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Ensemble „Sagittarius“: Frühbarock trifft moderne Tonsprache

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Friedrichshafen / sz - Mit Geistlicher Chormusik, gesungen vom Dresdner Vokalensensemble „sagittarius“, ist am Sonntagabend die 39. Reihe der Sommerkonzerte in der Schlosskirche zu Ende gegangen. Auch wenn das anspruchsvolle Programm die Schlosskirche nur gut zur Hälfte gefüllt hat, war ein erlesenes Konzert zu erleben.

Der Name „ensemble sagittarius“ ist Programm, denn er nennt das lateinische Wort für Schütze, und damit sind wir schon bei Heinrich Schütz, dessen sechsstimmige Motetten aus der „Geistlichen Chormusik 1648“ im Mittelpunkt des Konzerts standen.

Mit ihrem Ideal des unbegleiteten polyphonen Chorsatzes sind Schütz’ Motetten bis heute noch Vorbild für geistliche Kompositionen der protestantischen Kirchenmusik. Der „Vater der deutschen Musik“ hatte seine „Geistliche Chormusik“ als Lehrwerk verstanden, in ihrer aufeinander bezogenen Anordnung zeugt die komplexe Sammlung für eine durchgängige Komposition. Das war auch bei den Gesängen in der Schlosskirche zu erfahren, die von der Erkenntnis, dass Christus lebt, zur Betrachtung der in Frieden ruhenden Toten und zum Ziel der Erdenreise im Himmel führte.

Ausgewogenheit steht im Vordergrund

Nur sechs Sängerinnen und Sänger umfasst das Ensemble unter der Leitung des jungen Dirigenten und Kirchenmusikers Michael Käppler, sodass der kunstvolle sechsstimmige Gesang eine besondere Transparenz erhält. Nicht die einzelne Stimme steht im Vordergrund, sondern das ausgewogene Miteinander der Stimmen. Auch wenn auf besondere Wortverständlichkeit geachtet wurde, musste man sich erst einhören, zumal Schütz die Stimmen ineinander verflicht, die Texte nicht nur wiederholen lässt, sondern auch übereinander legt. Die hellen Stimmen legen die Grundstimmung an – zwei Soprane, ein Altus und zwei Tenöre stehen einem Bass gegenüber. In schöner Harmonie wird in der Motette „Das Wort ward Fleisch“ der Glaubenssatz betrachtet. Ein liebender, gütiger Ton bestimmt Jesu Aussage „Ich bin ein rechter Weinstock“, lebhaft und freudig, fast wie ein Minnelied, klingt das „Herzlich lieb hab ich dich, o Herr“, während die Betrachtung der in Frieden Ruhenden besonders eindringlich und suggestiv berührt.

Hier trifft sich die Musik von Heinrich Schütz mit der sehr suggestiven Tonsprache des Norwegischen Komponisten Knut Nystedt, dessen Missa brevis das Ensemble mit den Motetten verschränkt hat. Sehr prägnant wandern hier die Sätze durch die Stimmen, Hell-Dunkel-Kontraste bestimmen das Credo, dessen Aussage die angeschlossene Schütz-Motette „Das ist gewisslich wahr“ bestätigt. Noch einmal kehren die Sänger mit dem Sanctus zur suggestiven modernen Tonsprache zurück, ehe sie den Abend mit Rheinbergers Abendlied beschließen. Man zögert mit dem Applaus, um die Stimmung nicht zu zerstören, ebenso nach der Zugabe mit „Der Mond ist aufgegangen“.


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