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Platz für bis zu 100 Flüchtlinge

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Friedrichshafen / sz - Mit zwei eigentlich für den Abriss vorgesehen Mehrfamilienhäusern in der Löwentaler Straße 2 und 4 hilft die Stadt Friedrichshafen dem Landkreis bei der Unterbringung von Flüchtlingen kurzfristig aus der Patsche. Die beiden Gebäude mit je sechs Drei-Zimmer-Wohnungen werden derzeit für die Belegung mit bis zu 100 Personen hergerichtet. Nachbarn sind darüber alle andere als glücklich.

Die Handwerker sind seit Wochen zu Gange. Fenster wurden offenbar erneuert, Wasser und Strom wurden reaktiviert, die Zimmer hergerichtet und Maßnahmen für den Brandschutz getroffen. Nachbarn wunderten sich: Die Häuser stehen geraume Zeit schon leer und sollten im Zuge der Fertigstellung des ZF-Forums abgerissen werden. Nachdem sich der Neubau verzögert, hat das Baudezernat der Stadt entschieden, damit zu warten und die Gebäude vorübergehend (bis voraussichtlich Ende 2015) als Flüchtlingsunterkunft anzubieten.

"Wir haben seit Juli einen deutlichen Anstieg an Neuzuweisungen und sind deshalb froh, die beiden Häuser als Unterkunft für Asylbewerber nutzen zu können", heißt es aus dem Landratsamt. Wie in jeder Unterkunft werde für die soziale Betreuung gesorgt. Man sei aber diesbezüglich noch in der Planungs- und Vorbereitungsphase.

Wann die ersten Bewohner einziehen, ist noch unklar. Anfang August heißt es. Auf jeden Fall ist das Ganze eine zeitlich befristete Angelegenheit, wie die Pressesprecherin der Stadt, Monika Blank, auf Anfrage mitteilt. "Ideal ist das nicht, aber es geht im Moment nicht anders. Wir müssen die Menschen unterbringen und brauchen dafür schnelle Lösungen", so Blank. Bereits heute leben gegenüber den beiden Gebäuden rund 40 Asylbewerber. Weitere 25 Plätze werden ab Herbst frei, wenn die Obdachlosenherberge ihr neues Haus im Industrieweg bezieht. Auch zwei weitere Häuser daneben sollen demnächst geräumt werden. Ob sie für die Unterbringung von Asylbewerbern genutzt werden? Dafür gebe es noch keine konkreten Pläne, heißt es von Seiten der Stadt.

Nachbar beschwert sich

Weil vieles noch unsicher ist und bisher wenig kommuniziert wurde, kocht die Gerüchteküche. Ein Anwohner, der nicht mit Namen in der Zeitung genannt werden will, beschwert sich über die die mangelnde Kommunikation seitens der Behörden. Man werde einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Es gehe ihm nicht um Verhinderung, sondern um Information.

Wenn hier weiter geschwiegen und verheimlicht werde, werde erst recht den rechten Meinungs- und Stimmungsmachern das Feld überlassen. Er als Nachbar habe jedenfalls große Befürchtungen. Mit dem einen Heim und der Obdachlosenunterkunft direkt ums Eck gebe es jetzt schon Belastungen und diese seien nach Schließung eines Bordellbetriebs nicht kleiner geworden: "Geschrei, Menschenaufläufe, Müll überall, nicht abgeschlossene Fahrräder, und alle paar Monate ein Sondereinsatzkommando der Polizei."

Doch die Not ist groß, und sie scheint immer größer zu werden. "Wir wissen nicht mehr, wo wir die Menschen unterbringen sollen", sagte Landrat Wölfe vor einigen Tagen im Sozialausschuss des Kreistags. Er lobte ausdrücklich die Stadt Friedrichshafen, die Wohnungen bereitgestellt und dadurch einigen Druck herausgenommen habe. Aber die allein werden nicht ausreichen. Der Plan B liege mittlerweile nicht mehr in der Schublade, sondern auf dem Tisch (siehe Seite 17 in dieser Ausgabe).


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