Friedrichshafen / sz - An der Zeppelin Universität soll künftig ein Betriebsrat die Interessen der etwa 260 Mitarbeiter vertreten. Am Freitag wurde auf einer Mitarbeiterversammlung ein entsprechender Wahlvorstand bestimmt. Unterdessen hat sich der abberufene Kanzler der ZU, Niels Helle-Meyer, schriftlich an die Presse gewandt und seine Arbeit für die Uni verteidigt.
Wann der Betriebsrat seine Arbeit aufnehmen wird, steht noch nicht fest. Jutta Aumüller, Sekretärin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die den Prozess begleitet, rechnet damit, dass das Gremium in zwei Monaten handlungsfähig sein kann. Am Freitag sei ein Wahlvorstand eingesetzt worden. Der wird die Wahl der Betriebsräte organisieren. Die Versammlung sei „gut besucht“ gewesen, berichtet Aumüller, „die Leute waren gut vorbereitet, die Stimmung angenehm“. Ausdrücklich lobt die Gewerkschafterin, dass die Geschäftsleitung der ZU die Mitarbeiterversammlung unterstützt habe.
„Überrascht von den Aussagen“
Unabhängig von den Aktivitäten der Mitarbeiter hat der abberufene Kanzler der Uni, Niels-Helle-Meyer, sich erstmals zu den Vorgängen um seine Person öffentlich geäußert, in einer Pressemitteilung. Darin zeigt er sich „überrascht von den Aussagen des Vorsitzenden des Stiftungsvorstands, Werner Allgöwer, zu meiner Person“. Allgöwer, hauptamtlich Chef der Sparkasse Bodensee und ehrenamtlich Vorsitzender der ZU-Stiftung, die die Uni trägt, hatte am Dienstag in einer nichtöffentlichen Mitarbeiterversammlung die Abberufung des Kanzlers erläutert und dabei dem Vernehmen nach fachliche Gründe angeführt.
Zahlreiche Professoren und Verwaltungsmitarbeiter hatten sich zuvor für einen Verbleib Helle-Meyers an der Uni stark gemacht. Der nennt das in seiner Mitteilung „eine Welle der Solidarität mit mir, die sehr couragiert ist“ und die ihn „mit großer Dankbarkeit“ erfülle. Im weiteren Text deutet Helle-Meyer zumindest an, wo er selbst die Ursachen für seine Abberufung sieht (oder sehen möchte): „Wahrhaftig motivierende Arbeitsbedingungen, die durch Mitbestimmung u. a. nach dem Betriebsverfassungsgesetz geprägt sind, die jetzt an der ZU Gestalt annimmt, sind ein hohes Gut. Die Dezentralisierung von Verwaltungsstrukturen, die Einbindung des Kollegiums der Professorinnen und Professoren in die Gestaltung und Steuerung der Studiengänge, auch und gerade in wirtschaftlicher Hinsicht - das sind bedeutende Projekte meiner Kanzlerschaft.“