Friedrichshafen / sz - Gemunkelt worden ist darüber schon länger, jetzt ist es amtlich: Der Neubau der Zeppelin-Uni am Fallenbrunnen 3 wird mit 28,5 Millionen Euro deutlich teurer als geplant. Vorgesehen waren 22,5 Millionen. Folgt der Gemeinderat am Montag dem Vorschlag des Oberbürgermeisters, dann wird die Zeppelin-Stiftung die nötigen sechs Millionen Euro zuschießen. Die Uni prüft indes intern, wer für das Finanzloch verantwortlich ist.
Diese Prognose sei gewagt: Es wird kritische Fragen geben, wenn sich der Gemeinderat am Montag ab 16.45 Uhr mit dem Neubau der Zeppelin-Uni im Fallenbrunnen beschäftigt. Denn die Nachrichten, die die neue ZU-Präsidentin Insa Sjurts dabei haben wird, sind alles andere als erfreulich: Der neue Haupt-campus, der im September bezogen wird, wird wesentlich teurer als im Budget vorgesehen. 22,5 Millionen waren geplant, finanziert durch eine Spende der ZF Friedrichshafen AG. "Ich bin nun die Überbringerin der schlechten Botschaft", sagt Sjurts im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung. Die Gründe für die Erhöhung der Baukosten lägen in der Zeit vor ihrem Amtsantritt im April.
Und so setzen sich die Mehrkosten von sechs Millionen Euro laut Stadtverwaltung und ZU zusammen: Drei Millionen Euro sind im Laufe der Bauarbeiten aufgelaufen, unter anderem weil der Baugrund Probleme gemacht habe und die Arbeiten später als geplant erst im Winter 2013 begonnen haben. Zudem sei die Substanz des Altbaus Fallenbrunnen 3, an den der Neubau angeschlossen wird, schlechter gewesen als angenommen. Daneben habe die damalige Geschäftsführung unter Leitung von ZU-Präsident Stephan Jansen "ursprünglich nicht geplante, zusätzliche Leistungen veranlasst", wie es in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat heißt. Auch andere aufwändige Vorhaben - etwa gebogene Glasfenster oder eine Fassade aus verzinktem Stahl, die rostanfällig und teuer zu montieren ist - haben offensichtlich aufs Budget gedrückt. Hinzu kommen geschätzt zwei Millionen Euro für weitere, bisher nicht vorgesehene, aber laut ZU notwendige Sanierungsmaßnahmen am Altbau. Die Dämmung entspreche nicht dem Standard, viele Fenster seien zu alt, die Dränage kaputt, das Dach marode, sagt Knut Precht, kaufmännischer Berater der Zeppelin-Uni mit Verweis auf das Gutachten eines Sachverständigen, das die neue Geschäftsführung im Frühjahr in Auftrag gegeben hat. Komplettiert werden die sechs Millionen durch je 500 000 Euro für den Rückbau der als Zwischenlösung genutzten Containeruni und als Puffer für Unvorhergesehenes.
"Diesen Betrag können wir nicht aus eigener Kraft stemmen. Das würde uns in existenzielle Schwierigkeiten bringen", erklärt Insa Sjurts. Sie sei Oberbürgermeister Andreas Brand deshalb dankbar für seine Gesprächsbereitschaft und Unterstützung. Der OB wird dem Gemeinderat vorschlagen, die fehlenden sechs Millionen Euro aus dem Budget der Zeppelin-Stiftung zu holen. "Die Stadt Friedrichshafen und die Zeppelin-Stiftung unterstützen die ZU bereits seit 2004 im Sinne der Förderung von Wissenschaft und Forschung. Wir möchten uns daher unserer Verantwortung stellen und die neue Führung sowie die weitere Entwicklung der ZU unterstützen", sagt Brand laut einer Pressemitteilung vom Samstag. "Aufgrund von zeitlichen Verzögerungen bei Bauprojekten, wie etwa Karl-Olga-Park und den Bädern, ist die Zeppelin-Stiftung auch in der Lage, diese außerplanmäßige Ausgabe zu finanzieren, auch wenn es in Summe der Finanzplanung dann zu einer Inanspruchnahme der Rücklage kommt."
"Wir finden im Moment Dinge vor, die wir so nicht erwartet haben", sagt Sjurts mit Blick auf die Mehrkosten. Man sei aber bereits dabei, intern zu prüfen, wer für diese Entwicklungen verantwortlich sei. Man könne über das Ergebnis dieser Untersuchung noch nichts sagen, es sei aber klar, dass alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft würden. "Es ist unsere Aufgabe, Schaden von der ZU abzuwenden", sagt die Präsidentin. Ihr Vorgänger Stephan Jansen wollte sich auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung nicht äußern.