Bevor am Sonntag der WM-Titel gefeiert wurde, haben zahlreiche Besucher des Biohofes Schätzlesruh ihr Hoffest gefeiert. Die Veranstalter sprechen von 1000 Besuchern, die der Einladung der Bürgerinitiative „Schützt die Schätzlesruh“ gefolgt sind. Mittlerweile hat die Bürgerinitiative über 3100 Unterschriften gesammelt, um die Bebauung der vom Hof nur gepachteten Flächen zu verhindern.
„Zunächst strömte der Regen. Doch dann kam die Sonne, und es strömten die Menschen auf die Schätzlesruh“, erzählt Gisela Roleder von der Bürgerinitiative. Musik, Kultur und kulinarische Köstlichkeiten aus hofeigener Produktion waren geboten. Viele Helfer trugen dazu bei, dass die Leckereien frisch auf den Tisch kamen. Mit dem Hoffest wollte die Landwirte-Familie Wolpold zeigen, was auf diesem Hof alles produziert wird. Die Bürgerinitiative nutzte die Gelegenheit, gegen die Bebauungsvorhaben zu protestieren und zu informieren. Nachhaltigkeit im Alltag zu erleben und die Vielfalt der Natur zu schmecken, veranschaulicht die Philosophie des Familienbetriebes, bei dem nun schon die 5. Generation mitarbeitet.
„Es geht uns darum, dass wieder klar wird, dass unser aller Essen vom Land kommt. Die Wertschätzung des Landes, die Artenvielfalt, das Wohlbefinden der Tiere, die bäuerliche, ökologische Landwirtschaft und der Schutz der Bodenseelandschaft sind für uns elementar,“ erklärt Ekkehard Wolpold auf seinen Führungen zu den vom Bebauungsplan „Oberhof III“ bedrohten Streuobstwiesen. Diese Wiesen besitzen einen sehr alten Obstbaumbestand, der biologisch bewirtschaftet wird und zugleich Weidefläche für die Milchkühe ist, die der Hof dort in unmittelbarer Nähe hält.
Widerstand währt schon lange
Die Geschichte der Bauvorhaben und der damit drohenden Vernichtung des Hofes ist lang. Mehrfach schon hatte die Stadt Friedrichshafen vorgehabt, in dieser Gegen Bauland auszuweisen. Bisher ohne Erfolg. Und das, so die Bürgerinitiative, solle auch so weitergehen. „Gott sei Dank ist hier nicht jene Satellitenstadt entstanden, wie sie vor 40 Jahren geplant war“, sagt Ekkehard Wolpold. Seit 1971 gibt es das bürgerschaftliche Engagement zum Schutz der Schätzlesruh. Auch 1995 gelang es, den damals bereits beschlossenen Bebauungsplan „Oberhof III“ zu stoppen.
Statt „Überbauungspläne“ gab es die Ausstellung „Blühender Bodensee" der Stiftung Bodensee zu sehen. An den Infoständen des BUND, der ABL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) und der Greenpeace-Gruppe Friedrichshafen gab es vielfältige Informationen zur Zukunft der Nachhaltigkeit. Neben den kulturellen, musikalischen und kabrettistischen Beiträgen wurde auch der Ernst des Anlasses deutlich. Die Bürgerinitiative „Schützt die Schätzlesruh“ warb um weitere Solidarität. Beim sonntäglichen Hoffest wurden 400 neue Unterschriften gesammelt, sodass nun über 3.100 Bürgerinnen und Bürger die Petition unterschrieben haben. Die Unterschriftenaktion geht weiter und soll im Herbst ins Rathaus getragen werden. Auch eine Hochstamm-Baumpflanzaktion ist geplant, wie schon vor bald 20 Jahren. „Das Engagement braucht einen langen Atem und jene zupackenden Hände vieler Menschen, die dieses gelungene Fest auf der Schätzlesruh erst möglich gemacht haben“, berichtet Gisela Roleder.