler zu unterhalten. Wie schaffen Sie das?

Indem wir die Hofkammer umstrukturiert und uns unter anderem auf Immobilien konzentriert haben. Mit den Erträgen der Land- und Forstwirtschaft allein könnten wir diesen Bestand nicht halten. Ich muss so viel erwirtschaften, dass ich die Liegenschaften und Häuser für die Zukunft sichern kann. Das ist meine Aufgabe.

Wie das jüngste Beispiel aus der Stadt Friedrichshafen zeigt, sind da Nutzungskonflike nicht zu vermeiden. Das Karl-Olga-Haus, ein ehemaliges städtisches Krankenhaus, dessen Ursprünge auf König Karl und seine Gattin Olga zurückgehen, ist als Alten- und Pflegeheim nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben und sollte deshalb komplett abgerissen werden. Nun wird nach Protesten aus der Bürgerschaft zumindest der Ursprungsbau von 1892 und die Kapelle erhalten. Wie stehen Sie zu dieser Entscheidung?

Als Nachfahre des Württembergischen Königshauses bin ich im Vorfeld dieser Entscheidung natürlich auch angesprochen worden. Grundsätzlich versuche ich, mich in der Öffentlichkeit aus der Politik herauszuhalten. Das ist eine Sache der Bürgermeister und der gewählten Gremien. Natürlich bin ich am politischen Geschehen interessiert, informiere mich und führe Gespräche mit Vertretern aller Parteien. Wenn ich es für nötig halte, ermutige ich Politiker auch, Entscheidungen zu treffen. Aber ich lasse mich nicht vor einen Karren spannen oder als Galionsfigur hinstellen. Die jetzt getroffene Entscheidung halte ich für einen guten Kompromiss zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und historischer Verantwortung.

Als Vorsitzender des Kuratoriums der Zeppelin Universität (ZU) verfolgen Sie die aktuellen Ereignisse. Was kommt nach Jansen?

Das Kuratorium als solches existiert nicht mehr. Alternativ haben wir schon letztes Jahr die so genannte Tafelrunde gegründet. Deren Mitglieder treffen sich einmal im Jahr, um aktuelle Themen rund um die ZU zu besprechen. Bei unserem letzten Treffen hier im Schloss ging es genau um die Frage: Was kommt nach Jansen? Er hatte ja schon vor Monaten angekündigt, den Posten des Präsidenten zu räumen, um sich stärker der Forschung und der Lehre zu widmen.

Und zu welchem Schluss ist die Runde gekommen?

Die Universität braucht eine starke Führungspersönlichkeit an der Spitze. Jansen war der Richtige, um eine solche Universität ins Laufen zu bringen. Dafür braucht es eine pfiffige, ideenreiche, kreative Führungspersönlichkeit. Sein Nachfolger wird es nicht gleich machen können. Aber es muss eine Persönlichkeit sein, die die ZU weiter entwickeln und nach vorne bringen kann. Deshalb ist es in dieser Situation schade, dass Querelen jetzt die Oberhand gewinnen. Der Ruf der Universität droht dadurch Schaden zu nehmen.

Wie stehen Sie zu den Vorwürfen, die gegen den ehemaligen Präsidenten erhoben werden?

Der Erfolg hat immer Neider. Und es allen recht zu machen, schafft in einer solchen Position ohnehin niemand. Jansen wollte Studenten und Dozenten haben, die einen gewissen Freigeist haben, die nicht zu allem Ja und Amen sagen. Er wollte, dass die Leute alternative Wege gehen und Dinge ausprobieren. Dabei hat er Studenten wie Professoren gleichermaßen gefordert, womit er sich sicher nicht bei allen beliebt gemacht hat. Was die finanziellen Anreize betrifft, Spenden zu akquirieren, Sponsoren an Land zu ziehen und für zusätzliche Forschungsmittel zu sorgen, halte ich das grundsätzlich nicht für verwerflich. Warum sollen Leute, die sich beruflich dafür einsetzen, nicht auch eine bestimmte Vergütung bekommen? Die Verhältnismäßigkeit muss allerdings immer gewahrt sein.

Das Haus Württemberg ist immer auch als Mäzen im kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Bereich aufgetreten. Wie setzen Sie diese Tradition fort?

Wir haben uns die Aufgaben geteilt. Meine Frau ist im sozialen Bereich und in der Bildung tätig, ich habe mir Politik, Wissenschaft und Wirtschaft vorgenommen. Im vergangenen Jahr habe ich den Vorsitz des Universitätsbundes Tübingen übernommen, eine Aufgabe, die mir viel Freude macht. Mein Vater hat Einrichtungen ins Leben gerufen, die er auf seine Kinder und Schwiegerkinder übertragen hat. Um die Nachsorgeklinik für krebskranke Kinder Tannheim kümmert sich zum Beispiel Herzogin Julia, um das Paulinenstift und die präventive Jugendhilfe Herzogin Marie. Wir unterstützen auch weiterhin die Jugend des Württembergischen Yachtclubs. Natürlich bekommen wir sehr viele Anfragen, aber wir dürfen uns nicht verzetteln. Ich will mich auf die Dinge konzentrieren, die mein Vater ins Leben gerufen hat und von denen ich selbst überzeugt bin.


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