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Zeppelin Museum steht unter Beobachtung

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Friedrichshafen / ras - Friedrichshafen - Das Zeppelin Museum hat den Jahresabschluss für 2014 vorgelegt. Vordergründig ist darin alles in Ordnung, sagen die Wirtschaftsprüfer. Trotzdem brechen beim Museum andere Zeiten an, die aus Fehlern der Vergangenheit resultieren.

Der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Gemeinderates wird sich am heutigen Montag mit dem Jahresabschluss befassen. Schaut man sich die zugehörige Verwaltungsvorlage an, so fallen verschiedene Hinweise seitens der Stadtverwaltung auf, die ungewöhnlich in einer solchen Vorlage sind. Dass das Museum einen Fehlbetrag von 119 000 Euro erwirtschaftet hat, ließe sich angesichts der Neukonzeption und damit verbundener Bauarbeiten im Museum noch rechtfertigen.

Ungewöhnlich und nicht alltäglich sind jedoch Bemerkungen zu einem Fragenkatalog nach Paragraph 53 des Haushalt-Grundsätze-Gesetz (HGrG). Die Wirtschaftsprüfer, die die Jahresberichte der städtischen Tochtergesellschaften prüfen, müssen diesen Fragenkatalog abarbeiten und gegebenenfalls dazu Stellung beziehen. Sollte es bei den Fragen Auffälligkeiten geben, werden diese von der Stadtverwaltung aufgegriffen.

So steht in der Verwaltungsvorlage, die die Diskussionsgrundlage für die Ausschussmitglieder dieses Ratsausschusses ist, die Empfehlung der Stadt an das Museum, "Maßnahmen zur Korruptionsprävention in einem Rundschreiben unter den Mitarbeitern der Gesellschaft bekannt zu machen". Das bedeute nicht, dass es einen Korruptionsfall im Museum gegeben habe, nur müsse die Frage der Wirtschaftsprüfer behandelt werden, ob die Geschäftsführung des Museums Vorkehrungen zur Korruptionsprävention ergriffen und dokumentiert habe, sagt der Kämmerer der Stadt Friedrichshafen, Stefan Schrode.

Weitere Fragen, die den Wirtschaftsprüfern aufgefallen sind, drehen sich um die Richtlinien und Arbeitsanweisungen für wesentliche Entscheidungsprozesse bei Auftragsvergabe, Personalwesen, Kreditaufnahme und -gewährung. Die Wirtschaftsprüfer empfehlen ferner, dem Museum eine Anweisung zu erteilen, wie Eintrittsgelder und Einnahmen des Museumsshops gezählt und geprüft werden müssen.

Konstruktiver Dialog

Eine weitere Besonderheit bei diesem Jahresbericht sind die Stellungnahmen der Stadt und der Stiftungspflege. Hier berichtet die Stadt von einem konstruktiven Dialog mit der aktuellen Geschäftsführung unter Claudia Emmert. Man habe sich auf bestimmte Regeln geeinigt, die einzuhalten seien und die für die neue Geschäftsführerin den Weg in eine wirtschaftlich erfolgreiche Museumsleitung ebnen sollten, sagt Schrode. Die Stadt reagiert damit auf Vorfälle in der Vergangenheit.

Schon im Februar diesen Jahres hatte die Stadt dem Museum zusätzliche Mittel für 2015 gewährt. Hintergrund waren damals unter anderem die gescheiterten Pläne einer erfolgreichen Vermarktung von Feininger-Fotografien, für die die Stadt zuletzt 360 000 Euro dem Museum nachschießen musste. Unter der Leitung von Ursula Zeller hatte das Museum 2010 die Feininger-Sammlung gekauft, ein Darlehen dafür aufgenommen und gehofft, die Ausgaben durch Verleih der Bilder an andere Museen zu refinanzieren. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen.

Im Nachgang urteilt der Kämmerer, der Jahresbericht sei der Punkt, an dem für Claudia Emmert die Basis für erfolgreiche Arbeit gelegt werde. Sie selbst sei sehr an einer verstärkten Kontrolle interessiert. Das Museum wird insofern von Altlasten befreit, weil mit den vereinbarten Maßnahmen ungeregelte Ankäufe oder Darlehensaufnahmen – wie in der Vergangenheit geschehen – nicht mehr möglich machen. Ob die finanzielle Schieflage des Museum damit bereits komplett beseitigt ist, darüber schweigt die Stadt sich aus.

Das Museum wird insofern von Altlasten befreit, weil mit den vereinbarten Maßnahmen ungeregelte Ankäufe oder Darlehensaufnahmen – wie in der Vergangenheit geschehen – nicht mehr möglich machen. Ob die finanzielle Schieflage des Museum damit bereits komplett beseitigt ist, darüber spricht sich die Stadt nicht aus. Der Verlust von 119 000 Euro soll mit dem Gewinn des Vorjahres verrechnet werden. Der übrig bleibende Verlust von rund 25 000 Euro wird, wenn der Ausschuss am Montag zustimmt, auf das Geschäftsjahr 2015 übertragen. Ferner soll der Aufsichtsrat durch ein weiteres Mitglied aus der Stadtverwaltung verstärkt werden.


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