Friedrichshafen / sz - Die Freien Wähler haben im Rat den Antrag gestellt, auch die Kultur in die zu gründende Tourismus- und Stadtmarketing GmbH aufzunehmen. Antragsteller Florian Mayer sieht darin großes Potenzial für koordinierte und gemeinsame Werbe- und Marketingauftritte. Er nennt Bregenz und Dornbirn als Vorbilder.
"Friedrichshafen hat mehr zu bieten als nur die Industrie", sagt Mayer. Nur sagen tut es niemand. Zu jedem Fest, zu jedem Anlass gibt es Flyer und Infoblättchen. Das könne doch koordiniert werden, meint der Florist, der am kulturellen Leben der Stadt nicht nur als ehemaliger Seehas teilgenommen hat. Auf der Homepage der Stadt gehe vieles unter, für Außenstehende bleibe viel verborgen, sagt er. Als positive Vorbilder nennt er den Auftritt der Stadt Bregenz, die vornehmlich mit ihrer Kultur wirbt und sich damit einen Namen gemacht hat, aber auch Dornbirn.
Berthold Porath, Direktor des Dornier-Museums, geht regional in seinem Vergleich nicht ganz soweit. "Schauen Sie doch mal auf das Allgäu", sagt er und bezeichnet das als eine koordinierte Vermarktung einer Region. Er vergleicht die Darstellung der Leistungen und Angebote einer Stadt auf kulturellem Bereich aber auch touristischer und wirtschaftlicher Art mit dem Wirken eines Orchesters. Jeder müsse seine Stimme beherrschen, aber "es braucht einen Dirigenten, der den Ton angibt". Der Geschäftsführer einer neu zu schaffenden GmbH zwischen Stadtmarketing, Tourismus und Kultur müsse genau diese Dirigentenrolle übernehmen. "Der Geschäftsführer muss eine Vision haben, muss Netzwerker sein und sein Pult übersehen können". sagt Porath. Diese Stadt habe alle Chancen, sich zu positionieren. "Wenn nicht Friedrichshafen, wer dann?", fragt Berthold Porath und ist damit auf gleicher Position wie viele andere Kulturtreibende in dieser Stadt.
Die Stadtverwaltung selbst sagt nichts, da die Beratungen dieser Frage erst im Oktober stattfinden und die Sitzungsvorlagen mit den städtischen Empfehlungen noch nicht vorbereitet, geschweige denn veröffentlicht sind. An anderer Stelle aber hat sich jedoch der Chef des städtischen Kulturbüros zu dem Thema bereits zu Wort gemeldet. Winfried Neumann ist Leiter des Kulturbüros. Er bleibt gelassen, wenn es um den Aufbau einer GmbH geht, in der auch die Kultur Platz findet. Man wisse schließlich noch gar nicht, wie die Strukturen aussehen sollten oder wer da wem etwas zu sagen habe. Die Auswirkungen auf die Arbeit des Kulturbüros sind noch völlig offen. Neumann sieht Konfliktpotenzial, wenn es um die Ziele von Kulturarbeit einerseits und der nötigen Gewinnmaximierung von Tourismus und Stadtmarketing andererseits gehe. Er wolle keinen Mainstream bedienen, sondern eigenständige Kulturarbeit leisten. Schließlich, so Neumann, gebe es auch die Zeppelin-Stiftung, die die Kultur und den von ihr zu bedienenden Bildungsauftrag fördert.
Winfried Neumann sieht diese Gefahr jedoch als unbedeutend, viel eher solle die neue GmbH das potenzielle Publikum besser und zielgenauer ansprechen. Werbung und koordiniertes Auftreten der Kultur bei den Aktionen des städtischen Marketings und des Tourismus betrachtet auch Neumann positiv.
Ressourcen bündeln
Alfred Müllner, der Geschäftsführer der Technischen Werke (TWF), die als potenzieller Gesellschafter neben Stadt, Zeppelin-Stiftung und Flughafen diskutiert werden, kann sich diese Rolle gut vorstellen. "Die Stadtgestaltung liegt uns am Herzen und die Infrastruktur dieser Stadt ebenso. Dazu gehören auch Tourismus, Stadtmarketing und Kultur", sagt Müllner. Die TWF sind auch als Mitglied im Stadtforum in dieser Sache engagiert. Wenn sich eine Professionalisierung in der Zusammenarbeit von Kultur, Tourismus und Stadtmarketing ergebe, hilft das allen weiter, sagt Müllner. Er betrachtet den Weg zu einer umfassenden Gesellschaft deswegen als richtig, weil Ressourcen damit gebündelt werden könnten und die Effektivität der GmbH steigen kann.