Friedrichshafen / sz - Der Enthüllungen der vergangenen Wochen zeigen offenbar Wirkung: ZU-Präsident Stephan A. Jansen, schillernder Spitzenmann der Häfler Eliteuniversität, ist am Montag überraschend und mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Präsident und als Sprecher der Geschäftsführung zurückgetreten – Monate früher als ursprünglich geplant.
In einer offiziellen Presseerklärung klingt Jansens Rücktritt noch unspektakulär: „ZU-Präsident Jansen vollzieht angekündigten Rücktritt“, überschrieb die ZU eine Pressemitteilung, die am Montagmittag die Öffentlichkeit über den Schritt informierte. Nach elf Jahren würde Jansen seinen im Februar angekündigten Rückzug nun wahr machen. Interimsweise soll er von Alfred Kieser, bislang ZU-Vizepräsident und Management-Professor, vertreten werden. Seine engsten Vertrauten, Tim Göbel, Vizepräsident, und Katja Völcker, Mitglied der Geschäftsführung, werden zunächst an der privaten Hochschule verbleiben.
„Feuer lodert unter Deck“
Was die Pressemitteilung verschweigt, ist die Tatsache, dass Jansen der ZU erst im Jahr 2015 endgültig Adieu sagen wollte. Bis dahin sollte ein Nachfolger für den Präsidenten gefunden werden, ein fließender Übergang. Daraus wird nichts. Jansen ist am Montag aller Wahrscheinlichkeit nach über Enthüllungen gestolpert, die in den vergangenen Wochen auf die Universität einprasselten. Erst gelangte ein Schreiben aus ZF-Kreisen – einer der wichtigsten Geldgeber der Uni – an die Öffentlichkeit, in dem der Eliteuniversität katastrophale Ausgabenpolitik unterstellt wurde.
Dann geriet die Universität in den Verdacht allzu offenkundiger Vetterleswirtschaft. Was dem ZU-Präsidenten jetzt das Genick gebrochen haben dürfte, sind allerdings angebliche Provisionszahlungen, sogenannte Retainerzahlungen, die Jansen aus Forschungsgeldern von Förderern der Uni erhalten haben soll.
„Das Feuer lodert unter Deck“, kommentierte ein ZU-Insider nun die Vorgänge in der Zeppelin Universität, die im Laufe der vergangenen Woche zur Entscheidung Jansens geführt haben sollen. Eine andere anonyme Quelle sprach im SZ-Gespräch von einem „internen Misstrauensvotum“ gegen Jansen. Öffentlicher Druck alleine reiche schließlich nicht aus, um den Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen.
Jansen soll noch am Mittwoch der Meinung gewesen sein, er würde die Krise an der ZU schadlos überstehen. Bereits am Freitag habe dann sein Rücktritt festgestanden. Offenbar hatten wichtige Förderer der ZU nach der Berichterstattung kritisch nachgehakt, welche Gelder Jansen erhalten haben soll. Der interne Druck wurde dann offenbar zu groß, obwohl der ZU-Präsident diesen Zusammenhang im SZ-Gespräch klar dementierte.
In einer Mitteilung der Zeppelin-Universität werden die Anschuldigungen ebenfals zurückgewiesen. Dort heißt es stattdessen: „Durch die operativen wie kommunikativen Konsequenzen im Zuge der Kanzler-Trennung hat Herr Jansen den Eindruck gewonnen, dass es nach sieben Monaten seit Ankündigung besser ist, dies in einer ehrlichen Interimslösung zu leisten.“ In der Mitteilung wird Jansens Rücktritt damit als Konsequenz der Tatsache geschildert, dass sich die Universität jüngst von Kanzler Niels Helle-Meyer getrennt hatte – unter anderem wegen angeblicher „Kommunikationsprobleme“.
Trotz der anhaltenden Kritik an Jansen und an ZU-Spitzenpersonal gaben offizielle Stellen und Finanziers der Universität am Montag Kommentare zu Jansens Rücktritt ab, meist mit respektvoller Zurückhaltung:
„Professor Dr. Stephan A. Jansen und alle Mitarbeiter der ZU haben in den zurückliegenden Jahren die ZU aufgebaut und eine sehr gute Arbeit geleistet. Stadt und Zeppelin-Stiftung danken für die Pionierarbeit und die damit erworbene Reputation der ZU weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die Entscheidung von Professor Dr. Jansen gilt es zu respektieren“, teilte Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand auf SZ-Anfrage mit.
Keine Schadenfreude
Werner Allgöwer, Vorsitzender des Vorstands der ZU-Stiftung zollte ebenfalls Anerkennung für den Präsidenten: „Ich bedaure, aber respektiere seinen Wunsch, nun die Ankündigung wahr zu machen und danke von Herzen. Damit geht der ZU ein ,Freigeist-Präsident’ verloren“, so Allgöwer. Einzig der geschasste Uni-Kanzler Niels Helle-Meyer kommentierte den Vorgang kritischer: „Ich empfinde keine Schadenfreude. Aber jetzt ist der Weg zu wirklich notwendiger Aufklärung offen“, sagte er im SZ-Gespräch.
Die könnte jetzt in größerem Umfang kommen. Neben der Schwäbischen Zeitung recherchieren weitere Medien im Fall ZU. Auch Redakteure des Nachrichtenmagazins Der Spiegel sollen bereits am ZU-Campus am Seemoser Horn gesichtet worden sein.