Wie der Autoverkehr künftig durch die Stadt geführt wird und wie er sich mit Nahverkehr, Radlern und Fußgängern vertragen soll, das könnten demnächst Häfler Bürger selbst entscheiden. Der Technische Ausschuss der Stadt hat am Dienstag grünes Licht für ein Programm zur Beteiligung der Öffentlichkeit an den anstehenden Planungen gegeben. Außerdem wurden Ideen für die Verkehrsberuhigung der Friedrichstraße diskutiert, was allerdings andernorts auch ein Plus an Verkehr bringen könnte.
Kern der geplanten Öffentlichkeitsbeteiligung sollen sogenannte Bürger- und Internetforen werden, in denen 15 bis 18 Bürger gemeinsam mit Experten und Vertretern der Verwaltung besprechen sollen, wie ein künftiges Verkehrskonzept für die Stadt Friedrichshafen aussehen könnte. Das erklärte Ulrich Noßwitz, von der Stadt beauftragter Verkehrsplaner, in der Sitzung am Dienstag. Eine erste Informationsveranstaltung zu den geplanten Foren soll bereits im September angeboten werden. Im Oktober oder November sollen Bürger und Experten dann die Arbeit aufnehmen. „Ziel wird sein, die Ergebnisse dieser Foren im Gemeinderat zu verabschieden“, sagte Planer Noßwitz vor den Ausschussmitgliedern.
Tausende Autos pro Tag
Für Bürger und Planer werden zuvor allerhand Probleme zu lösen sein. Nicht nur der künftige Autoverkehr durch die Stadt, sondern auch das Parken, die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs und der Fußgänger- und Radverkehr wollen angemessen in das gesuchte Konzept eingearbeitet werden. Dabei sind einige Zahlen zu verdauen: Bis zu 21000 Autos passieren an durchschnittlichen Tagen Teile der B31, bis zu 19000 Teile der Friedrichstraße. Jede Änderung an diesem System durch Bürger und Experten könnte Straßen einerseits entlasten, andernorts aber auch zu mehr Verkehr führen.
Das Ziel ist schonmal klar: Durchgangsverkehr soll einst rasch und problemlos an der Stadt vorbeigeführt werden, ohne Verkehr aus der oder mit Zielen in der Stadt auszusperren. „Verkehr löst sich nicht in Nichts auf“, sagte Friedrichshafens Baubürgermeister Stefan Köhler am Dienstag zur SZ. Mehrbelastungen an einzelnen Stellen dürften nicht dazu führen, grundsätzlich gute und richtige Ideen der künftigen Verkehrsplanung totzudiskutieren.
Eine wichtige Schlüsselstelle – und zugleich Paradebeispiel für dieses Problem – dürfte die Zukunft der Friedrichstraße am See werden. Auf der einen Seite steht hier der Wunsch von Stadt und Bürgern, die Straße als ehemalige Prachtstraße der Stadt zu beleben, mehr Fußgänger und Radfahrer und weniger Autos dort zuzulassen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sich die Bürgerforen unter anderem mit sechs Varianten beschäftigen müssen, die die Verkehrsplaner der Stadt zuletzt durchgerechnet haben (siehe Kasten).
Ideen für die Friedrichstraße
Zahlreiche Varianten haben die Verkehrsplaner vorgeschlagen, um den Autoverkehr in der Friedrichstraße zu verringern, um sie als Geschäfts- und Vorzeigestraße attraktiver zu machen. Der Verkehr müsste aber anderen Stellen durch die Stadt, die mehr belastet würden. Hier die wichtigsten Ideen:
Variante 1: Umgestaltung zur Geschäftsstraße mit Tempo 30. Bis zu 7000 Fahrzeuge weniger pro Tag.
Variante 2: Friedrichstraße und Charlottenstraße werden teilweise Einbahnstraße (außer für Busse). Je nach Richtung rund 5000 bis 8000 Fahrzeuge weniger am Tag.
Variante 3: Friedrichstraße und Charlottenstraße werden vollständig Einbahnstraßen (außer für Busse). Bis zu 8000 Fahrzeuge weniger pro Tag, je nach Richtung.
Variante 4: Durchfahrtsverbot für Autos zwischen Parkhaus am See und Metzstraße. Bis zu 16000 Fahrzeuge weniger pro Tag.