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Demo-Day auf der Eurobike: Wo das Rad wieder neu erfunden wird

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Friedrichshafen / sz - Die Eurobike in Friedrichshafen, eine der weltweit wichtigsten Messen der Fahrradbranche, ist ab heute und bis zum Samstag Brennpunkt der Radbranche. Doch bereits am Dienstag luden Hersteller, Experten und Messe zum „Demo-Day“, an dem E- und Mountainbikes, Rennräder oder einfach die neueste Fahrradlampe vor Ort ausprobiert werden konnten. Dreck und Regen machten die Tests besonders realitätsnah. Außerdem erlaubte der Tag einen Blick auf das Lebensgefühl der Boom-Branche.

Ein Fahrradhelmpflicht in Deutschland? Undenkbar. Allein der Versuch einer solchen Debatte führte im Land schon einmal fast zu einem Glaubenskrieg. Da geht es auf der Eurobike schon gelassener zu: Dienstagfrüh, Auftakt des Demo-Days der Eurobike in Friedrichshafen: Unter den 45000 Fachbesuchern, die hier in den nächsten Tagen erwartet werden, ist auch eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute. Das Dutzend steht im Foyer der Messe, akkurat in neuesten Rad-Laibchen und hauteng festgezurrtem Fahrradhelmen auf dem Kopf. Wo hierzulande mancher Radfahrer noch mit baumelnder Schutzhaube am Lenker durch die Straßen fährt, ist auf der Eurobike die Vorfreude auf eine Runde mit dem neuesten Testrad offenbar so groß, dass der Helm gar nicht mehr abgenommen wird.

Das sorgt bei der Messe, in der die Branche alljährlich die neuesten Radentwicklungen samt zugehöriger Mode und Zubehör präsentiert, aber kaum für Irritationen. Im Gegenteil: Sehen und gesehen werden ist in diesem Geschäft, bei dem es neben Sport auch immer wieder ums richtige Image geht, mindestens so wichtig wie die Technik der Fahrräder, die von Shanghai über Frankfurt bis New York demnächst bei den Händlern stehen werden.

Dreckige Hosen, elegante Stürze

Beim Demo-Day geht es aber ausnahmsweise genau um Technik und Nutzen, darum, ob die angeblichen neuesten Innovationen der Hersteller auch das halten, was sie versprechen. Nur so ist es zu erklären, dass Friedrichshafen, vor allem aber das Messegelände samt Außenbereich, dieser Tage von zahllosen Radlern bevölkert wird. Der Demo-Day ist der Kern der Testverliebtheit der Branche. Wer hier zuvor als Händler oder Fachjournalist einen Haftungsverzicht unterschrieben hat, darf ausprobieren, was er möchte: Das neue Mountainbike mit extrem dicken Reifen und Elektromotor? Oder darf es ein Rennrad sein, wieder ein paar Gramm leichter als das Vorzeigemodell des Vorjahres? Vollgespritzte Schutzbleche, vom Regen durchnässte Haare und völlig verdreckte Radlerhosen zeugen von den ernstgemeinten Versuchen der Experten, das Material auf Herz und Nieren zu prüfen. Und mancher elegante Sturz zwischen all den Präsentationsständen im Außenbereich der Messe und ihren wehenden Fahnen zeigt, dass Mensch oder Material auch manchmal versagen können.

„Das ist ein Rummelplatz für uns, das ist eine Show. Das glitzert, man weiß gar nicht, wo man zuerst hingehen soll“, sagte Fachjournalist Markus Fritsch am Dienstag im SZ-Videointerview. „Das ist eine Art Familientreffen. Man trifft Freunde aus aller Welt hier und kommt einmal im Jahr aus aller Welt in Friedrichshafen zusammen. Das gibt es nur auf der Eurobike“, so Fritsch weiter. Er hat bereits in der Früh zahlreichen Kollengen gezeigt, was sich die Unternehmen dieses Jahr haben einfallen lassen: Ein doppelter Fahrradschlauch ist so eine neue Entwicklung. Sie soll Mountainbikern erlauben, mit extrem niedrigem Reifendruck zu fahren und zugleich das Risiko senken, dadurch einen Platten zu erleiden. An einem anderen Stand wird das dazu passende Fahrrad gezeigt: Ein „Fatbike“ mit einem derart dicken Reifen, dass es nur dank eines 250-Watt-Zusatz-Elektromotors einigermaßen flott bewegt werden kann. Womit auch schon der nächste Trend der Branche ausgemacht wäre: Räder mit Elektromotoren haben längst das Sportsegment erreicht: „Das ist nicht weniger sportlich, aber ich komme weiter mit meiner Kraft“, so Fritsch.

Am Ende des Dienstags sind schon die meisten dieser und vieler weiterer Neuheiten durch die Branchenkenner ausprobiert worden. Jetzt wird sich in den nächsten Tagen zeigen, welche der Neuheiten wirklich das Zeug für einen größeren Markt haben. Und dann, am Samstag, dürfen die ran, die all die nützlichen und unnützlichen, neu erfundenen Räder samt Zubehör einmal kaufen sollen: Das ganz normale Publikum.

Verlosung

Die Schwäbische Zeitung verlost gemeinsam mit der Messe Friedrichshafen 7 x 2 Karten für den Publikumstag der Messe am Samstag, 30. August.

Zum Gewinnen müssen Sie nur eine Frage beantworten: Was ist einer der großen Trends der Radbranche im Jahr 2014 a) E-Bikes, b) Dreiräder c) Pudelmützen. Rufen Sie an unter 01379/886115 (0,50 EUR/Anruf a. d. dt. Festnetz; ggf. abweichende Preise a. d. Mobilfunknetz) und nennen Sie Lösungswort und ihre Telefonnummer

Die Gewinner werden am Donnerstag, 28. August, von uns telefonisch benachrichtigt und können die Karten in der Geschäftsstelle der Schwäbischen Zeitung in Friedrichshafen abholen.

Die wichtigsten Branchentrends

E-Bikes: Die Zeit, in der nur Senioren Räder mit Elektro-Unterstützung gekauft haben, ist vorbei. Vor allem Mountainbike-Fans schätzen ebenso das Kraftplus aus dem Akku, das längere Strecken und die Konzentration auf Technik und Können erlaubt.

Fatbikes: Breiter, dicker, gröber – Mountainbike-Fans schwören in dieser Saison auf Jumbo-Reifen mit wenig Luftdruck und viel Haftung. Das soll extreme Fahrten ermöglichen. Ob es die dicken Schlappen wirklich braucht, ist wohl Glaubensfrage. Es ist halt einfach ziemlich schick und martialisch.

Spezialitäten: Nie zuvor gab es so viel elektronische Helferlein, Komfortzubehör oder optischen Schnickschnack am Rad wie 2014. Die Radbranche wird immer individueller und jedermann findet sein ganz persönliches Radl darunter. Aber es gibt es immer noch: Das ganz normale Fahrrad.


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