Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Die Auferstehung der Malerei

$
0
0

Friedrichshafen / sz - Das Zeppelin-Museum eröffnet am Sonntag, 26. Juli, um 11 Uhr eine Ausstellung des Künstlers Anton Henning. Mit dieser und der zeitgleich zu sehenden Ausstellung von Ré Soupault wirft das Museum den Blick auf die Avantgarde und zeigt die Wiedergeburt der Malerei. Anton Henning entführt in ein Gesamtkunstwerk, bei dem der Betrachter zum Sujet wird.

Es ist ungemein spannend, sich auf die Bilder des 1964 geborenen Künstlers einzulassen. Einem Parforceritt durch die Kunstgeschichte gleich zitiert, spiegelt und zieht Henning die Stile und Ismen heran, die selbst kunstgeschichtlich unbewanderten Betrachtern sofort ins Auge fallen. Da findet sich ein Dalí neben Manet, Tizian ist dabei, Bacon und Mondrian erscheinen und die Ziege von Picasso teilt sich die Wand mit Magrittes Pfeife. Die totgesagte Malerei steht aus ihrem Leichenschauhaus der Posterkataloge und Postkartenbildchen auf und wird zum Selbstzweck einer Inszenierung, die darin mündet, dass im dritten Ausstellungsraum die Grenze zwischen Gesehenem und Erlebten, zwischen Bild und Raum aufgelöst wird.

Henning ist als Pendant zu Soupault zu sehen. Henning steht aber auch für sich ganz alleine. Er erschafft eine Bilderwelt aus dem kollektiven Gedächtnis des Mainstreams und bringt diese in einen Bedeutungszusammenhang, der die drei Räume zu einem neuen Kosmos werden lässt. Wer die Ausstellung betritt, wird in ihr verweilen können, wird Dinge sehen, die nur auf ihre Entdeckung warten und die von Anton Henning neu interpretiert werden. Ein Hitler-ähnliches Portrait begegnet uns am Anfang, ein Abbild einer im Phänotypus Putin gleichenden Figur im letzten Raum.

Bauchpinsler

Dominiert wird das Figürliche von der Darstellung nackter Frauen, die vom Venustyp über die Haremsdame bis zur lasziven Sonnenanbeterin und einigen in Collagen verborgenen Sex-Sklavinnen zu sehen sind. Und daneben stehen die Selbstportraits des Künstlers und die Allegorie des sich bauchpinselnden Malers. Diese Ausstellung ist umwerfend inspirativ und unbedingt sehenswert. Das Museum selbst hat damit eine neue Qualitäts-Epoche in seiner Geschichte begonnen.

Eröffnung am Sonntag um 11 Uhr. Gezeigt wird die Ausstellung bis 10. Januar 2016.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293