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In Friedrichshafen: Blumen und Bücher im Garagenverkauf

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Friedrichshafen / sz

Zwei schlimme Brände im April und Mai, zwei leergefegte Ladenräume, zwei Sachschäden in Höhe von jeweils 100000 Euro – und zwei Häfler Geschäftsleute, die aus dieser Not das Beste machen: Angelika Hirscher-Michel vom Blumenladen Hirscher und Thomas Fiederer von der gleichnamigen Buchhandlung verkaufen ihre Waren derzeit (fast) unter freiem Himmel. Garagen und Pavillons dienen ihnen als Ladenfläche.

„Das ist doch ein netter Notbehelf“, zeigt sich Angelika Hirscher-Michel glücklich über neu entstandene die Verkaufsfläche direkt neben ihrem Blumengeschäft. „Umsatztechnisch hätten wir sonst einen Totalausfall“, so die Geschäftsfrau, der der Schrecken der Brandnacht noch immer in den Knochen steckt. In den frühen Morgenstunden des 1. Mai brach das Feuer im Keller des Wohn- und Geschäftshauses in der Charlottenstraße aus. Direkt darüber befinden sich die Ladenräume. In der Wohnung im dritten Stock schlief ein Mieter. Er wurde von den Feuerwehrleuten ins Freie gebracht, anschließend ging es für ihn mit dem Verdacht auf eine Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Entstandener Sachschaden: etwa 100000 Euro.

Polizei geht von Brandstiftung aus

Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse und der Spurenlage geht die Kriminalpolizei von Brandstiftung aus, teilt Markus Sauter, Pressesprecher der Polizei mit. Entsprechendes Spurenmaterial werde derzeit im Landeskriminalamt untersucht. Die Ermittler erwarten frühestens im Spätherbst, beziehungsweise zum Jahresende, die Untersuchungsergebnisse.

Im Keller des Wohn- und Geschäftshauses ist alles verbrannt, ein beißender Geruch immer noch stark wahrzunehmen. Nach der langwierigen Reinigung und Trocknung gilt es nun, die gesamte Installation im Haus zu überprüfen. Hirscher-Michel hofft, dass die Renovierungsarbeiten bis zum 1. Oktober abgeschlossen sind und sie wieder in die Ladenräume umziehen kann. Später würde es für einen Verkauf in der Garage und im Pavillon außerdem zu kalt sein.

Im August zurück in den Laden

Für Thomas Fiederer heißt es langsam, aber sicher: Ende in Sicht. Seit dem 13. April, jenem Abend, an dem ein defekter Deckenstrahler im Schaufenster Feuer fing und sich der Brand entwickelte, veräußert der Buchhändler seine Schmöker in der Garage direkt neben dem Laden. Die Buchhandlung in der Wilhelmstraße 19 muss komplett saniert werden. Bis Ende August, so hofft der Geschäftsmann, der den Laden zusammen mit Peter Fraas führt, könne er seine Kunden wieder in den Ladenräumen empfangen. „So eine lange Behinderung ist schwierig“, sagt Fiederer.

Dank des Online-Geschäfts – die Kunden bestellen im Internet und holen die Ware am nächsten Tag ab – sei der Umsatz nicht komplett eingebrochen. Die Solidarität, die der Buchhändler nach dem Brand erfuhr, „war sehr sehr schön“. Die Stammkunden halten der Buchhandlung weiterhin die Treue, nur die Laufkundschaft ist teilweise weggebrochen.

Hirscher-Michel, wie auch Fiederer, sind „immens dankbar“ für die Unterstützung, die sie in den vergangenen Wochen und Monaten in Friedrichshafen erfahren haben: Kunden, Nachbarn und andere Geschäftsleute helfen mit und kümmern sich. Außerdem haben sie mit ihren Ersatz-Verkaufsflächen auch etwas Besonderes geschaffen: Fiederers Kunden sind entzückt vom Innenhof, „ein Kleinod unter freiem Himmel“, Blumenfans genießen die „Marktatmosphäre“ unter freiem Himmel - „und auch die Barrierefreiheit“. Ins Geschäft führt der Weg nämlich über drei Stufen. Der Buchhändler wie die Floristin sind dennoch froh, dass es bald einen Neustart gibt. „Es ist wichtig, dass es ein Ende hat“, sagt Fiederer.


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