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Zeppelin-Museum will zur Avantgarde gehören

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Friedrichshafen / sz - Während vor dem Zeppelin-Museum etwa 700 Sadomasochisten eine bizarre Parade boten (siehe Seite 17), versammelten sich drinnen knapp 100 geladene Gäste, um den 20. Geburtstag des Friedrichshafener Musentempels zu feiern. Sie wurden an diesem verregneten Samstagabend Zeugen eines Podiumsgesprächs, das nicht nur die Vergangenheit und die Zukunft des Museums beleuchtete, sondern auch Anekdotisches zutage brachte und mit einer Wette endete. "250 000 Besucher in diesem Jahr, das schaffen Sie nie", sagte Andreas Köster. "Falls doch, lasse ich mir für das ganze Museumsteam etwas Schönes einfallen", so der Bürgermeister.

Mit Wolfgang Meighörner saß der erste Direktor des Zeppelin-Museums auf dem Podium: Mit Fliege, versteht sich, und zwar genau jener Fliege mit Zeppelin-Motiven, die er am Eröffnungstag getragen habe. Mit den Worten "für eure Sammlung" überreichte er sie dem Leiter der Zeppelin-Abteilung, Jürgen Bleibler. Wenn es um Zeppelin und das Museum geht, darf Manfred Sauter nicht fehlen. Der ehemalige Vorsitzende des Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin-Museums ist mit dem Luftschiff groß geworden. Er hat den LZ 130 noch als Bub erlebt, hat alle alten Zeppeliner persönlich gekannt und ist als einer der Ersten die Route der Weltfahrt von 1926 mit dem Flugzeug nachgeflogen. Für ihn ist Zeppelin ein hoch emotionales Lebensthema.

Zeppelin sei die Basis der ganzen Museumsarbeit, eine faszinierende und inspirierende Welt, wie Claudia Emmert sagte. Seit 2014 leitet die Kunsthistorikerin das Museum. Die 51-Jährige will Themen setzen, die angesagt sind und Zukunft haben. So wie damals. "Das waren damals innovative Leute, die die Welt erobern wollten, sozusagen die Avantgarde." Diesen Geist soll das Museum widerspiegeln. Zum 100. Todestag von Graf Zeppelin kündigte Emmert eine Forschungsausstellung zum Thema "Kult" an. Außerdem bereitet sie eine Kunst-Reihe zur Technik der erweiterten Wahrnehmung vor und will die Schätze von Dix und Feininger dem Publikum erschließen. Genau 116 Jahre nach dem Aufstieg des ersten Zeppelins in der Bucht von Manzell und 20 Jahre nach der Eröffnung des Zeppelin-Museums stand jedoch der Blick zurück im Mittelpunkt. Ohne den Freundeskreis würde es das Museum so nicht geben, ist Sauter sicher. Mehrere Millionen Mark hatte der etwa 2000 Mitglieder starke Verein gesammelt. Für die Stadtoberen ein starkes Argument, das Vorhaben anzupacken.

Die Idee hat viele Väter

Aber wer hatte die Idee, das Museum im Hafenbahnhof unterzubringen? Daran scheiden sich bis heute die Geister. Nachdem Sauter den ehemaligen Verkehrsdirektor und Messechef Udo Haupt nannte, meldete sich Walter Hinderhofer, ehemals Hauptamtsleiter im Rathaus, aus dem Publikum zu Wort: "Ich war’s." Als Chef im Vorzimmer des OB und gleichzeitig Leiter des städtischen Bodensee-Museums, das nach dem Krieg im dritten Stock des Rathauses untergebracht war, hatte er Einfluss und konnte, laut Sauter, dem OB auch mal sagen: "So geht’s nicht!" Ein Glücksfall war’s allemal, dass die Bahn den 1933 errichteten Hafenbahnhof 1988 an die Stadt verkaufte. Rund 5,5 Millionen Menschen haben seit 1996 das Museum besucht. Für die Stadt ist es laut Köster "ein Leuchtturm und Aushängeschild", das weiterzuentwickeln sich lohnt. "Wir könnten noch viel mehr bieten", sagte Emmert. Sie würde gerne das Depot öffnen, doch es fehlt an Platz. "Wer am Depot spart, der schätzt seine eigene Vergangenheit gering", sagte Meighörner.

Am Dienstag, 5. Juli, ab 18 Uhr zeigt Regio-TV Bodensee einen Beitrag über das Fest. Dabei kommen Wolfgang von Zeppelin, Manfred Sauter und Museumsdirektorin Claudia Emmert zu Wort. Die Sendung wird bis Mitternacht mehrfach wiederholt und steht danach im Internet unter

www.hallo.friedrichshafen.de


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