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Die monumentalen Bilder Dominik Zehles brauchen Raum

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Friedrichshafen / sz - Gesichter mit aufgerissenen Augen, angstvoll oder todtraurig, knallen einem in Rot und Gelb entgegen. Skelette umklammern Figuren, Totenköpfe hängen wie Luftballons übereinander. Eindrücke von der Ausstellung „jazz z.art & rock ’n’ roll“, die Dominik Zehle am Samstag im Foyer des Graf-Zeppelin-Hauses eröffnet hat.

Warum gerade das Graf-Zeppelin-Haus in einer Zeit, in der keine Veranstaltungen stattfinden und Kunstfreunde daher den Künstler anrufen müssen, um die Ausstellung zu sehen? Er hat einen guten Grund. Denn seine Werke – Bilder und Skulpturen – brauchen Platz, viel Platz, die er sonst nicht hätte, sie füllen das obere und untere Foyer. Die Arbeit „Der Phonograph“, an der er von 2000 bis 2002 gearbeitet hat, hat er bislang nur zweimal ausstellen können, ist sie doch zusammengesetzt aus fünf mal vier quadratischen Teilen, die zusammen ein Bild von 6,5 auf 6 Meter ergeben. Hier füllt sie die Rückwand bis an die Decke aus und wäre allein schon den Besuch wert, denn man wird nicht müde, das komplexe Bild zu betrachten, das ein Hauptthema des Künstlers anspricht: die Isolation des Einzelnen in einer Gesellschaft überbordender Kommunikation, die er hier hinterfragt. Das Telefon dominiert, wird zum zweideutigen Denkmal, schafft Verbindungen, die doch keine sind, zerschneidet Wege, die zueinander führen könnten. Das Bild hat recht helle Farben – auch sonst hat Dominik Zehle die Phase, in der das Bild sich aus schwarzem Grund herausschälte, hinter sich gelassen. Beispiele davon sind noch zu sehen in der Schau, die bis zum Bild „Wissenschaft mit Löffeln“ von 1997 zurückgeht, einem Bild, das noch vor dem Studium an der Kunstakademie entstand. Die Themen und Motive zeigen eine Welt des Kampfes, der Schatten. „Los lassen“ zeigt eine Frau mit gefesselten Armen, „Barbie nach der Scheidung“ eine Frau, die einen Totenschädel festhält, „Leben lassen“ eine Frau, nach der der Tod greift – ein doppeldeutiger Titel wie so manche hier.

Der Umgang mit Bedrohung und Tod ist auch in den Skulpturen präsent, die Zeugnis sind für die Vielschichtigkeit des Mannes, der nicht isoliert Maler, Bildhauer oder Fotograf sein will, sondern Künstler im umfassenden Sinn. Dazu gehören bronzene Medusenköpfe, aus denen nicht Schlangen wachsen, sondern Telefone, oder der Holzkopf, in dem ein Messer fast bis zum Schaft steckt, aber auch die zarte weiße Holzskulptur „Schnittlauch im Wind“. Und mittendrin steht zugedeckt das Objekt, das ihn seit Jahren beschäftigt und 2015 vollendet werden soll: der Lamborghini, den er aus Glasfaser nachbaut und der einmal perfekt aussehen, Motorengeräusch verbreiten, aber mit Pedalantrieb gefahren werden soll – ein Spiel mit Sein und Schein, wie es zum Künstler passt.

Wer Zehles Ausstellung in den nächsten Wochen sehen will, bekommt eine private Führung unter Telefon 0176 / 99 51 23 66.


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