Friedrichshafen / sz - Nach Wochen des Pokerns, des Mauschelns und auch mancher gezielten Indiskretion scheint das Häfler Kulturzentrum Bahnhof Fischbach endgültig gerettet zu sein.
Friedrichshafens Oberbürgermeister verkündete am Montag zunächst die Fortführung des Kulturprogramms. Am Dienstag wurde dann klar. Die meisten offenen Fragen um den Bahnhof Fischbach scheinen geklärt, die noch nötigen Unterschriften gelten manchen Beteiligten allenfalls als Formsache. Hier die Details der Rettung im Überblick:
Wie funktioniert die Rettung im Detail? Ziemlich nüchtern bestätigte Jan van Bruggen, Insolvenzverwalter des Bahnhof Fischbach am Dienstag im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung: „Die Verhandlungen waren am Ende zielführend.“ Gemeint war damit: Die Stadt Friedrichshafen wird aller Voraussicht nach das Gebäude des Bahnhof Fischbach kaufen. „Das Angebot wurde von Seiten der Stadt durch einen Beschluss des Gemeinderats vom 28. Juli förmlich bestätigt“, teilte Kulturbürgermeister Peter Hauswald dazu am Dienstag mit. Sehr wahrscheinlich wird dabei eine Summe fließen, die sich im Bereich einer halben Million Euro bewegen wird. Die Stadt wird damit Hausherr im Kulturbahnhof, muss auch für noch ausstehende Sanierungen aufkommen. Mit dem Engagement der Stadt scheinen die Gläubiger laut Insolvenzverwalter zufrieden. Die Stadt garantiert deshalb zumindest bis zum Jahresende den Fortlauf des Kulturprogramms im Bahnhof.
Wann gibt es wieder Kultur im Bahnhof Fischbach? Noch ist quasi Sommerpause. Am ersten und zweiten Septemberwochenende sollen dann zunächst zwei Partys in Fischbach steigen, mit der „Simon and Garfunkel Revival Band“ wird am 17. September das reguläre Kulturprogramm wieder beginnen.
Wer macht jetzt das Kulturprogramm? Totgesagte leben länger, ließe sich jetzt sagen. De facto wird Bahnhofs-Erfinder Peter Berchtold mindestens bis zum Jahresende als selbstständiger Kulturschaffende im Bahnhof Fischbach sein Programm fortführen. Ob er dann weitermachen wird ist noch offen: „Ich weiß nicht, ob ich dann noch der Favorit bin“, sagte Berchtold am Montag. Es war ein offenes Geheimnis, das Berchtold und die Stadtverwaltung nicht nur Sympathien füreinander hegten. Insider sagen, dass am Ende aber schlicht eine Alternative zum bisherigen Betreiber fehlte. Auch Schulden und Verpflichtungen Berchtolds sollen im Rahmen der Rettung geregelt worden sein. Berchtold: „Ich fange wieder bei Null an.“
Was passiert mit der Gastronomie? Im Gegensatz zum Kulturprogramm ist die Zukunft der Gastronomie im Bahnhof noch offen. Laut Gerüchten soll es Gespräche mit Interessenten geben. So eindeutig wie beim Kulturteil scheint die Sache aber nicht: „Die Gaststätte bleibt bis auf Weiteres geschlossen“, teilte die Stadtverwaltung mit. Einen Pachtvertrag gebe es frühestens, wenn der Sanierungsbedarf des Gebäudes geklärt sei.
Gibt es wirklich keine Fallstricke mehr? Rein formell müssen die Gläubiger des Kulturbahnhofs am 17. August noch den Rettungsplänen zustimmen. Auch der Gemeinderat Friedrichshafen muss der Rettung seinen Segen geben. Aus dessen Reihen hieß es aber schon am Montag, man sei auf einer Linie mit der Stadtverwaltung. Und auch Insolvenzverwalter van Bruggen hält die Gläubigerzustimmung eher für eine Formalität.
Was war eigentlich passiert? Der Anfang der 90er-Jahre eröffnete Bahnhof Fischbach mit angeschlossener Gastronomie war als Zentrum für Kleinkunst und Kultur schnell über die Grenzen Friedrichshafens hinaus bekannt. Später machten Gerüchte um Zahlungsschwierigkeiten die Runde, die Kultur warf nicht genügend Gewinne ab. Am 26. März 2014 stellt der Betreiber einen Insolvenzantrag, zwei Monate später ist das Unternehmen zahlungsunfähig und entlässt alle Mitarbeiter. Eine Rettung des Kulturprogramms und des Betriebs wurde seither im Wesentlichen nur der Stadt Friedrichshafen zugetraut.