Friedrichshafen / sz - "Manege frei" heißt es im Häfler Wiki Kinderhaus. Die kleinen Dompteure lassen ihre Pferde tanzen, sich drehen oder verbeugen. Seiltänzerinnen balancieren Hand in Hand über dicke Seile. Plötzlich springen Indianer durch den roten Vorhang und tanzen zu dem Lied "Komm hol das Lasso raus". "Jetzt kommen die Tiger, bitte nicht rumzappeln, denn wir haben keine Käfige", ruft der sechsjährige Zirkusdirektor Justin den Eltern zu. Und da kommen sie auch schon, krabbeln durch einen roten Tunnel und springen durch brennende Reifen.
Für den fünften Geburtstag des Wiki Kinderhauses in der Otto-Lilienthal-Straße, der am Samstag gefeiert wurde, haben die Kinder vier Wochen lang an einer eigenen Zirkusshow gearbeitet. Teamleiterin Barbara Schmieder begrüßte die Eltern im Hof, auf dem Spielstationen für die kleinen Wirbelwinde aufgebaut waren.
Offen und flexibel
Das Wiki Kinderhaus Team bietet 65 Kindern im Alter von sechs Monaten bis hin zum Schuleintritt eine liebevolle Betreuung. "Das Haus und seine Nutzer kann man als jung, frisch, quirlig und neugierig beschreiben. Das Angebot lockt Familien aus der ganzen Stadt an, denn durch das offene Konzept können sich die Kinder entsprechend ihrer Interessen entfalten", sagte Bürgermeister Peter Hauswald.
Das Kinderhaus Wiki unterscheidet sich von dem sonst bekannten Kindergartenkonzept. Das beginnt schon damit, dass es in dieser ganztags Betreuungseinrichtung keine Aufteilung in Gruppen gibt. "Die Kinder geben uns täglich Impulse vor, die wir dann aufgreifen. Sie können sich ihre Spielgruppen jeden Tag neu aussuchen, genauso wie die Räume, in denen sie arbeiten wollen", sagt Pädagogin Katrin Mann. So steht es ihnen frei, ob sie zum Beispiel im Labor forschen, in der Muckibude klettern, in der Werkstatt handwerken oder auch im Wüfelzimmer Zahlen und Buchstaben auf den Grund gehen wollen. Mit Marcel Mittag haben sie ihren eigenen Koch, dem die Kids liebend gerne in der Küche zur Hand gehen.
Mirjam Bezikofer ist die Mutter des 19 Monate jungen Gideon und erzählte: "Hier bieten sie flexible Teilzeitplätze an, was selten vorkommt. Sie haben ein offenes Konzept, die Kinder spielen altersübergreifend miteinander und lernen voneinander. Sie sammeln ihre Erfahrungen selbst und werden schnell unabhängig." Allerdings ist sie auch leicht skeptisch und meinte: "Wenn mein Sohn zum Beispiel keine Lust auf Malen oder Ausschneiden hat, dann muss er es nicht tun. Das heißt aber auch, dass er in der Schule in dieser Hinsicht zurückliegen wird." Schmieder versicherte jedoch, dass Kinder vor der Einschulung gezielt auf diese vorbereitet werden.