Friedrichshafen / sz - Puppen und Kirche - das passt nicht? Das passt sehr wohl, wie die Friedrichshafener Paul-Gerhardt-Kirche beweist. Im hinteren Bereich des Gottesdiensraumes sind derzeit 80 Egli-Figuren zu sehen, die unter dem Titel "Ein Korb in die Freiheit" biblische Themen in Szene setzen.
Auf Tischen reihen sich im hinteren Bereich des großen Gottesdienstraums der Paul-Gerhard-Kirche 80 wertvolle Egli Figuren aneinander. Wertvoll sind sie deshalb, weil sie in aufwändiger Handarbeit mit viel Liebe zum Detail gefertigt wurden. Erst nach längerem Hinsehen fällt auf, dass sie gar kein Gesicht haben. Aber das soll so sein. "Dass die Figuren kein Gesicht haben, ist im Sinn der Erfinderin Doris Egli. Die Gestik der Puppen ist viel aussagekräftiger als die Mimik", sagt Michaela Hayen, Leiterin des Kreativtreffs der Paul-Gerhard-Kirche. Über sie haben die Figuren den Weg nach Friedrichshafen gefunden. Pfarrerin Doris Uhlig aus Sasbach in Baden hat sie nach dem Prinzip von Doris Egli geschaffen.
20 Arbeitsstunden pro Figur
Die aufgestellten Figuren verkörpern Personen und Themen aus dem Galaterbrief, so auch Paulus, der nach seiner Gefangenschaft in einem Korb über die Mauer freigelassen wurde. Eine Szene, die der Ausstellung das Thema gab. Am anderen Ende der Tische stehen wild tanzende bunte Figuren mit zerzausten Haaren, die die Früchte des Fleisches darstellen. Auf einem Zettel ist zu lesen, was diese Figuren sagen könnten: "Ich will alles und hole es mir" oder "Ich bin der Beste und lebe mich aus". Eng daneben stehen die Figuren, die die Früchte des Geistes verkörpern. Eine trägt eine andere Figur im Korb auf dem Rücken. Der Zettel daneben zitiert den Bibelvers aus Galater 6, Vers 3: "Ein jeder trage die Last des anderen." Für Pfarrerin Eva-Ursula Krüger ist es etwas Besonderes, diese Ausstellung in den Räumen der Kirche zu haben. Überhaupt ist Krüger von den Figuren ihrer Kollegin Uhlig begeistert, denn sie seien nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene anregend und höchst anspruchsvoll. "Diese Figuren sind ganz feinsinnig und mit vielen Details hergestellt worden", meint sie, als sie an den Tischen entlang geht.
Ungefähr 20 Stunden brauche man für eine dieser 20 Zentimeter großen Figuren, schätzt Michaela Hayen, selbst Egli-Figuren-Kursleiterin. Ein Blick auf eine Figur mit sieben Unterröcken lässt vermuten, dass es manchmal auch etwas länger dauert, bis ein Puppen-Kunstwerk fertig ist. Bislang haben Klassen der Ludwig-Dürr-Schule die Ausstellung besucht: Die Schüler kamen über die Egli-Figuren ins Gespräch über den Glauben. Bald will Pfarrerin Krüger eine Fortbildung für Erzieherinnen anbieten, um zu zeigen, wie man mit diesen Figuren biblische Geschichten erzählt.
Bei Interesse an einer Besichtigung der Ausstellung wird um eine Anmeldung bei Pfarrerin Eva Ursula Krüger gebeten: Telefon 07541/51969. Vom 29. bis 31. Oktober findet ein Egli-Figurenkurs in den Räumen der Paul-Gerhard-Kirche statt. Anmeldungen gehen per E-Mail an: