Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Mittendrin statt nur dabei

$
0
0
Friedrichshafen / sz

In den kommenden anderthalb Jahren wird an der Marienstraße ein Haus entstehen, in dem 18 Menschen mit geistiger Behinderung ein selbstbestimmtes Leben führen sollen. Außerdem wird dort die Sozialstation ihr neues Quartier beziehen. Am Freitag haben die Kooperationspartner den offiziellen Baubeginn – den Spatenstich – gefeiert.

Wenn solch ein Projekt keinen Beistand von oben hat, welches dann? Pünktlich um 10 Uhr riss der regenwolkenverhangene Häfler Himmel am Freitag auf, so dass die Sonne über der Marienstraße blinzelte, als sich die Beteiligten zum symbolischen Spatenstich trafen. „Ich freue mich, dass wir dieses Haus in Partnerschaft bauen können“, sagte Prälat Michael H. F. Bock, der Vorstand der Stiftung Liebenau. Er wünscht sich, dass eventuelle Vorbehalte bei den Nachbarn bald schwinden, denn: „Menschen mit Behinderung beißen nicht, sie sind nicht ansteckend – sie sind nur ein bisschen anders.“

Stefan Köhler, Erster Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen, stellte eines klar: „Wir sind der Ansicht, dass Menschen mit Behinderung mitten unter uns und nicht irgendwo am Rande der Stadt sein sollten.“ So sieht’s auch Andreas Köster, der Sozialdezernent des Bodenseekreises. „Mittendrin statt nur dabei“ sollte das Motto im Umgang mit behinderten Menschen lauten. Er hofft nicht nur, dass man ihnen mit Wohlwollen begegnet. „Was Herzlichkeit und Lebensfreude angeht, können wir uns einiges abschauen“, findet er.

Auch Pfarrer Bernd Herbinger, der Vorsitzende der katholischen Gesamtkirchengemeinde, hofft auf ein Stück Normalität. Er betonte, dass St. Canisius schon immer offen war für Menschen, die ein bisschen aus dem Rahmen fallen, zum Beispiel Gehörlose. „Wir wollen die Hand reichen“, erklärte Herbinger. „Wir wollen aus eine Gemeinde werden, die noch behindertenfreundlicher ist.“ Pfarrer Herbinger bat in seinen Grußwort auch die Nachbarn um Entschuldigung für den Baulärm, den sie in den vergangenen Wochen erdulden mussten. „Wir haben Ihnen brutal was abverlangt.“

„Ich freue mich, dass wir ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Lösung gefunden haben, wenngleich die Gespräche nicht ganz einfach waren“, sagte Dieter Hornung, der zweite Vorsitzende der Gesamtkirchengemeinde. Er stellte die Arbeit der Sozialstation vor, die im vergangenen Jahr 85 000 Hausbesuche bei 500 Pflegebedürftigen in Friedrichshafen machte. Gerade die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen sei unbezahlbar und „der soziale Kit in unserer Gesellschaft“.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293