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Ein Künstler lässt sich nicht einengen

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Friedrichshafen / sz - Bernd Lutze stellt in seiner Galerie noch bis 1. August "Peter Mell und Freunde" aus. Es sind Freunde mit verräterischen Namen.

1987 hat Lutze den damals bei Heimenkirch im Allgäu lebenden Künstler Peter Mell zum ersten Mal in seiner Galerie ausgestellt. Seinerzeit waren alle Arbeiten mit "Nelson Mandela" und Datum bezeichnet. Der bis heute politisch engagierte Künstler setzte damit ein Zeichen für den Freiheitskampf der Schwarzen in Südafrika, ein Zeichen, das bis zum Sieg der Anti-Apartheid-Bewegung bestehen sollte. Seit dem Tag, als Mandela freigekommen war, zeichnet Mell seine Bilder mit "Tibet", als Hinweis auf ein kleines Volk, das sich heldenhaft gegen die Unterdrückung durch das übermächtige China wehrt. Er selbst hat Tibet nie besucht, doch der Titel ist seine Art, sich für Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen. So darf es nicht wundern, dass Tibet zwar ideell hinter den ausgestellten Werken steht, aber nirgends zu finden ist.

Malen, schreiben, knipsen, zeichnen

Wo aber sind die Freunde, mit denen er ausstellt? Der 1939 in Weimar geborene Peter mell, der seit 1995 wieder in Thüringen lebt und arbeitet, will sie im Sommer 2011 bei einem Symposion in Kanada kennengelernt haben. Doch die Namen sind verräterisch: der Holländer Piet Maltees ("malt es"), der Brite Pete Schreebs ("schrieb’s"), der Russe Pjotr Knips (knipst) und der Elsässer Pierre Dessin (Zeichnung) haben alle den gleichen Vornamen und sind in Wahrheit ein und derselbe: Peter Mell. Denn dieser will nicht auf ein einziges künstlerisches Feld festgelegt werden. Er hat sich im Lauf der Jahre für verschiedene Ausdrucksformen interessiert und tut es noch heute. Er will malen, zeichnen, fotografieren, collagieren und schreiben, er will gegenständliche, abstrakte und freie Kunst machen. Alle Facetten sind in der Ausstellung zu sehen: freie Malerei, großformatige Tuschezeichnungen, übermalte Fotografien und geschriebene Bekenntnisse. So dominieren den Hauptraum drei Werke, auf denen in verschiedenen Schriften auf weißem Grund nur die Sätze stehen: "Alle haben es gewußt" – "Priester und Jungs" und "sie machen einfach weiter". Aussagen, die schwer wiegen, auch und gerade weil sie ohne ablenkendes Beiwerk daherkommen.

Die Gegensätze sind für Peter Mell kein Problem. So war denn auch sein Schlusssatz bei der Ausstellungseröffnung, in der er seine "Freunde" vorstellte: "... er meinte, wir sollten als EINER auftreten, getreu dem Satz Rimbauds: Ich bin viele."

Die Ausstellung "Peter Mell und Freunde" ist bis 1. August jeweils Mittwoch bis Freitag von 14 bis 19 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr zu sehen. Am Kunstfreitag, 10. Juli, ist die Galerie von 19 bis 24 Uhr geöffnet.


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