Ehrenamtliche Hilfe ist notwendig, um den etwa 200 Asylbewerbern im Bodenseekreis ein möglichst erträgliches und würdiges Leben ermöglichen zu können. Das hat der DRK-Kreisverband Bodenseekreis am Mittwoch in einem Pressegespräch betont. Solange die Kinder, Frauen und Männer, die aus der ganzen Welt kommen, auf eine Entscheidung zu ihrem Asylantrag warten, ist das Deutsche Rote Kreuz im östlichen Bodenseekreis für sie zuständig.
Genauer gesagt sind es Barbara Ludwig und Sebastian Leidinger, die sich darum kümmern, dass Kinder zu einem Kindergartenplatz, Schwangere zu einer Hebamme, Kranke zu einem Arzt und Analphabeten zu einem Deutschunterricht bekommen. Im Bodenseekreis lautet der Betreuungsschlüssel 1:100. Das heißt: Ludwig und Leidinger sind jeweils für etwa 100 Menschen verantwortlich.
Die Zeit reicht nicht aus
Ideen, wie sie das Leben der Flüchtlinge – Familien und alleinstehende Männer – verbessern könnten, haben sie genug. Was ihnen fehlt, ist die Zeit, um die Ideen umzusetzen. „Wir suchen Zeitspender“, sagt Karl-Heinz Jaekel, DRK-Abteilungsleiter für Sozialarbeit. Damit meint er: Ehrenamtliche Helfer, die sich für die Asylbewerber einsetzen wollen. Ohne diese gehe es schlichtweg nicht. „Unsere Arbeit soll daher mehr eine Art Moderation von Ehrenamtlichen sein“, ergänzt DRK-Kreisgeschäftsführer Jörg Kuon. Zum Beispiel werden Übersetzer dringend gesucht. Die Sprachbarriere ist meist das erste Problem, mit dem die Flüchtlinge konfrontiert werden, egal ob sie aus Persisch, Arabisch, Serbisch oder Kurdisch sprechen. Ohne Dolmetscher funktioniert kein Arztbesuch, kein Behördengang und natürlich auch kein Beratungsgespräch. „Wir helfen ihnen, die Briefe aus Karlsruhe zu verstehen“, sagt Leidinger. „Das ist ein großer Teil unserer Arbeit: Die Asylbewerber über die rechtliche Situation aufzuklären.“ Dass sie neun Monate lang nicht arbeiten dürfen, könnten viele nicht nachvollziehen. Das Arbeitsverbot führe zu Frust und zu Depressionen. Die meisten stürzten sich auf jede noch so kleine Tätigkeit, sei es auch nur der Putzdienst. „Deshalb gibt es jetzt die sogenannten ‚Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge‘“, erklärt Jaekel. „Mit dieser Neuregelung dürfen wir jetzt Arbeiten außerhalb der Unterkünfte suchen.“ Diese Arbeiten müssten aber im gemeinnützigen Bereich sein. Hausmeister- oder Hauswirtschaftstätigkeiten in Pflegeheimen beispielsweise.
Barbara Ludwig, die seit Januar 2014 hauptsächlich für Familien zuständig ist, sucht außerdem dringend nach einer pädagogisch ausgebildeten Fachkraft, die zwei Mal die Woche für zwei bis drei Stunden bei der Kinderbetreuung helfen möchte, sei es Hausaufgabenhilfe oder Gruppenarbeit.
Den Kindern komme ein hoher Stellenwert zu. „Sobald ein Kind im Kindergarten ist, merken wir sofort, wie in der Familie ruhe einkehrt“, sagt Ludwig. Der geringe Wohnraum, den sich große Familien zu teilen hätten, sorge für große Spannungen. Außerdem lernten die Kinder im Kindergarten unglaublich schnell Deutsch, Freundschaften entstünden und, so banal es klänge, die Eltern kämen aus den Unterkünften heraus, um die Kinder in den Kindergarten zu bringen und abzuholen. Das schaffe geregelte Tagesstrukturen.
Die Wohnungen reichen nicht aus
Erhalten Flüchtlinge das Bleiberecht, werden Nachfolgeunterkünfte nötig. Allerdings stellt sich die Suche keineswegs einfach dar. „Das ist frustrierend“, sagt Leidinger. „Da bekommt man unterschwellig die Ablehnung mit.“ Wenn er sich auf ein Inserat melde, wisse er eigentlich schon im Voraus, dass er keine Chance habe, wenn er sage, dass es Flüchtlinge seien, für die er was suche.
Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, der darf sich per E-Mail melden bei
Sebastian Leidinger: s.leidinger@drk-kv-bodenseekreis.de oder bei
Barbara Ludwig: b.ludwig@drk-kv-bodenseekreis.de