Friedrichshafen / sz - Jahrelang hat Stadtorchester-Leiter David Gilson von einem vollen Saal geträumt, es aber trotz größtem Engagement und viel Wortakrobatik nicht geschafft – doch in der Reihe der "Kids Winds" hat das Häfler Stadtorchester nach dem putzmunteren Donikkl-Auftritt zum zweiten Mal das Graf-Zeppelin-Haus voll bekommen – rappelvoll.
Ja, der "Flohzirkus" war kein normales Programm, sondern das dritte "Kids-Winds"-Konzert des Stadtorchesters. Diesmal nicht mit einem Star zum Anfassen wie Donikkl, sondern mit lauter eigenen Gruppen. Kinder vom See spielen, zeigen Akrobatik für Kinder von hier – nichts eingekauft, alles selbst gemacht. Toll! Dass ein paar Längen drin sind, sei nicht übersehen, aber kein Grund zur Kritik. Das Stadtorchester sitzt unten, zwischen den Zuschauern und der Bühne, denn die gehört allein den Kindern. Auch die Moderation machen die Kinder selbst – frisch und sicher. Respekt.
Warni-Warni begeistert
Der Vorhang öffnet sich mit wenigen Minuten Verspätung, dann folgt Schlag auf Schlag. Begeisternd ist die akrobatische Vorführung der Zirkusgruppe "Warni-Warni" der Grundschule Ailingen. Wird das später noch zu toppen sein, fragt man sich und verfolgt bewundernd Akrobatik und Jonglage. Und immer ist da die stimmige musikalische Untermalung mit Zirkusmusik durch das Stadtorchester, auf dessen roten T-Shirts eine gelbe Sonne leuchtet. Wie der "Fiddler" aus Anatevka schreitet Andres Schreiber hinter den Akrobaten über die Bühne, an all den kleinen Streichern entlang, die sich dort aufgebaut haben: die Streichergruppen der Grundschule Ailingen und der Albert-Merglen-Grundschule und das Streichensemble Sinfonietta der Musikschule – eine faszinierende Idee.
Kindgerechte Musik
Es kommt keine Unruhe auf im Saal, das Programm kommt bei den Kindern bestens an, immer gibt es was zum Gucken und kindgerechte Musik obendrein.
Sobald auf der Bühne umgebaut werden muss, wird die Schlagzeugklasse von Harald Fuchsloch vorne auf der Seitenbühne aktiv. Einen stattlichen, farbenfrohen und lebendigen Chor stellt die Realschule St. Elisabeth auf die Bühne, Pink Panther darf loslegen, ein Queen-Medley folgt, ehe auch St. Elisabeth zur Zirkusatmosphäre beiträgt.
Elefanten aus Allmannsweiler
Fröhlich ist die Atmosphäre auch im zweiten Teil. Munter bewegen sich die kleinen Kindergarten-Elefanten aus Allmannsweiler über die Bühne, sehr flott begleiten die Bläser der Tannenhagschule unter Sigrun Meschenmoser die Akrobaten, Jongleure und Clowns der ZirkusAkademie Friedrichshafen unter Andrea Sprenger. Mit Zirkusmusik unterstreicht das Stadtorchester die Jongleure mit Yoyos und Keulen, die glänzende Akrobatik am Boden und am Vertikaltuch.
Nach knapp zwei kurzweiligen Stunden endet der spannende Nachmittag. Für den erkrankten David Gilson hat diesmal Florian Zürn dirigiert, Tubist im Stadtorchester und Leiter der Trachtenkapelle des Musikvereins Oberteuringen. Man spürt sofort, dass die Chemie zwischen ihm und dem Stadtorchester stimmt, sein ruhiges, umsichtiges Dirigat begeistert. Gilson hat sehr gute Vorarbeit geleistet, auf der andere aufbauen können. Was wird sich das Stadtorchester für die nächsten "Kids Winds" einfallen lassen?