Friedrichshafen / sz - Schlicht "Farbholzschnitt" hat Günther Widenhorn seine Ausstellung zum Achtzigsten genannt, die am Freitagabend in der Galerie Plattform 3/3 eröffnet worden ist. Dem Werkstoff Holz und dem Farbholzschnitt hat sich Widenhorn, bis zum Ruhestand Ingenieur bei Dornier, verschrieben und er ist darin ein Meister der Ästhetik und der Ruhe.
Man fühlt sich wohl in der Ausstellung, freut sich an den zurückhaltenden, sorgsam aufeinander abgestimmten Farben, an den klaren Formen, an den stilisierten Motiven. Das Figurative dominiert, wobei der Künstler gerne in Serien arbeitet, denen er dann auch die gleichen Farben zuordnet. So finden sich harmonisch vereint und zum Quadrat gehängt Krebs, Krake, Languste und Wasserschlange. Gleich nebenan begegnet auf schmalem Hochformat ein Adam seiner Eva. Auch Ausdrücke wie "Nestflüchter" oder "Überflieger" finden sich in Bildern wieder. Besonders ins Auge fallen neuere Arbeiten im Format 50 mal 50, die er per Hand drucken muss, weil seine Presse zu schmal dafür wäre. Da füllt ein weißer Insektenschwarm den blauen Grund, noch steht bei dem Gewusel die allgemeine Richtung nicht fest, Einzelne halten sich auch ganz abseits. Anders der "Menschenschwarm" daneben: Still bewegen sich die Menschen über die Diagonale, zeigen dem Betrachter ihre Rücken. Warum aus den schemenhaften Umrissen Einzelne in starkem Blau hervortreten, bleibt das Geheimnis des Künstlers. Im Vogelschwarm fliegen alle in die gleiche Richtung, folgen dem Anführer. Hier sind alle weiß, nur einer mittendrin ist in Umrissen angedeutet und einer fliegt etwas abseits neben dem Schwarm – als Beobachter?
Vorgeschichte im Blick
Bilder im Flur wenden sich der Vorgeschichte zu. "Prähistorische Tänzerinnen" mit Wespentaille schweben eng an eng auf Spitze im Raum, daneben legen drei prähistorische Bogenschützen ihre Pfeile an – sie finden sich auf einem schmalen Holzschnitt wieder, auf der Jagd nach fliehenden Tieren mit langgestreckten Körpern und Geweihen. Es lohnt sich, sich auf Widenhorns Bilder einzulassen, auch da, wo er einfach einer Maserung des Holzes oder einer "Holzblume" – so der Titel – nachspürt.
Als Gast hat die Bildhauerin Waltraud Späth kleinere abstrakte Skulpturen und Modelle in den Raum gestellt, die ebenfalls den Werkstoff Holz einbeziehen und in fruchtbaren Dialog mit den Holzschnitten treten. Spannend ist, wie die Künstlerin das Holz mit Stein, Metall oder Beton kombiniert, wie ein Material das andere umfasst, ummantelt, Formen weiterführt.
Die Ausstellung in der Plattform 3/3 im Kulturhaus Caserne, Fallenbrunnen 17, ist noch bis 9. August jeweils freitags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen.