Friedrichshafen / sz - Er tourte als Botschafter der elektronischen Musik aus Deutschland durch die halbe Welt, schrieb für das Musikmagazin "Spex", landete 1997 einen kleinen Radio-Hit und leitet heute das Institut für Populäre Musik der Universität Folkwang: Hans Nieswandt (51). Nur die wenigsten wissen, dass die DJ-Legende ihre Jugend in Friedrichshafen verbracht hat. Im Vorfeld seines Auftritts im Zeppelin Museum am Donnerstag schwelgte Nieswandt deshalb für Hagen Schönherr in Erinnerungen an seine Zeit am See.
Herr Nieswandt, willkommen zurück in Ihrer alten Heimat. Verraten Sie unseren Lesern, was Sie mit Friedrichshafen verbindet?
Meine Eltern zogen mit mir nach Friedrichshafen, als ich acht Jahre alt war - 1972. Anfang 1985, ein halbes Jahr nach dem Abitur, bin ich dann nach Hamburg gezogen, zum Studieren. Meine gesamte Teenagerzeit spielte sich also in Friedrichshafen ab. Als ich 15 war, eröffnete das Jugendzentrum Molke, dort war ich sehr aktiv – im AK Film, im Band-Proberaum und in der Disco. Ich war in Friedrichshafen zum ersten Mal verliebt, betrunken, politisch empört, auf einer Bühne gestanden – einfach alles, was zu einer gelungenen Pubertät gehört.
Sie haben hier das Graf-Zeppelin-Gymnasium besucht. Haben Sie damals auch schon Musik gemacht und Platten aufgelegt?
Im Grunde mache ich bis heute dasselbe, was ich schon mit 13, 14 Jahren begonnen habe: eigene Musik machen, anderer Leute Musik vorspielen, über Musik schreiben und nachdenken. Im Sendegebiet des Schweizer Fernsehens DRS und des österreichischen ORF zu leben, war damals dabei sehr hilfreich. Da gab es viel bessere Musiksendungen als beim Südwestfunk. In der Raucherecke der Schule wurde das dann alles heiß diskutiert, zwischen den letzten Hippies und den ersten Punks. Ich war beides, aber natürlich hintereinander. Bis ich die Stadt verließ, hatte ich drei Bands. Die letzte, Klub der Söhne, war schon richtig gut, sehr schade, dass es von uns nie eine Platte gab.
Mit "From: Disco To: Disco" ist Ihnen 1997 ein kleiner Hit gelungen, heute leiten Sie das Institut für Populäre Musik der Folkwang Universität. Also können Sie unseren Lesern jetzt verraten, wie man einen Pophit landet…
In dem man es nicht darauf anlegt! Wir wollten nur die Musik machen, die wir am meisten liebten. Das würde ich auch heute noch allen Studierenden empfehlen. Wenn es dann klappt, kann es sehr lange sehr nachhaltig funktionieren mit der Musikerexistenz. Garantien gibt es da sowieso nicht, aber wenn man seine eigene Musik mag, hat man für immer einen guten Begleiter.
Bei ihrem Auftritt im Zeppelin Museum müssen Sie aber nicht nur einen Hit parat haben. Wie sorgt man falso ür Stimmung auf einer Party?
Das kommt immer auf viele Faktoren an, das Setting, das Mischungsverhältnis des Publikums, die Uhrzeit undsoweiter. Bei Museumspartys etwa ist das Publikum oft altersmäßig sehr gemischt, gleichzeitig aber geschmacklich verfeinert und offen für ungehörtes, da geht also einiges. Ich denke, es wird ein breites Spektrum zwischen brandneuen und uralten Tracks zu hören geben.
Wie kommt es eigentlich, dass Sie nach einem Besuch im März jetzt so schnell wieder ins Zeppelin Museum kommen?
Das wurde mir eben Anfang des Jahres so vorgeschlagen und nach dem sehr angenehmen ersten Abend bekräftigt. Für mich ist es natürlich großartig, auf diese Art in Kontakt zu meinem alten FN zu bleiben. Zumal meine Mutter letztes Jahr auch noch weggezogen ist. Ein seltsames Gefühl, hier plötzlich im Hotel zu wohnen.
Eine Blitzfrage noch zum Schluss: Wie groß ist Ihre Plattensammlung?
Plusminus 10 000 - alles Vinyl natürlich.