Friedrichshafen / sz - Mit dem obligatorischen Knopfdruck vor geladenen Gästen hat Rolls-Royce Power Systems (RRPS) am Montag die neuen Prüfstände im Werk 1 offiziell in Betrieb genommen. Das Unternehmen investierte rund 40 Millionen in das neue Gebäude, wo aktuelle Motoren, aber auch neue Technologien getestet werden sollen.
"Mit dem Neubau schaffen wir im wahrsten Sinne des Wortes Raum für neue Entwicklungen", sagte Ulrich Dohle, Vorstandsvorsitzender von Rolls-Royce Power Systems, bei der Eröffnung des fünfgeschossigen Neubaus. "Weil die Technik des Verbrennungsmotors der Zukunft noch anspruchsvoller sein wird, sind wir darauf angewiesen, unsere Produktentwicklungen intensiv zu testen." Dohle betonte, dass inzwischen extreme Anforderungen an Motoren bestehen, insbesondere was den Schadstoffausstoß angehe. Heutzutage pusteten Dieselmotoren 90 Prozent weniger Emissionen aus als noch vor einem Jahrzehnt.
3000 Betriebsstunden pro Jahr
Doch nicht nur Dieselmotoren will Rolls-Royce Power Systems im Werk 1 weiterentwickeln, sondern auch Gasmotoren. Die Unternehmensstrategen sind nämlich überzeugt, dass dieser Motorentyp in Zukunft stärker nachgefragt sein wird. Neue Erkenntnisse sollen die Häfler Ingenieure auch beim Erproben von Motorregelungssystemen oder Abgasnachbehandlungsanlagen gewinnen.
Besonders stolz ist man bei Rolls-Royce Power Systems auf einen Schwingprüfstand, auf dem Motoren bis zu 45 Grad gekippt werden können – dadurch werden Belastungen bei hohem Seegang oder in Bergbaumaschinen simuliert. Insgesamt sollen die drei neuen Prüfstände 3000 Stunden pro Jahr – wenn möglich rund um die Uhr – laufen, verriet Dohle. Nicht unerwähnt ließ der RRPS-Chef, dass beim Testbetrieb Stromgeneratoren eingesetzt werden, um schnelle Lastwechsel zu simulieren. Der anfallende Strom werde ins werkseigene Netz eingespeist.
Glückwünsche an die MTU
Sicheres Gespür für die Befindlichkeit seiner Zuhörer bewies Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand. Er gratulierte deshalb nicht der Rolls-Royce Power Systems AG, sondern ausdrücklich der MTU zu einem "markanten Industriegebäude".
Sehr elegant umschiffte Brand auch die Klippen, die ihm stets bei Terminen beim zweitgrößten Häfler Unternehmen drohen. Denn einerseits muss er natürlich die MTU loben, andererseits ist er auch immer als Interessenvertreter eines scharfen Mitbewerbers unterwegs – nämlich der Zeppelin GmbH, die Motoren des amerikanischen Herstellers Caterpillar verkauft. "Sie glauben an die Zukunft, Sie glauben an Ihre Ingenieurskunst", rief Brand Ulrich Dohle und seinen Mitarbeitern zu. "Nur wer von seinen Produkten überzeugt ist, investiert."