Friedrichshafen / sz - Der zurückgetretene Präsident der Zeppelin Universität Friedrichshafen, Stephan A. Jansen, soll in den zurückliegenden Jahren Provisionen aus Forschungsgeldern erhalten haben. Ex-Präsident Stephan A. Jansen bezeichnet diese Zahlungen als „ganz normale, leistungsbezogene Zulage“, von der rund 50 Personen an der Uni profitieren würden.
Diese sogenannten Retainer-Zahlungen sollen fünf Prozent der Fördermittel, der sogenannten Drittmittel, ausmachen, mit denen Unternehmen und Verbände sowie Privatpersonen Lehrstühle in Forschung und Wissenschaft finanziell unterstützen. Laut Angaben von Stephan A. Jansen werden mit den Förderern in der Regel vor Projektstart Kalkulationen über die Mittelverwendung abgestimmt. Dabei werde – analog zu staatlichen Hochschulen – zwischen direkten Projektmitteln (Personal- und Reisekosten) einerseits und indirekten Infrastruktur- und Gemeinkosten (in der Höhe zwischen 17 und 22 Prozent) andererseits unterschieden. Die leistungsbezogenen Zulagen könnten bis zu fünf Prozent bei solchen Zusatzförderungen betragen, die unter den Mitarbeitern aufgeteilt werden. Die Auszahlung habe der kaufmännische Geschäftsführer zu verantworten. Aus den dem Förderer transparenten Gemeinkosten könnten gemäß der Zusatzvereinbarung leistungsbezogene Zulagen gewährt werden. Jansens Rücktritt habe definitiv nichts mit diesem Zulagen-System zu tun. An staatlichen Universitäten ist eine Provisionszahlung für Drittmittel ausgeschlossen. Die ZU ist eine Privatuniversität. Sollten jedoch, wie jetzt bekannt geworden ist, aus Forschungsgeldern Provisionen entnommen worden sein, so handele es sich um „Zweckverfehlung“, sagen Insider der ZU.
Belastende Dokumente
Schon vor dem Rücktritt des Präsidenten Stephan A. Jansen waren Dokumente aufgetaucht, die diese Zahlungen belegen. Der Redaktion der „Schwäbischen Zeitung“ liegen Dokumente vor, deren Echtheit in einer eidesstattlichen Versicherung vom 1. März 2013 beschrieben wird. Dort heißt es: „Inhalt, Schriftart und -stil sowie Aktenzeichenstil entsprechen der Form, die ich in Briefen nach meinem Ausscheiden von der ZU seitens eines Vertreters des Präsidiums der ZU (...) erhalten habe. Sowie aus Dokumenten von ehemaligen Studierenden der ZU kenne (insbesondere die Unterschrift des Präsidenten).“ Ferner heißt es, dass es sich bei den Schreiben „mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um Kopien von Originalschreiben handelt“. In diesen Dokumenten werden Sonderzahlungen beschrieben, die der Präsident erhalten haben soll, weil er Drittmittel für die Universität eingeworben habe. Angeblich sollen diese Zahlungen laufend geflossen sein.
In der vorliegenden Kopie eines Briefes vom 2. Mai 2011 ist beschrieben, wie sich die Sonderzahlungen zur Gehaltsabrechnung vom April in Höhe von fast 23000 Euro zusammensetzen. Dort ist die Rede von rund 3000 Euro durch Drittmittel von Mercator. Auch durch die Deutsche Telekom soll Jansen an Provisionen gekommen sein. Fünf Prozent der DTAG-Förderung im April 2011 sollen mehr als 3000Euro betragen haben. Weitere Gelder resultieren aus Mitteln der FIF Förderung durch Grieshaber, IHK und Stiftung Familienunternehmen. Des weiteren sollen insgesamt 10675 Euro Sonderzahlungen durch die Daimler-Förderung geflossen sein.