Friedrichshafen / sz - Die Eurobike glänzt innerhalb des Messekalenders mit Superlativen. Keine Messe am See bringt mehr Aussteller in die Stadt – was Friedrichshafen verkehrstechnisch oder mit Blick auf die Unterbringung der Eurobike-Gäste vor große Herausforderungen stellt. Unterm Strich lohnt das Radspektakel aber allemal: Allein der Blick auf die Umwegrentabilität zeigt, dass die Welt-Leitmesse für die Messemacher wie die Menschen am See so wichtig ist wie die Champions League für die Häfler Volleyballer.
Für Messesprecher Wolfgang Köhle ist die Eurobike neben Outdoor und Fakuma eine der Top-Messen in Friedrichshafen. Umsatzmäßig genauso wie hinsichtlich der Reputation in der Welt der Messen. „Die Eurobike strahlt weltweit aus“, sagt Köhle. Das Fahrradforum am See hat dieses Jahr 1320 Aussteller (neuer Rekord), die Messe erwartet 40 000 Fachbesucher aus 100 Nationen, zudem sollen nochmals an die 20 000 Menschen zum Publikumstag am Samstag strömen. Vor dem Hintergrund solcher Zahlen, so meint Wolfgang Köhle, hätten Wissenschaftler einen Kaufkrafteffekt von knapp 40 Millionen Euro für die Region Friedrichshafen und noch einmal rund 30 Millionen im restlichen Land errechnet.
Großer Übernachtungsdruck
Die Eurobike beschert dem Tourismus beziehungsweise der Gastronomie gehörig Rückenwind. Während der Messe wird Friedrichshafen auch in der Innenstadt richtig international. Weltstadtflair? Nun, schon weit im Vorfeld der Eurobike glühen in der Häfler Tourist-Info jedenfalls die Drähte. Nach Worten von deren Chef, Claus Vechet, ist die Tourist-Info „für alle Messen Dienstleiter für die Unterbringung von Besuchern und Ausstellern“. Um dieser Rolle gerecht zu werden, beschäftigt die Tourist-Info mit Julia Graf eine Mitarbeiterin, die sich im Fulltime-Job auf die Radmesse fokussiert. Von Oktober bis März schafft sie die Arbeit allein, „acht Wochen vor der Messe sind wir dann zu Dritt“, sagt Julia Graf. Die Tourist-Info vermittelt pro Jahr im Messebereich rund 20 000 Übernachtungen, allein für die Eurobike sind es an die 5000. Um alle Gäste unterzubringen setzen die Mitarbeiter des Reservation Service inzwischen auf einen „großen Radius. Wir gehen bis nach Singen, Biberach und Dornbirn“, sagt die Tourist-Info-Mitarbeiterin. Ihren Arbeitsplatz hat sie derzeit auf dem Messegelände.
Um dem großen Übernachtungsdruck in der Region etwas die Luft zu nehmen, bietet die Messe seit Jahren einen festen Parkplatz für Camper an. Der ist auch diese Eurobike von Besuchern wie Ausstellern „voll belegt“, wie Messesprecher Köhle verdeutlicht. Während der Eurobike zehrt die Messe auch von „nachbarschaftlichem Miteinander“: Sie baut wieder auf die Unterstützung der Zeppelin-Luftschifftechnik (ZLT). Die stellt nach Worten von Andrea Fischer (Leitung Marketing & Kommunikation der ZLT) nicht nur den rund 5000 Quadratmeter großen Hangar für den Ausstellungsbetrieb zur Verfügung, sondern schafft auch zusätzliche Aussteller- und Besucherparkplätze auf dem Flugfeld. Während eines der beiden Luftschiffe während der Messetage auf den Flugplatz Mengen ausgesiedelt wird, bleibe das andere zu Hause. „Bei gutem Wetter fliegen aber beide tagsüber Fluggäste über die Region.“
Wo es viel Licht gibt, findet sich auch Schatten: Auf Friedrichshafen rollt mit der Eurobike wieder eine Verkehrslawine zu. Abgesehen davon, dass sich für die Anfahrt auch öffentliche Verkehrsmitteln anbieten, die Polizei empfiehlt allen mit dem Auto ankommenden Besuchern, „den aktuellen Parkplatz-Hinweisen unbedingt zu folgen“. So jedenfalls Markus Beckesch, Einsatzleiter für die Eurobike beim Häfler Polizeirevier. „Wer nur dem Navi nachfährt, steht plötzlich vor vollen Parkplätzen. Das endet dann oft im Stau“, erklärt der Polizist.
Samstag: Verkehrslawine rollt
Grundsätzlich erwartet die Polizei für den anstehenden Publikumstag am Samstag „starken Verkehr in der Stadt und auf den Anfahrtsstraßen“. Bisherige Erfahrungen mit dem Publikumstag aber hätten gezeigt, dass der Verkehr nicht komplett zum Erliegen komme. Am Samstag übrigens wird das Häfler Polizeirevier von der Verkehrsdirektion Sigmaringen (dort ist die Motorradstaffel angesiedelt) unterstützt.
Problemlos funktioniert haben laut Markus Beckesch die polizeilichen Anordnungen am Dienstag; Während des Demo-Days war die Nordzufahrt zur Messe zwischen Kreisverkehr und Abfahrt nach Gerbertshaus gesperrt.